Leena (Isabelle Fuhrman) leidet an einer seltenen Krankheit, die dafür sorgt, dass sie wie ein etwa zehnjähriges Mädchen aussieht, obwohl sie in Wahrheit schon über 30 Jahre alt ist. Seit einiger Zeit ist sie in einer geschlossenen psychiatrischen Einrichtung in Estland untergebracht, weil sie ihr kindliches Aussehen dafür missbraucht hat, nichtsahnende Menschen auszurauben und zu verletzen. Doch dann gelingt ihr eines Tages die Flucht und sie beschließt, ihre Heimat hinter sich zulassen: Sie gibt sich als Esther aus, die Tochter von Allen (Rossif Sutherland) und Tricia Albright (Julia Stiles), die vor vielen Jahren verschwunden ist und landet so in den USA. Auch dort will sie das Vertrauen der Familie Albright ausnutzen, um an deren Wertgegenstände zu gelangen. Doch sie bekommt es mit einer Mutter zu tun, die zu allem bereit ist, um ihre Familie zu schützen...
Der Horrorfilm "Orphan" aus dem Jahr 2009 stützte sich auf eine wahrhaft dramatische Einbildung, die ausschließlich auf dem Aussehen und der unheimlichen Reife der damals 12-jährigen Isabelle Fuhrman als elternloses Kind beruhte, das im Film größtenteils Esther hieß. Aber Fuhrmans unheimliche Leistung, unterstützt durch ebenso überdurchschnittliche Wendungen von Vera Farmiga und Peter Sarsgaard und geschicktes Genre-Management von Regisseur Jaume Collet-Serra, verwandelte irgendwie aus einer gemischten Tüte ein bizarr elegantes Retikulum von gewisser Bedeutung.
Dieses Prequel, in dem Fuhrman wieder als Esther die Hauptrolle spielt, ist leider nicht annähernd so elegant oder clever, obwohl es nach zwei Dritteln Laufzeit seine eigene verrückte Wendung hat. Problematischer aber ist, dass, wenn man den ersten Film gesehen hat, Fuhrman jetzt Jahre älter ist, was den Versuch, sie als Neunjährige auszugeben, noch schwieriger macht, obwohl ein gewisses Maß an VFX-Spielerei und der Einsatz von Stunt-Doubles für einige Aufnahmen vorgenommen wurden, um die Proportionen anzupassen. Wenn jedoch digitale Arbeiten dazu dienten, das Gesicht des Schauspielers zu altern, reichte das defintiv nicht aus. Das macht die Handlung zu einem Unsinn, der damit beginnt, dass die kleine Soziopathin sich neu erfindet, um von Julia Stiles und Rossif Sutherland als amerikanisches Paar aus der oberen Mittelschicht aufgegriffen zu werden, die glauben, sie sei ihr verlorenes Kind. Während die Wendung einen Teil der Leichtgläubigkeit in der Welt der Erwachsenen erklärt, ist es ein langer Weg für den Zuschauer.
Das Enttäuschendste an dem Film aber ist, dass er weder den Funken noch die Originalität des ersten Films aufweist und nur parasitär sein Ausgangsmaterial aussaugt, indem er Details wie die gruseligen Schwarzlichtzeichnungen und den grenzwertig pädophilen Subtext einbezieht, ohne etwas Wesentliches hinzuzufügen. Sogar der langweilige Versuch, die voyeuristische Sexszene aus dem Originalfilm zu wiederholen - ein wirklich erotischer Moment, in dem Farmiga und Sarsgaard gegen eine Kücheninsel stolpern - ist ein schlechter Ersatz. Da wäre deutlich mehr drin gewesen.
Inhaltsangabe: Studiocanal
Poster/Artwork: Studiocanal
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