Nach einer Reihe brutaler Einsätze hatte Ex-Soldatin Tess (Maggie Q) lange Zeit mit einer heftigen Tablettensucht und posttraumatischem Stress zu kämpfen. Jetzt geht es ihr endlich besser. Weshalb sie plant, den Rest ihres Lebens möglichst friedlich und in Ruhe zu verbringen. Damit ist es allerdings schnell vorbei, als sie sich zu einem abgelegenen Haus im kalifornischen Hinterland aufmacht, um dort am Junggesellinnenabschied ihrer jüngeren Schwester Rose (Highdee Kuan) teilzunehmen. Schon unterwegs wird Tess an einer Tankstelle von ein paar zudringlichen Kerlen aggressiv belästigt, die sie jedoch rasch in ihre Schranken verweist. Bei der Party angekommen, ist das unangenehme Erlebnis schnell vergessen und Tess hat Spaß mit den anderen. Als es dunkel wird, tauchen dann allerdings maskierte Typen auf, die mit Gewehren und Pfeilen auf das Haus und die sich darin verschanzenden Frauen schießen. Da die Polizei nicht zu erreichen ist, muss Tess ihre mit Waffen und im Nahkampf komplett unerfahrenen Freundinnen anführen, um sich gegen die Angreifer zur Wehr zu setzen...
Der Regisseur Neil LaBute scheint eine Phase zu durchleben, in der er wie ein Hacker Exploitation-Inhalte produziert. Mit "Fear The Night" liefert er einen wirklisch mittelmäßigen Home-Invasion-Thriller mit schrecklichem Schauspiel, kitschigen Dialogen und trostlosen Action- und Spannungssequenzen sowie einem ChatGPT-ähnlichen Titel. Nach der ersten Interaktion zwischen Tess (Maggie Q) und der widerlichen, sexistischen Gruppe in einem Supermarkt auf dem Weg zur Party ist klar, was in den folgenden Stunden passieren wird. Es wäre interessant gewesen, wenn diese Bösewichte nicht von ihrer offensichtlichen Abneigung gegen Frauen geblendet wären, denn das wird unweigerlich zu ihrem Untergang führen. Zwischen ihrer Flut farbenfroher Sprache zur Beschreibung von Frauen und ihren nicht ganz so verschleierten Drohungen gibt es an diesen Eindringlingen nichts Interessantes. Ihre Gründe für den Angriff auf das Haus und ihren Rachefeldzug gegen Tess basieren nur auf Dummheit und Stolz. Der Film wäre fesselnder gewesen, wenn die Eindringlinge und die Frauen tatsächlich etwas List mit im Spiel hätten.
Maggie Q ist ein Action-Profi. Sie hat etwas Besseres verdient, aber den Frauen in der Branche wird sowieso nicht annähernd genug gegeben, egal wie talentiert und verdient sie auch sein mögen. Hier ist sie stoisch, düster witzig und unverschämt mühelos. Für Q gibt es hier nichts besonders Herausforderndes oder Neues, weshalb es sich anfühlt, als würde sie die ganze Sache schlafwandeln. Das ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass es unterhaltsam ist, ihr zuzuschauen, und dass sie eine Expertin ihres Fachs ist. Wenn überhaupt, wird der Film ihr nicht gerecht. Im Vergleich dazu ist sie mit Abstand die talentierteste Schauspielerin in diesem Ensemble, und es gibt ihr viel mehr Möglichkeiten, mit ihnen zu arbeiten. Alle anderen schwanken zwischen peinlichen, bissigen Kommentaren an Tess, Schreien und Weinen und einem ziemlich grausamen Sterben.
Die Inszenierung von "Fear The Night" ist zu simpel, was die Geradlinigkeit der Erzählung unterstreicht. Das Setting wird nicht gut genug genutzt, um Spannung oder Nervenkitzel zu erzeugen. Die Schurken sind auf komische Weise ineffektiv, wodurch sich Tess‘ Heldentaten weniger heldenhaft anfühlen. Die Handlung ist kaum fesselnd, oft eintönig und unkompliziert. Der Amateurcharakter der Action spiegelt jedoch eine authentischere Erfahrung wider, da niemand erwartet, dass diese Frauen gut ausgebildete Kämpferinnen sind. Aber etwas kreatives Gespür hätte geholfen. Während der Film in flottem Tempo voranschreitet, zieht Regisseur Neil LaBute die Momente der Untätigkeit zu lange in die Länge. Trotz der milden Charakterisierung der Eindringlinge gibt es keinen Grund dafür, dass sie so rücksichtslos sind und die Frauen so zögern, sich zu wehren. Der Untergang von "Fear The Night" ist letztlich der Mangel an Innovation und Kreativität. Darüber hinaus endet das Fazit mit einer sauren Note, was die "Er gegen sie"-Mentalität, die der Film nicht loswerden kann, weiter beschwört und gleichzeitig auf die Entwicklung einiger kaum entwickelter Beziehungen anspielt. Der Film gibt genug, um in dem einen Moment zu fesseln, aber es reicht nicht, um ihn noch einmal Revue passieren zu lassen.
4,5/10
Quellen:
Inhaltsangabe: Splendid
Poster/Artwork: Quiver Distribution
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