Dienstag, 26. März 2024

Road House (2024)

https://www.imdb.com/title/tt3359350/

Der nach dem Ende seiner Karriere ziemlich abgehalfterte Mixed-Martial-Arts-Mittelgewichtskämpfer Elwood Dalton (Jake Gyllenhaal) erhält das Angebot, in einer Truck-Stop-Bar namens "Road House" auf den Florida Keys als Türsteher zu arbeiten. Ein solcher wird dort nämlich dringend benötigt, seit das Publikum ziemlich übel geworden ist und Daltons Bekanntheit könnte einige Trunkenbolde davon abhalten, überhaupt erst eine Schlägerei anzufangen. Die eigentliche Gefahr für das „Road House“ droht jedoch von anderer Seite, denn der windige Investor Brandt (Billy Magnussen) will den Laden übernehmen, um dort ein Luxus-Ressort zu errichten. Um sein Ziel zu erreichen, setzt er den ultrabrutalen Schläger Knox (UFC-Champion Conor McGregor) und seine Leute auf die Bar an. Doch da haben sie die Rechnung ohne Elwood Dalton gemacht.

"Road House" ist ein ansteckend stilvolles Stück mit einer saloppen Ader. Es handelt sich um ein Remake des gleichnamigen Kultfilms aus dem Jahr 1989, in dem Patrick Swayze die Hauptrolle spielte, und diese Inszenierung ist mit Schwung, Witz und dynamischer Härte versehen, die den Originalfilm noch wackliger wirken lassen als früher. Doug Liman, der Regisseur des neuen "Road House", arbeitet er hart daran, interessante und verantwortungsvolle Dramen zu machen, aber hier kann man schmecken, wie gut es sich für ihn angefühlt haben muss, unverantwortlich zu sein und seinem wilden B-Movie-Dasein nachzugeben. Die Action in "Road House" ist mehr als brutal; Manchmal ist sie sogar bösartig. Obwohl der Film weitaus gewalttätiger ist als ein durchschnittlicher Actionfilm, ist er auf seine leicht verrückte Art auch menschlicher. Liman inszeniert den Stoff für maximalen Realismus, und Jake Gyllenhaal liefert als gefallener Kämpfer der Ultimate Fighting Championship, der angeheuert wird, um eine Raststätte in Glass Key, Florida, aufzuräumen, eine echte Leistung. 


Der 1989er "Road House" wurde für fünf "Goldene Himbeeren" nominiert und hat wahrscheinlich die meisten davon auch verdient, dennoch war es ein bescheidener Hit, an den man sich gern erinnert, denn es ist die Art von Müll, in dem man sich entspannen kann. Es ist wie ein Chuck-Norris-Film mit einem echten Schauspieler im Mittelpunkt. 

Als Dalton, kein Türsteher, sondern ein "Cooler" (d. h. die coolste Stufe eines Super-Türstehers), der angeheuert wird, um eine Hooligan-Kneipe in Jasper, Missouri, aufzuräumen, schätzt Swayze jeden Gegner völlig angstfrei ein - er hat blaue Augen und  harte Wangenknochen und eine tödliche Ruhe: Er ist wie der westliche Revolverheld, der als buddhistischer Scheißkerl wiedergeboren wird. Als Dalton von Swayze im "Double Deuce" ankommt, dem heruntergekommenen Lokal, in das er wieder Ordnung bringen soll, herrscht dort Chaos (oder zumindest die Backlot-Version der 1980er Jahre: eine Orgie aus zerbrochenem Requisitenglas, Maissirupblut und Kämpfen, die wie Stuntkämpfe aussehen. Aber schon nach wenigen Minuten wird klar, dass er jedem in den Arsch treten kann, ohne ins Schwitzen zu geraten. Deshalb muss er gegen den einheimischen Mr. Big antreten, gespielt von Ben Gazzara mit einem eintönigen Grinsen; Je mehr sich "Road House" auf diesen Showdown einlässt, desto formelhafter wird er. Swayze, der wirklich ein guter Schauspieler war, hält die skizzenhafte Unterwelthandlung zusammen (mit ein wenig Hilfe von Sam Elliott), aber am Ende wünscht man sich fast, es wäre ein Chuck-Norris-Film.

Warum also dieses nostalgische Schrottstück aus den späten 80ern neu machen? Denn in einer Welt, in der die "John Wick"-Filme als hohe Kunst der Action gelten, ist irgendwann ja auch mal eine Grneze erreicht. Doch Gyllenhaal spielt seinen Dalton aufrichtig und dennoch sarkastisch, und seine Schläge sind schnell und hart. Und obwohl er im Grunde genommen ein guter Kerl ist, genau wie die Swayze-Figur, hat er mehr Qual und mehr Wut, die unter ihm brodelt. Gyllenhaal spielt Dalton fast ironisch rezessiv, aber man möchte ihm nicht in die Quere kommen. Frankie (Jessica Williams) ist die Besitzerin des "Road House",  ein weitläufiger Zufluchtsort am Strand mit einem Grasdach und offenen Wänden, wie eine riesige Tiki-Bar. Warum muss es aufgeräumt werden? Denn Brandt, gespielt von Billy Magnusse, will den Ort beseitigen, um ein Luxusresort zu errichten.

Die Handlung ist an sich einfach, aber jeder der Bösewichte hat seine eigene verrückte Note. Brandt, der Schurke, der er ist, glaubt tatsächlich, dass er ein tugendhafter Architekt der Gemeinschaft ist; das ist seine böse Torheit. Und als Dalton Dell (JD Pardo), den Anführer der örtlichen Motorradbande, mit Hilfe des Krokodils, das unter dem Hausboot lebt, in dem er verunglückt, aus dem Geschäft drängt, ruft Brandts mächtiger Vater einen brutalen Mittelstürmer herbei: Knox, gespielt von der irische Mixed-Martial-Arts-Kämpfer Conor McGregor in einem atemberaubenden Filmdebüt. Mit seinem dicken Bart, der kräftigen Brust und den strahlend weißen Zähnen lässt er Knox sich wie einen Gorilla mit Aufmunterungspillen bewegen, und die Ausgelassenheit seiner mörderischen Wut könnte einem "Mad Max"-Film entsprungen sein.


Dies ist ein Gegner, der Dalton würdig ist - ihm ebenbürtig, abgesehen von der Tatsache, dass er auf der Seite der Bösen steht. Aber während sich der Film auf seinen ultimativen Showdown zubewegt und dabei sehr fahrzeughaft wird (Liman verwandelt die krachenden Konfrontationen von Lastwagen und Booten in eine Art nihilistisches Actionballett), spürt man die tiefgründige Tragweite. Dies ist kein Krieg, den man durch Schläge gewinnen kann. 

"Road House" sollte man aber trotz seiner stylischen Art nicht überbewerten. Es ist ein Film, wie der erste Film, der aus Standardkomponenten zusammengesetzt ist. Und doch ist das ein Teil seines schäbigen Vergnügens - dass es keinen Anspruch auf sich selbst erhebt, abgesehen von der Intensität, mit der Liman es inszeniert und die Kampfszenen in ausgelassene, spontane Smash-Feste verwandelt. Daniela Melchior, die die Rolle von Kelly Lynch (der örtlichen Ärztin, die sich in Dalton verliebt) übernimmt, verstärkt die knallharte Romantik. Aber es ist Gyllenhaals Film. Er strahlte auf der Leinwand immer eine warme und fast ätherische Anständigkeit aus, doch es fiel ihm schwer, das perfekte Vehikel dafür zu finden. Wer hätte gedacht, dass der ultimative Ausdruck von Jake Gyllenhaals Herz seine Fähigkeit sein würde, so hart zuzuschlagen?

7/10

Quellen:
Inhaltsangabe: amazon Video
Poster/Artwork: amazon Video

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