Donnerstag, 7. März 2024

Wonka (2023)

https://www.imdb.com/title/tt6166392/

Bereits in jungen Jahren träumt Willy Wonka (Timothée Chalamet) von seinem eigenen Schokoladengeschäft. Doch Schaum wie so manch anderer Traum ist das nicht. Mit dem Laden ist es ihm sehr ernst. Deshalb hat er auch viel Zeit damit verbracht, um die Welt zu reisen und an verschiedensten Orten seine Techniken zu verbessern. Doch bevor alles überhaupt richtig in Gang kommen kann, ist es schon fast wieder aus mit dem Traum vom eigenen Laden. Denn das mächtige Schokoladenkartell legt dem exzentrischen Wonka jede Menge Steine in den Weg. Aber ohne die Erlaubnis des Kartells geht nun mal leider gar nichts, die Ladentür muss verschlossen bleiben. Aber Wonka lässt sich auch davon nicht unterkriegen. Er sprudelt regelrecht vor Ideen, wie er seine schokoladigen Leckereien trotzdem unters Volk bringen kann. Alleine ist er dabei auch nicht. Die kleine Noodle (Calah Lane) ist ebenfalls mit dabei. Außerdem kann Wonka auf die Unterstützung der skurrilen Oompa Loompas setzen.

Regisseur Paul King hat wohl eine gute Formel gefunden. Gutmütige, süße Träumer kommen in ein fremdes Land, wo sie gezwungen sind, Widrigkeiten zu überwinden, indem sie unter anderem ihre Leidenschaft und ihr Können für die Herstellung von Lebensmitteln auf Zuckerbasis einsetzen. Kings typischer "Box-of-Delights"-Storytelling-Ansatz kombiniert einen auffälligen, meisterhaft agilen Schnitt mit einer entwaffnenden handgemachten, handwerklichen Qualität des Produktionsdesigns. Manchmal wagen sich seine Filme etwas zu weit in Richtung einer skurrilen Burton-Ästhetik, aber größtenteils schafft der alchemistische König mit seiner Herangehensweise weiterhin Gold. "Wonka" ist ein sprudelndes Vergnügen - eine unendliche, vielschichtig charmante Schatzkammer eines Films. Und im Großen und Ganzen funktioniert Timothée Chalamets frische Sicht auf die Hauptfigur - die einem der berühmtesten abgestumpften Menschenfeinde der Kinderliteratur eine freche Unschuld und spritzige, leichtfüßige Energie verleiht - recht gut.


Der Film ist eine Art Origin-Story, die die prägende Zeit im frühen Leben des außergewöhnlichen Konditors Willy Wonka nachzeichnet und sich seinen Weg durch einige unerwartet dunkle Themen bahnt - noch lange bevor er einen gewissen Charly durch seine Schokoladenfabrik führte. Das wichtigste davon ist die Tatsache, dass der Analphabet Willy, der so sehr mit Schokolade beschäftigt ist, dass er es versäumt hat, lesen zu lernen, einige wichtige kleingedruckte Zeilen unter einem Mietvertrag nicht versteht und in einer Wäscherei, die von der lüsternen Mrs Scrubbit (Olivia Colman) und ihrem Handlanger Bleacher (Tom Davis) geführt wird, zur Zwangsarbeit gezwungen wird. Doch dort trifft er auf eine Gruppe von Verbündeten, die alle auf der Seite des verräterischen Scrubbit stehen, und schließt eine feste Freundschaft mit dem einfallsreichen Waisenkind Noodle (Calah Lane).


Willy hat jedoch Ambitionen, die weit über die feuchten Wände der Wäscherei hinausgehen, und mit seinem koffergroßen Schokoladenlabor ist er in der Lage, seine Süßigkeiten-Herstellungsbemühungen auch dann fortzusetzen, wenn er in einer Dachstube eingesperrt ist. Schon bald ersinnt er einen genialen Fluchtweg und sorgt mit einer Direktmarketingaktion mit schwebenden Bonbons für großes Aufsehen. Willys triumphaler Moment geht jedoch nach hinten los und er zieht den Zorn des Schokoladenkartells (Paterson Joseph, Matt Lucas und Mathew Baynton) auf sich. Die drei Süßigkeiten-Großmogule begegnen Willys Schokoladen-Genie mit einem ebenso kreativen Fehlverhalten wie die, die ihrem Unternehmen innewohnt. Aber es gibt noch ein letztes Problem. Ein kleiner orangefarbener Mann, der sich selbst als Oompa-Loompa (Hugh Grant, ein großer Spaß) bezeichnet, taucht immer wieder auf und stiehlt Willys Vorrat an Zutaten für die Schokoladenherstellung.


King verfolgt hier einen - im Vergleich zu seinen früheren Filmen - gegenteiligen Ansatz, mildert die Wildheit und die belebende Bosheit der Figur "Wonka". Die Chalamet-Version des Chocolatier-Schauspielers hat jede Menge (manchmal naive) Positivität, aber es fehlt ihr die weltfremde Grausamkeit von Gene Wilders geckenhaftem Zyniker (1971). Und glücklicherweise hat er auch sehr wenig mit Johnny Depps Interpretation der Figur in Tim Burtons Film von 2005 gemein, in dem Wonka als Soziopath mit kittigem Gesicht neu interpretiert wurde, dessen Schokolade nach Händedesinfektionsmittel schmeckt. Im Gegensatz dazu ist Chalamets halbwüchsiger Junge ein bezaubernd frecher Optimist, der immer nur einen Fersenklick von einer vollständigen Lied- und Tanznummer entfernt ist.


Diese Veränderung macht Wonka zwar sympathischer, distanziert ihn aber von der Boshaftigkeit und Schärfe von Roald Dahls Texten. Nimmt man jedoch die Grausamkeit aus einem Element einer Dahl-Geschichte heraus, taucht sie leicht an anderer Stelle wieder auf, ganz im Stil eines Wagnisses. Selbst wenn man kein großer Fan von Witzen über Dicke ist, fühlt sich ein eher gemeiner Running-Gag über den immer dicker werdenden Körperumfang eines schokoladensüchtigen korrupten Polizisten (Keegan-Michael Key) ganz im Sinne von Dahl an.


Es lohnt sich an dieser Stelle zu bestätigen, dass es sich bei "Wonka" im Wesentlichen um ein Musical handelt, eine Tatsache, die der Trailer mit großer Mühe verheimlicht. Und die Originallieder von Neil Hannon und der Partitur von Joby Talbot können sich bei beim Ansehen recht gut behaupten. Es gibt keine sofort ohrenbetäubenden Knaller, aber auch keinen präzisionsgeformten, abwischbaren, am Fließband hergestellten Brei. Aber was den Film auszeichnet, sind die überaus einfallsreichen musikalischen Versatzstücke. Eine zentrale Sequenz, in der Wonka eine Guerilla-Operation zur Verteilung von Süßigkeiten startet, ist ein schwindelerregend genialer Zuckerschub, der jeden letzten Quadratzentimeter des detailreichen Sets ausnutzt. Und ein Heliumballontanz auf dem Dach lässt die Stimmung zwischen dem Zuschauer zusammen mit den Darstellern in den Himmel steigen. Ein großer Spaß, ein witziges Märchen, ein toller Film.

8/10

Quellen:
Inhaltsangabe: Warner Bros.
Poster/Artwork: Warner Bros.

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