Mittwoch, 31. März 2021

Bird Box - Bird Box: Schließe deine Augen (2018)

https://www.imdb.com/title/tt2737304/

Ein mysteriöser Schrecken hat die Welt heimgesucht. Es handelt sich dabei um eine Art Monster, das seine Opfer dazu bringt, sich selbst umzubringen – einzig und allein indem man es ansieht. In diesem Moment wird man nämlich mit seinen schlimmsten Ängsten konfrontiert. Um sich und ihre zwei Kinder vor diesem grausamen Schicksal zu bewahren, muss sich Malorie (Sandra Bullock) mit ihnen in dieser in Angst und Schrecken versetzten Welt durchkämpfen. Und zwar mit verbundenen Augen, um dem unheimlichen Wesen auch ja keine Angriffsfläche zu bieten. Als dann plötzlich das Telefon klingelt und ein unbekannter Anrufer auf einen sicheren Ort verweist, der nur ein paar Meilen den naheliegenden Fluss hinunter liegen soll, besteigt Malorie mit ihren Kindern kurzerhand ein kleines Boot und legt ab, natürlich noch immer ohne Augenlicht....

"Bird Box" basiert auf einem gleichnamigen postapokalyptischen Debütroman von Josh Malerman. Regie führt die Oscargewinnerin Susanne Bier. Malermans Roman wurde von Eric Heisserer für den Film adaptiert. Die Grundidee - es gibt plötzlich Wesen, deren alleiniger Anblick den menschlichen Geist in Sekunden in den Wahnsinn und damit die Person in den Selbstmord treibt - ist die Definition von purem, ultimativem Horror. H.P. Lovecraft und der Wahn im Angesicht des Unbegreiflichen sind der Stoff aus dem Albträume sind - diese haben es allerdings viel zu selten in Filme geschafft, weil die Besessenheit des Genres mit Monstern, bzw. die generelle Besessenheit der Filmschauenden mit "Auflösungen" und "Erklärungen" immer wieder für ein großes Problem sorgt: wenn das Unfassbare erst mal gezeigt ist, wirkt es meist gar nicht mehr so unbegreiflich, wie die Beschreibungen es andeuteten. Genau wie im Roman wird also auch im Film nie erklärt, woher die Monster kommen und was genau sie wollen. Aber genau wie in "A Quiet Place" dient die Bedrohung sowieso in erster Linie als metaphorischer Katalysator, um über die Idee von Familie und Elternschaft nachzudenken.

Aber dann eben Sandra Bullock mit Augenbinde auf einem schwankenden Boot - zwei Kinder mit eben solchen Binden neben ihr - das auf einem nebligen, reißenden Fluss im Nirgendwo umhertaumelt: Das ist natürlich das Bild des Films. Ein unglaublich einprägendes Bild. Tatsächlich auch ein unvergessliches Bild. Lange gab es im Horrorkino kein so verwehtes und eigentümliches Szenario. Keinen so absurden Ausgang. Bruchstückhaft wird erzählt, wie es dazu kommen konnte, mit teilweise furchtbaren Rückblenden, die anfänglich maximale Aufmerksamkeit erfordern. Das ist bis zum Schluss tatsächlich ein Stück weit radikal gedacht, mit einer originellen Prämisse, die neben ihrem ernst gemeinten Grusel auch ein Gefühl von Horror entwickelt. Doch der Film löst viele grausame Versprechen auf erfrischende Weise nicht ein: Er ist wenig effekthascherisch, hat kein Interesse an äußerlichem Thrill, noch minder gibt der Film irgendeine Antwort. "Bird Box" ist am ständigen Versuchen und Ausprobieren. "Bird Box" appelliert an die Fantasie und das ist - man kann es nicht anders sagen - dieser Tage originär und auch radikal, trotz so mancher grober und fahrlässiger inszenatorischer Schnitzer und Unzulänglichkeiten. Die sehr passende Filmmusik komponierten Trent Reznor und Atticus Ross - Garanten für eine gelungene musiklaische Untermalung.

Aus seiner Ungewissheit heraus baut der Film nun einen beklemmenden Sog auf, den er über weite Strecken auch aufrecht erhalten kann. Würde sich Regisseurin Susanne Bier nicht in der zweiten Hälfte vermehrt in dramaturgischen Gewöhnlichkeiten und einer unangebrachten Portion Käsigkeit verlieren, wäre der Film durchweg grandios. Vom Ende darf man dann allerdings doch etwas enttäuscht sein. Irgend ein Highlight oder Twist im Finale blieben nämlich leider aus. Viele Fragen entwickelten sich, die unbeantwortet blieben.So ist der Film (leider) nur gut, mit etwas mehr Pep wäre er ein Highlight geworden.

7/10

Quellen
Inhaltsangabe: Netflix
Textauszüge: Markus Fiedler (Filmstarts), Wikipedia

8MM - 8mm: Acht Millimeter (1999)

https://www.imdb.com/title/tt0134273/

Tom Welles (Nicolas Cage) wird in seiner Funktion als Privatdetektiv zur wohlhabenden Witwe Mrs. Christian (Myra Carter) gerufen. Sie hat nach dem Tod ihres Mannes einen 8mm-Film in seinem Safe entdeckt, auf dem die Ermordung eines Mädchens zu sehen ist. Welles soll nun herausfinden, ob der grausame Snuff-Film echt oder inszeniert ist. Der private Ermittler bringt in Erfahrung, dass das Mordopfer des 8mm-Films Ambitionen hatte, in Hollywood als Schauspielerin Fuß zu fassen. Also reist er nach Los Angeles und stößt mithilfe des Videoverkäufers Max California (Joaquin Phoenix) in die Unterwelt der illegalen Porno-Industrie vor. Treffen mit dem Talentsucher Eddie Poole (James Gandolfini) und dem Regisseur Dino Velvet (Peter Stormare) führen sie auf eine heiße Spur. Doch bald bringt der tiefe Einblick in die Hardcore-Bondage-Welt den Detektiv selbst in Gefahr...

Regisseur Joel Schumacher gelang zur Jahrtausendwende ein Film, üb den sich die Menschen stritten, der Kritik und sogar Proteste in den USA auslöste - das können nicht viele Regisseure in ihrer Vita als "erledigt" abhaken. "8MM" ist im Kern ein rauer und sehr düsterer Thriller mit ein fantastisch aufspielenden Nicolas Cage, der den leichtem Touch eines David Fincher inne hat. Das hört sich interessant an. Doch erstaunlicherweise ist "8MM" bei den Kritikern keineswegs weggekommen. Der Film erhielt vernichtende Bewertungen, doch das Kinopublikum nahm den Film letztlich besser auf. Aus heutiger Sicht kann man abr nur konstatieren: "8MM" ist ein unfassbar gut inszenierter und schockierender Thriller, der etwas plakativ in Szenen gesetzt ist und Selbstjustiz eine Spur zu viel glorifiziert. Doch allein die authentische Inszenierung und die brillante Schauspielkunst machen diesen brutalen Thriller zu einem Hit.

Die paar Thriller, die sich mit dem hiergenannten Thema "Snuff" und "BDSM-Pornographie" beschäftigen kann man an einer Hand abzählen. Zumindest konnte man das zur Jahrtausendwende. "8MM" zeigt dabei die gruseligsten Abgründe der Porno-Szene und allein der Gedanke, dass es so etwas (wie Snuff) wirklich gibt, bereitet wahre Albträume. Die meiste Zeit ist der Film ein spannender Krimi, mit schockierenden Bildern und einer unglaublich dichten Atmosphäre. Leider wechselt der Film in den letzten 30 Minuten sein Genre und wandelt sich vom Krimi plötzlich zu einem etwas stumpfen Selbstjustiz-Film. Spannend und intensiv bleibt das Ganze dennoch. Nicolas Cage beweist in diesem Film, was er für ein brillanter Schauspieler und zurecht ein Oscarpreisträger ist. Da tut es fast weh zu sehen, was er heutzutage für schlechte Filme macht. Obwohl sein Verhalten in "8MM" im Schlussakt nicht viel Sinn ergibt, was dem Drehbuch geschuldet ist, füllt er seine Rolle sehr gut aus und überzeugt völlig als Privatdetektiv, der an seine nervlichen Grenzen stößt. Joaquin Phoenix, der eigentlich in jedem Film brillant ist, spielt als junger Sexshop -Verkäufer Max California eine ungewöhnliche Rolle, die er aber mit Bravour meistert. Phoenix ist so ein Schauspieler, der sich selbst komplett in seinen Rollen verliert. Peter Stormare als Porno Produzent ist extrem schaurig, aber genau solche Rollen sind für Stormare perfekt. Auch der viel zu früh gestorbene  James Gandolfini als Eddie Poole und Chris Bauer als Machine verkörpern wirklich unheimliche Gestalten, die dem Zuschauer aufgrund ihrer gleichgültigen Bösartigkeit wirklich Angst machen können.

Letztlich bleibt nur zu sagen, dass "8MM" eigentlich nur im dritten Akt ein paar Probleme hat. Alle Schauspieler spielen unglaublich gut und erschreckend echt. Der Film beschäftigt sich mit einem sehr harten Thema und hat wirklich heftige Szenen auf Lager, aber er reduziert sich nicht auf gewalttätige Bilder. Schade nur, dass "8MM " manchmal etwas zu plakativ ist und in den letzten Minuten etwas stumpfsinnig wird. Trotzdem bleibt Joel Schumachers beinharter Thriller erstklassig inszeniert und hat eine sehr bedrohliche Atmosphäre.

7/10

Quellen
Inhaltsangabe: Sony Pictures

Little Miss Sunshine (2006)

https://www.imdb.com/title/tt0449059/

Die kleine Olive Hoover freut sich. Gerade hat sie mitgeteilt bekommen, dass für sie eine Chance besteht, "Little Miss Sunshine" zu werden! Olives Familie entscheidet, das leicht pummelige Mädchen in voller Besetzung beim Wettbewerb zu unterstützen. Kurz darauf befindet sich die schräge Truppe schon auf dem Weg zum Austragungsort in New Mexiko. Im alten, gelben VW-Bus sitzen: Der überoptimistische Vater Richard (Greg Kinnear), der obszöne Opa (Alan Arkin), die überforderte Mutter Sheryl (Toni Collette), ihr suizidgefährdeter Bruder Frank (Steve Carell), der Nietzsche-lesende und kein Wort von sich gebende Teenager-Sohn Dwayne (Paul Dano) und natürlich die fröhliche Olive. Vor ihnen allen liegt eine chaotische Reise, die einige Anstrengungen bereithalten, aber auch für eine gegenseitige Annäherung sorgen wird...

Manchmal im Leben - schon dieser Satzanfang könnte kitschiger kaum sein - gibt es Begegnungen, die sind ganz unverhofft, total beiläufig und kommen immer dann, wenn man sie am wenigsten erwartet. Keine spezielle Erwartungshaltung. Keine riesige Vorfreude. Doch am Ende ein tiefgreifendes Gefühl der inneren Zerrissenheit. Irgendwo zwischen "die ganze Welt umarmen" und "alleine sein wollen und über sich selbst nachdenken". "Little Miss Sunshine" ist so eine Begegnung. So ein gediegener Tritt in die Weichteile, der weh tun kann, im nächsten Moment aber zur reinsten Dopaminschleuder mutiert. Ein Film, der einen sprichwörtlich abholt in Albuquerque, wo die verträumt-naive Olive, ihr misanthropisch-introvertierter Bruder Dwayne (wundervoll-apathisch: Paul Dano), ihre Eltern Richard - überehrgeiziger Vater und versnobter American Dream-Prediger - und Sheryl - gutmütige und überforderte Hausfrau - sowie ihr cholerischer, heroinabhängiger Großvater Edwin (gewohnt trocken: Alan Arkin) und der selbstmordgefährdete Onkel Frank (die Überraschung: Steve Carell) eine nicht ganz so normale Familie bilden –, der einen mitnimmt nach Redondo Beach an den Pazifik und unter Garantie ebenso wie die sechs spleenigen Hauptcharaktere verändert zurücklässt.

Ein Road Trip, in dem es weniger um die Straße - sprich: die wunderschöne Landschaft in New Mexico, Arizona und Kalifornien - als um den Trip geht, der einst getrennte und zerstrittene Seelen wieder zusammenfügt und zueinander finden lässt. Da wo Träume schlagartig platzen und Existenzen zu scheitern drohen, kommt plötzlich das unvergleichliche Gefühl des Zusammenhalts, des füreinander Daseins ins Spiel. Finanzsorgen, unverwirklichte Ideale, ein verschobenes Weltbild, das streng zwischen Gewinnern und Verlieren separiert - scheinbar existenzielle Dinge durchlaufen im herzerwärmenden Gefühl der familiären Liebe plötzlich eine Metamorphose zu nichtigen Lappalien. Gezielt dekonstruiert und entmystifiziert "Little Miss Sunshine" den so redundant propagierten American Dream, den Irrglauben, alles sei erreichbar, wenn man es nur will, geht dabei aber äußerst einfühlsam und überlegt pointiert vor. Auf Tragik folgt sofort Komik, auf Trübsal Charme. Ein Wechselbad der Gefühle, wie ein Stoß von der Klippe, bei dem man den Sturz gar nicht mehr mitbekommt, weil man schon längst von einer weichen Decke aufgefangen wurde, mit der finalen Erkenntnis: Um sich selbst zu finden und glücklich zu sein, muss man im Leben auch mal Scheiße fressen. Und so einfach und binsenmäßig diese Botschaft, so klein und schrullig dieser Film auch sein mag, so ergreifend, rührselig und letztendlich auch wahr ist die Geschichte dahinter.

"Little Miss Sunshine" ist aus diesen guten Gründen ein echter Hit. Das Ergebnis ist zwar konventionell, der Weg dorthin nicht: Die verschrobenen Figuren sind ein Plädoyer dafür, dass man auch ohne Krone und große Anerkennung durch die normative Welt ein Gewinner sein kann. Grandios.

9/10

Quellen
Inhaltsangabe: 20th Century Fox

Dienstag, 30. März 2021

Keeping Mum - Mord im Pfarrhaus (2005)

https://www.imdb.com/title/tt0444653/

Walter Goodfellow (Rowan Atkinson), gutmütiger Vikar eines kleinen Dorfes, ist so sehr damit beschäftigt, die ideale Predigt für seine Gemeinde zu verfassen, dass ihm sogar der Flirt zwischen seiner Frau Gloria (Kristin Scott Thomas) und deren Golflehrer (Patrick Swayze) entgeht. Auch seine Tochter Holly (Tamsin Egerton) nutzt das Desinteresse ihres Familienoberhaupts aus und bringt – gänzlich ungeniert – jede Woche einen neuen Liebhaber ins Haus. Gloria Goodfellow wird das Gefühl nicht los, dass ihr Leben aus den Fugen gerät und betet jede Nacht eine Lösung herbei. Eines Tages werden ihre Gebete erhört: Grace (Maggie Smith), die neue Haushälterin, sorgt dafür, dass die Familie wieder gut funktioniert – zumindest vordergründig. Denn für Haushalt und alles andere scheint die ehemalige Serienmörderin so ihre ganz eigenen Methoden zu haben...

Britische Krimi-Komödien wissen meistens schon durch ihr Setting und des schwarzen, oft unterschwelligen Humors. Dabei unterscheiden sie sich wohltuend vom amerikanischen Holzhammer-Humor, der mitunter zu dick aufträgt und der entscheidende Funke dann oft nicht so richtig überspringen will. Schon der Beginn von "Keeping Mum", dessen deutscher Titel "Mord im Pfarrhaus" sehr an die gleichnamige Agatha Christie-Verfilmung erinnern soll macht fast alles richtig. Schon der Beginn sorgt dafür, dass der Zuschauer direkt einen Draht zu den Figuren findet. Natürlich sind in dieser äusserst unterhaltsamen Geschichte keine großen Brüller dabei, dafür entschädigt eine launige Grundstimmung, die die Handlung mit einigem Verve präsentiert und die ganze Laufzeit über zu gefallen weiß. Da stört es auch wenig, dass sich der Pfarrteich nebst den Blaualgen reichlich mit Leichen füllt, die das Ablassen des Wassers natürlich unmöglich machen. Eine gute Rhythmik und feine Atmosphäre runden das Gesamtbild schön ab. Vor allem die lockere Nonchalance kann rundherum überzeugen und macht den Film zu einem ansprechenden Sehvergnügen.

Der Cast kann sich ebenso sehen lassen. Rowan Atkinson gibt hier keinen verblödeten Mister Bean-Verschnitt, brilliert dafür in der Rolle des reichlich weltfremden Pfarrers, der nach und nach wieder zurück in die reale Welt findet. Dabei überlässt er Maggie Smith und Kirstin Scott Thomas das humorige Feld fast zur Gänze, die beiden haben nämlich die meisten Gags und Schmunzler. Sie tragen den Film sehr gut, vor allem Maggie Smith gefällt in der Rolle der mörderischen Mary Poppins. Patrick Swayze spielt solide wenngleich manchmal zu bemüht lustig, um wirklich gut anzukommen, dafür Emilia Fox passend. Leider punkten viele Gags vor allem mit dem Überraschungseffekt, der bei einer zweiten Sichtung den Zündfunken verhindern könnte. Doch wenn man dieses südenglische Flair a'la Agatha Christie mag, dann ist man bei diesem Streifen sicherlich gut aufgehoben.

7/10

Quellen
Inhaltsangabe: Constantin Film

Legacy Of Lies (2020)

https://www.imdb.com/title/tt6834916/

Vor vielen Jahren verlor MI6-Agent Martin Baxter (Scott Adkins) bei einem schiefgelaufenen Einsatz seine Frau. Mittlerweile hat sich Baxter zur Ruhe gesetzt, um sich um seine Tochter Lisa (Honor Kneafsey) zu kümmern und verdient sein Geld mit Untergrund-Kämpfen. Doch dann wird Baxter von seiner Vergangenheit eingeholt und zurück in die Welt der Spionage geworfen, um die schockierende Wahrheit über Operationen unbekannter Geheimdienste aufzudecken...

Wenn man sich dazu entscheidet, einen Film mit Scott Adkins anzusehen, dann sollte man schon wissen, was einen erwartet: Spektakuläre, harte Fights und jede Menge Schießereien. Handlung und Logik sind hier eher Nebensache. So gesehen ist "Legacy Of Lies" solide Actionkost zum Hirnabschalten, welche sich ein wenig so anfühlt, als wären die Neunziger zurück. Dass schon allein deswegen die Story, so nebensächlich sie auch sien mag, bekannt ist wie ein bunter Hund, tut dem Ganzen keinen Abbruch. Adkins hat den Vorteil, dass er zumindest noch ein wenig Talent zum schauspielern hat und nicht nur duch Physis punkten muss. Ansonstn nichts spektakuläres, oder besonders erwähnenswertes, was einen hier erwartet. Für zwischendurch...

5/10

Quellen
Inhaltsangabe: Leonine

Montag, 29. März 2021

Ödipussi (1988)

https://www.imdb.com/title/tt0094407/

Paul Winkelmann (Loriot) hat vor drei Jahren die Leitung des familieneigenen Möbel-und Dekorationsgeschäft übernommen. Trotz seiner 56 Jahre lebt er in offensichtlich glücklicher Abhängigkeit von seiner Mutter Louise(78)(Katharina Brauren). Der Haussegen hängt schief, als sich Paul eine eigene Wohnung mietet und sich zum ersten Mal in seinem Leben für eine andere Frau zu interessieren beginnt. Die Auserwählte ist Margarethe Tietze (Evelyn Hamann), eine ebenfalls nicht mehr ganz junge, alleinstehende Diplom-Psychologin, die offensichtlich auch noch nicht völlig unabhängig von ihren Eltern ist. Als es Paul gelingt, Margarethe zu einem gemeinsamen Wochenende in Italien zu überreden, kommt es zwischen Mutter und Sohn zur ersten bedeutenden Spannung seit 56 Jahren. Die bald daraufhin stattfindene Zusammenführung der Familien Tietze und Winkelmann führt nicht zum gewünschten Erfolg, sondern endet in einer gesellschaftlichen Katastrophe. Gerade noch rechtzeitig gelingt es Paul, das Steuer seines Lebens herumzuwerfen...

Loriots Kino-Erstling ist im Grunde nicht viel mehr als eine Aneinanderreihung seiner besten Gags und Sketche. Doch eingewoben in eine stimmige Rahmenhandlung zeigt der Film die ganze Genialität des Vicco von Bülow, sein tiefsinniger absurd anmutende Humor, ist einzigartig in Wort und Bild. Seine bessere Hälfte und kongeniale Seelenverwandte Evelyn Hamann ist brillant. In wenigen Szenen wirkt der Film vielleicht etwas steif, doch der Humor wiegt diese Lückenfüller andererseits mehr als auf. Besonders die fatale Mutter-Sohn-Beziehung ist so fantastisch auf dem Punkt und die Szenen wenn die zukünftigen Schwiegermütter aufeinandertreffen und Frau Winkelmann Brahms zu Gehör bringt sind einfach großartige Komik und erstklassige Schauspielkunst. Das war es auch, was Loriot von modernen Comedians unterschied: Er hat das absurde, im Alltag gesehen und das Komische darin aufgezeigt, ohne seine Figuren komplett der Lächerlichkeit preiszugeben - und wenn doch, dann auf äußerst subtile Weise. Kein anderer konnte das so gut wie er.

8/10

Quellen
Inhaltsangabe: Leonine

The Current War - Edison: Ein Leben voller Licht (2017)

https://www.imdb.com/title/tt2140507/

1880: Thomas Edison (Benedict Cumberbatch) hat die Tests tausender Designs hinter sich, als er endlich weiß, wie er eine marktfähige Glühbirne herstellen kann. Während Edison die finanzielle Unterstützung durch J.P. Morgan (Matthew Macfadyen) sichert, um fünf Blocks in Manhattan mit elektrischem Licht zu versorgen, erkennt George Westinghouse (Michael Shannon) die Grenzen der neuen Technologie. Der Geschäftsmann aus Pittsburgh arbeitet mit Wechsel- statt mit Gleichspannung und übernimmt einige von Edisons Entdeckungen. Ein Wettkampf spitzt sich zu: Auf der einen Seite der bescheidene, öffentlichkeitsscheue Westinghouse, der seiner Frau Marguerite Westinghouse (Katherine Waterston) treu ergeben ist – auf der anderen Seite Edison, der sich für ein Genie hält, die Anerkennung für seine Arbeit nicht teilen will und seine Frau Mary Edison (Tuppence Middleton) nebst den Kindern vernachlässigt…  

Wer "The Imitation Game" gesehen hat, hatte allein aufgrund des namens Benedict Cumberbatch große Erwartungen an die Verfilmung des Lebens von Thomas Alva Edison, den eben Cumberbatch hier verkörpert. Doch "The Currecnt War" befasst sich nur mit einem speziellen Abschnitt in Edisons Leben, dem sogenannten "Stromkrieg", ein um 1890 stattgefundener Streit zwischen Thomas Alva Edison und George Westinghouse, ob die von Edison favorisierte Gleichspannung oder die von Westinghouse favorisierte Wechselspannung die geeignetere Technik für die großflächige Versorgung der Vereinigten Staaten von Amerika mit elektrischer Energie und den Aufbau von Stromnetzen sei. Dabei ging es am Anfang um Marktanteile für ihre jeweiligen Elektrofirmen Edison General Electric, die ab Anfang der 1890er Jahre als General Electric firmierte, und Westinghouse Electric. Bei dem Stromkrieg handelte es sich um den ersten Formatkrieg der Industriegeschichte – eine wirtschaftliche Auseinandersetzung um einen technischen Standard.

Doch was Regisseur Alfonso Gomez-Rejon hier abliefert, ist ein recht fahrig und fragmentarisch erzähltes Biopic Edisons, welches viel eher als Transkript einer sozio-kulturellen Fortschritts-Geschichte über die Erfüllung einer damaligen Utopie funktioniert. Mit gehetzter und teilweise sogar aufdringlicher Kamera gefilmt, springt die Erzählung von einem Plot-Point zum nächsten und zwischen den Hauptfiguren oszillierend hin und her und entwirft dabei das Bild eines nur wenig elektrisierenden und kleinlichen Kleinkriegs dreier größenwahnsinniger Egos , die sich bei der nochmaligen Erschließung der USA mittels Elektrifizierung mißgünstig gegenseitig Steine in den Weg legten. Überzeugen können nicht mal die Darsteller, auch weil keinem ernsthaft abverlangt wird, ihren Figuren irgendeine größere Ambivalenz mitzugeben. Benedict Cumberbatch als Edison wird seltsam einseitig als idealistisch handelnder, fast altruistischer Weltenverbesserer gezeichnet, der in den Konkurrenten nur Gegner und Feinde sieht. Michael Shannon als Westinghouse verkommt daneben als dauerangepisste und beleidigte Leberwurst zum ewig nörgeligen Neider und Nicolas Hoult wird als Tesla zum rattenhaften und illoyal-eigenbrötlerischen Abstauber degradiert.

Als einzig erinnerungswürdige Szene verbleibt eine Parallel-Montage der Illuminierung der Weltausstellung 1893 in Chicago mit der ersten, 1890 im Staat New York durchgeführten Hinrichtung auf dem elektrischen Stuhl, die dann aber rein vom zeitlichen Abstand keinen wirklichen Sinn mehr ergibt. In diesem Zusammenhang wollte Edison die Redensart "to be westinghoused" für das Töten mit elektrischen (Wechsel-)Strom einführen und somit über Westinghouses Technik zu spotten, ein negatives Öffentlichkeitsbild zu verpassen und dessen technischen Ansatz der Wechselspannung nachhaltig diskreditieren. Uneingeschränkt lobenswert ist dann letztlich nur die zeitgenössisch akkurate Requisite.

Somit beruht zwar der Film auf wahren Ereignissen, ist aber letztlich überhaupt kein klassisches Biopic, erst recht nicht über Thomas Alva Edison. Unterm Strich stehen hier zwei Personen im Mittelpunkt und da Gomez-Rejon das Leben und die Bemühungen beider Akteuere nahezu separat erzählt, kommt eigentlich nie der Gedanken beim Zuschauer auf, dass hier überhaupt so eine Art Konflikt geführt werden würde. Wer sich also für den Stromkrieg in Fakten interessiert, dem sei der Wikipedia-Artikel eher ans Herz gelegt, als dieser schön anzusehende aber mäßig spannende Film.

6,5/10

Quellen
Inhaltsangabe: Concorde
Testauszüge: Wikipedia

Sonntag, 28. März 2021

The Mortuary Collection - The Mortuary: Jeder Tod hat eine Geschichte (2019)

https://www.imdb.com/title/tt7781432/

Früher oder später landet jeder Bewohner von Raven's End mal auf dem Tisch von Montgomery Dark (Clancy Brown). Der Leichenbestatter kennt die Toten besser als jeder Andere. Und die Angehörigen müssen sich keine Sorgen um ihre Verstorbenen machen, bei Montgomery sind sie in besten Händen. Egal, ob es um die Grabrede, die letzte Salbung oder die Verbrennung im hauseigenen Krematorium geht. Die Prozesse rund ums Sterben schüchtern Sam (Caitlin Fisher) nicht ein – ganz im Gegenteil, das Morbide zieht sie förmlich in den Bann. Das junge Mädchen bewirbt sich bei Montgomery, als er eine Stelle ausgeschrieben hat. Während er ihr einige der seltsamsten Geschichten, die er in seiner langen Karriere erlebt hat, erzählt, stellt sie jedoch fest, dass es nicht umsonst "Ruhe in Frieden" heißt...

"The Mortuary" ist eine richtig gute Hommage an klassische Horror-Anthologien, die formell stark an "Tales From The Crypt" erinnert, sich aber entscheidend davon abhebt, dass die Rahmenhandlung viel besser mit den einzelnen Kurzgeschichten harmoniert, sowohl stilistisch als auch inhaltlich. Das wirklich besondere am Film ist jedoch, dass er als Kickstarter-Projekt mit einem aus heutiger Sicht geradezu lächerlichen Budget realisiert wurde - was man dem Film absolut an keiner Stelle anmerkt. Der zeitlose Retro-Look, der manchmal an Tim Burton oder Jean-Pirre Jeunet erinnert, sieht einfach nur großartig aus und übertrifft selbst vielfach teurere Produktionen, das trifft auch auf die durchweg gelungenen Masken und Effekte zu - erstaunlich, was man auch heute noch mit Talent und sehr viel Herzblut ausgleichen kann. 

Auch die 4 in die stimmige Rahmenhandlung eingeflochtenen Kurzgeschichten steigern sich in Länge, Härte und Qualität während des Films. Es beginnt mit "Mirror, Mirror", als in den 1950er Jahren eine junge Frau während einer Party auf die Toilette geht, um in den Brieftaschen zu wühlen, die sie während der Feier gestohlen hat. Der Medizinschrank im Badezimmer weckt jedoch ihre Neugier und sie versucht ihn zu öffnen, kann es aber nicht. Als sie ihn aufstemmt, findet sie ein Monster mit Tentakel im Inneren und wird dadurch getötet. Das Monster zieht den Körper der Frau in den Schrank und schließt ihn. - 6,5/10

In "Unprotected" verteilt der Verbindungsbruder Jake in den 1960er Jahren auf seinem Campus Kondome und predigt den Wert der sexuellen Befreiung als Ausrede, um Mädchen dazu zu bringen, zu Verbindungspartys zu kommen und mit den Mitgliedern seiner Bruderschaft zu schlafen. Als er jedoch auf einer Party selbst Sex mit einer Frau namens Sandra hat, zieht er heimlich sein Kondom aus. Am nächsten Morgen hat er einen Ausschlag am Penis und geht zum Campusarzt Dr. Kubler, um Hilfe zu holen. Jake entdeckt zu seinem Entsetzen, dass in seinem Magen eine Kreatur wächst. Er sucht nach Sandra und macht sich bald auf den Weg zu ihrem Elternhaus. Dort wird Jake von Sandras Eltern auf einen Tisch gelegt, um ihm bei der Geburt seines Babys zu helfen. Sandra ist verärgert, als Jake zugibt, dass er sein Kondom ausgezogen hat, was zu seiner Schwangerschaft führte. Sie lässt ihn bei ihren Eltern, die ihm sagen, dass das Baby nur so herauskommen kann, wie es hineingekommen ist. Jakes Penis explodiert und tötet ihn und Sandras Mutter nimmt das seltsam aussehende Baby im Haus nach oben und legt es in ein Kinderbett in einem Raum voller anderer monströser Kinder. - 7/10

In der dritten Kurzgeschichte "Till Death" geht es in den 1970er Jahren um Wendell Owens. Er ist depressiv und kümmert sich um seine katatonische Frau Carol. Er ist gezwungen, sein Leben um sie herum zu planen und reagiert positiv auf den Vorschlag seines Arztes Dr. Kubler, Carol "versehentlich" mit Schmerzmitteln zu überdosieren. Als er jedoch versucht, sie ihr zu geben, packt sie ihn am Arm und verschluckt sich an dem Essen, in dem die Pillen versteckt sind, und zwingt ihn, ihr zu helfen, sie hochzuziehen. Als sie danach zusammenbricht, spießt sie ihren Kopf auf eine Statue und stirbt. Wendell ruft Dr. Kubler um Hilfe, dieser rät ihm jedoch lediglich, den Körper loszuwerden. Er zerlegt die Leiche inmitten von Halluzinationen, dass sie wieder lebendig ist, packt sie dann in einen Koffer und bringt sie zu seinem Aufzug im Wohnhaus. Auf dem Weg nach unten bleibt der Aufzug stecken und Wendells Nachbar ruft deswegen die Polizei um Hilfe, als Wendell, im Aufzug gefangen, das aus dem Koffer austretende Blut bemerkt. Der Aufzug scheint wieder zu starten und unendlich herunter zu fahren, als Carols Körper in Form eines schrecklichen Ghuls aus dem Koffer steigt und Wendell zu einem Kuss zwingt. Als die Polizei eintrifft, finden sie Wendell auf dem Boden des Aufzugs, der immer wieder seine Eheversprechen wiederholt, während die zerlegte Leiche noch in der Kiste ist. - 7,5/10

Das letzte Segment, "The Babysitter Murders" (das absolute Highlight) zeigt Sam, die ein Kind namens Logan betreut. Sie sieht sich einen Horrorfilm an, während sie das Abendessen kocht, verpasst jedoch eine Nachrichtensendung über einen entkommenen Patienten aus der örtlichen Anstalt. Sie findet dann einen fremden Mann mit einer Kopfwunde im Haus; Sam ist sich nicht sicher, wie er reingekommen ist. Er ist sich nicht sicher, wie er reagieren soll, bis das Telefon klingelt und sie eine Anrufbeantworter-Nachricht über den entkommenen Mörder hört. Dies veranlasst sie und den fremden Mann zu kämpfen. Der Mann stürmt nach oben, um zu versuchen, Logan zu finden. Nach einer Reihe von Konfrontationen versucht der Mann, Sam zu erwürgen, aber sie hält ihn auf, indem sie ihm sagt, dass er kein Mörder ist. Dann wirft sie den Mann die Treppe hinunter, lässt einen Fernseher auf seinen Kopf fallen und zerquetscht ihn. Als Logans Eltern - Dr. Kubler und seine Frau - nach Hause kommen, finden sie den Toten und erkennen ihn als den echten Sam, da der kaputte Fernseher zeigt, dass die Frau, die behauptet, Sam zu sein, tatsächlich ein Kindermörder namens "Tooth Fairy Killer" ist und Kannibale mit einer Vorliebe für Kinder. Sie finden Logans Überreste im Ofen verkohlt und schreien. - 8,5/10

Clancy Brown gibt hier den durchgängig zweideutig sprechenden Cryptkeeper und war auch an der Produktion beteiligt. Einige Schauspieler sind mehrfach besetzt, was vermutlich auch aus Kostengründen geschah, bei Anthologien aber nichts ungewöhnliches darstellt. Ein gelungener Episodenfilm, der eine starke Erzählweise aufweist. Sehr schön.

7,5/10

Von CAPELIGHT PICTURES erschien der Film hierzulande in einem tollen Mediabook:

Quellen
Inhaltsangabe: Capelight

Scoob! - Scooby! Voll Verwedelt (2020)

https://www.imdb.com/title/tt3152592/

Wie haben sich die Freunde Scooby (Stimme im Original: Frank Welker) und Shaggy (Will Forte) eigentlich zum ersten Mal getroffen und wie kam es zu "Mystery Inc.", dem Zusammenschluss mit den jungen Detektiven Fred (Zac Efron), Velma (Gina Rodriguez) und Daphne (Amanda Seyfried)? Obwohl die Freunde schon viele Fälle gelöst haben und längst alte Hasen im Geschäft sind, stehen sie nun vor ihrem bisher größten Problem: Eine mysteriöse Organisation plant, den Geisterhund Cerberus auf die Menschheit loszulassen. Als sich alle an die Arbeit machen, um die "Bellokalypse" unter allen Umständen zu verhindern, stellen sie fest, dass Scooby ein geheimes Vermächtnis hat und eine große Bestimmung erfüllen muss...

"Scoob!" ist die Neuauflage der 1969 von Joe Ruby und Ken Spears kreierten Kult-Zeichentrick-Serie "Scooby-Doo, wo bist du?" über den sprechenden Hund und seine Freunde Daphne, Fred, Velma und Shaggy und allein das man den Vorspann der Zeichentrickserie nahezu 1:1 in dem Film animiert umgesetzt hat, zeigt, dass hier tatsächlich Herzblut in der Sache steckt. In "Scooby! Voll verwedelt" gibt es auch ein Wiedersehen mit den alten Zeichentrickhelden - aber nicht nur denen. Der Animationsfilm packt zahlreiche Hanna-Barbera-Figuren zusammen in ein einziges Abenteuer und ist auch sonst ein wilder Mix, der sich wenig um Stimmigkeit kümmert. Die Animation ist streckenweise zudem sehr hölzern und reicht niemals an das hohe Maß heran, was Pixar oder Dreamworks seit vielen Jahren vorgeben. Trotzdem noch sehr niedlich gemacht wird der Charme der Originalserie im Grunde gewahrt - die doofe Story mitsamt plumper Nebencharaktere macht aber den meisten Spaß zunichte. Vereinzelt gute Einfälle gibt es zwar, insgesamt wird jedoch in erster Linie auf Hektik und Slapstick gesetzt. Das funktioniert für das junge Zielpublikum, lässt jedoch jegliche Persönlichkeit und vor allem den Drive der Zeichentrickserie schmerzlich vermissen.

6/10

Quellen
Inhaltsangabe: Warner Bros.
Poster/Artwork: Warner Bros.

Samstag, 27. März 2021

Falling Down - Falling Down: Ein ganz normaler Tag (1993)

https://www.imdb.com/title/tt0106856/

Ein heißer Tag in Los Angeles: William Foster (Michael Douglas) ist sauer. Die Lüftung im Auto funktioniert nicht, ebenso wenig der Fensterheber. Doch das Fass läuft nicht über. Noch nicht. Stattdessen steigt Foster kurzerhand aus, klemmt seine Aktentasche unter den Arm und lässt sein Auto stehen. Für den fluchenden Fahrer hinter ihm kommentiert er dies mit dem kurzen Hinweis, er gehe jetzt nach Hause. Auf diesem Weg begleitet ihn der Zuschauer und beobachtet, wie sein Geduldsfaden Millimeter um Millimeter weiter gespannt wird, bis er unweigerlich reißt und sich die dramaturgische Gewaltspirale zu drehen beginnt. Von einem Moment auf den anderen, so scheint es, hat der Alltagsstress einen harmlosen Nobody in einen gesetzlosen Psychopathen verwandelt, der sich am Ende mit einem halben Waffenarsenal den Weg zu seiner geliebten Tochter bahnt... 

Los Angeles, ein ganz normaler Tag: Eine dekadente, verkommene und kapitalistische Klassen-Gesellschaft, in der auf Kundenfreundlichkeit nicht gerade viel Wert gelegt wird und die Kunden überteuerte Preise hinnehmen müssen. Eine Gesellschaft, in der Hektik und auf der Gegenseite aber auch Stillstand herrscht. Eine Gesellschaft, auf deren Straßen Kleinkriminalität, Arbeitslosigkeit und Repression Alltag sind, während der reiche Pöbel sich eingezäunt in seiner großen Golfanlage amüsiert. Eine Gesellschaft, in der Menschen aufgrund ihrer angeblich fehlenden wirtschaftlichen Tragbarkeit ihre gesamte Existenz verlieren können, in der Baustellen vorgegaukelt werden, um den Staatshaushalt zu rechtfertigen, in der Homophobie und Rassismus allgegenwertig sind und schon Kinder – vorgegeben von der TV-Landschaft – Waffen bedienen können.

William Foster (Michael Douglas) lebt in eben jener Gesellschaft im Kleinkosmos Los Angeles – der Stadt der Engel, die bei brütender Hitze im Smog versinkt und Foster schier zur Palme bringt. Der Familienvater steht vor einem Trümmerhaufen: Frau und Kind darf er sich nicht nähern, seinen Job hat er verloren, er ist psychisch angeschlagen. Eine scheinbar harmlose Situation bringt das Fass schließlich zum Überlaufen: Foster steht im Stau, die so dringend benötigte Klimaanlage funktioniert nicht, andere Verkehrsteilnehmer telefonieren laut, streiten, gehen sonstigen nichtigen Betätigungen nach. Dem Mittvierziger reicht es. Er steigt aus dem Auto, lässt es an Ort und Stelle stehen und macht sich zu Fuß auf den Weg zu seiner Tochter, die am heutigen Tag Geburtstag hat. Ein wahrer Amoklauf beginnt, den der kurz vor der Pensionierung stehende Officer Prendergast (Robert Duvall) an seinem letzten Arbeitstag stoppen will.

Die sehr schwarzhumorige Satire ist wohl der beste Film von Joel Schumacher. Mit "Falling Down" schuf er ein Szenario, das jedem Zuschauer wohl schon einmal im Kopf umhergeschwirrt ist. Genervt von der Gesellschaft einfach mal austicken. Natürlich nicht in diesem Maße, denn Foster dreht sich hier Klimax-ähnlich in einer Spirale der Gewalt. Die Handlung steigert sich von Wutausbruch zu Wutausbruch, wird unglaublich intensiv. Foster ist ein wandelndes Pulverfass und geht immer explosiver vor. So spannt Schumacher einen Bogen aus Gewalt, Spannung, Action und Amüsement. Für Letzteres ist fast ausschließlich Robert Duvall zuständig, der mit flotten Sprüchen und einer andauernden Diskussion mit seiner Frau, wann er denn jetzt endlich nach Hause komme, für den komödiantischen Part des Films sorgt, aber – natürlich auch seinem Filmcharakter geschuldet – Michael Douglas keineswegs das Wasser reichen kann. Douglas spielt großartig, verkörpert den psychotischen Foster absolut glaubwürdig. Der Wahnsinn steht ihm sprichwörtlich im Gesicht geschrieben. Der Galgenhumor gipfelt in einer Szene und zeigt hier bereits, wie es um diese Welt steht, wenn nämlich ein kleiner Junge Foster zeigt, wie man einen Raketenwerfer überhaupt bedienen muss. Da bleibt dem Zuschauer das Lachen wortwörtlich im Halse stecken.

Eingefangen in großartige Bilder, die das tägliche Chaos in LA großartig zur Geltung bringen, und mit einem gelbstichigen Look, der die Hitze symbolisieren soll, wird dem Zuschauer ein hervorragender Actionthriller mit einer Menge Sozialkritik und Satire vorgesetzt. Zu keinem Zeitpunkt verspürt man Langeweile, vielmehr fiebert man mit und kommt so langsam ins Grübeln. Das, was Schumacher hier subtil anprangert, ist in unserer Gesellschaft leider Gottes wirklich vorhanden: Latenter Rassismus, Unfreundlichkeit, Hektik, Arroganz. Mit einer simplen Geschichte wirft er uns all diese Dinge vor den Kopf und schafft somit einen Film, der mehr ist als nur ein simpler Actionthriller mit interessanter Story. "Falling Down" ist tiefgründig. "Falling Down" ist erschreckend nachvollziehbar. "Falling Down" ist buchstäblich der Wahnsinn.

9/10

Quellen
Inhaltsangabe: Warner Bros.

Freitag, 26. März 2021

The Crazies - Crazies (1973)

https://www.imdb.com/title/tt0069895/

Evans City, eine amerikanische Stadt, gehört bislang nicht zu den Brennpunkten in den Vereinigten Staaten. Das Grauen findet aber seinen Weg in den beschaulichen Ort, als ein Flugzeug ganz in der Nähe abstürzt. Aufgrund der gefährlichen Ladung gerät Evans City plötzlich in den Fokus des Militärs. Denn der Kampfstoff Trixie sorgt bei Menschen, die mit ihm in Berührung kommen, dafür, dass sie sterben oder sich in unkontrollierbare Mordbestien verwandeln. Als die Fälle von betroffenen Bewohnern der Stadt zunehmen, sieht das Militär nur in der vollständigen Quarantäne der Stadt eine Möglichkeit, um die Ausbreitung zu verhindern. Mit Waffengewalt sorgen sie dafür, dass niemand Evans City verlassen kann, während Wissenschaftler im Kampf gegen die Uhr nach einer Heilung suchen. Darauf wollen aber nicht alle Bewohner der Stadt warten. Eine Widerstandsgruppe, zu der auch die schwangere Judy (Lane Carroll) und ihr Freund David (Will MacMillan) gehören, versucht, vor den immer brutaler durchgreifenden Militärs zu fliehen.  

"The Crazies", der am meisten unterschätzte Film von Altmeister George A. Romero ist weit mehr als eine Fingerübung für sein späteres Meisterwerk "Dawn Of The Dead". Oberflächlich betrachtet bietet der Film mit seiner Seuchenthematik vielleicht eher wenig und wird für viele nach Maßstäben heutiger Sehgewohnheiten als veraltet erscheinen. Doch angesichts der aktuellen Pandemie-Situation ist der Streifen aktueller denn je, auch wenn hier Ereignisse - natürlich - überspitzt werden. Das Budget ist niedrig, die Akteure nicht die Besten und große Action oder Blutbäder gibt es ebenfalls nicht zu sehen lediglich ein paar Blutbeutel kommen als simulierte Einschusslöcher zum Einsatz. Mit seiner Gabe der Gesellschaftskritik schafft Romero es aber auch in seinem 1973er Film den Zuschauer wieder einmal zu packen, wenn er zeigt wie unfähig die Staatsorgane arbeiten wenn es darum geht ein durch sie erzeugtes Unglück (und deswegen auch bekanntes Problem) das ihnen nun über den Kopf wächst dank Bürokratie, blindem Befehlsgehorsam oder fehlender nicht von staatlicher Stelle freigegebener Hilfsmittel zu einer in dieser Größe vermeidbaren Katastrophe wird. Alleine schon die ganze Sache mit dem Wissenschaftler der totz Protest und Warnung dort nichts tun zu können vor Ort geschafft wird statt in seinem Labor und mit seiner Top Ausrüstung und Fachwissen an der Lösung zu Arbeiten ist an Diletantismus kaum zu toppen. Auch das altbekannte Thema, nämlich das der Mensch in einer solchen Situation viel eher als das eigentliche Problem zur Bedrohung oder zum Feind werden kann (Soldaten vs. Zivilisten) wurde hier wieder sehr gut abgearbeitet. Lohnt sich. Das es sich bei der Seuchenthematik eventuell um eine Art Vorgeplänkel für seine Zombiefilme handeln könnte wird nicht angedeutet doer gar laut ausgesprochen. Doch wie sich das Virus nach der recht offenen Auflösung am Ende weiter entwickelt haben könnte macht "The Crazies" auf jeden Fall zu einem Film den man sowohl als eigenständiges Werk oder sogar als inoffizielles Prequel der großen "... Of The Dead"-Serie ansehen könnte.

6,5/10

Von CAPELIGHT PICTURES erschien der Film hierzulande in einem tollen Mediabook, der zudem die Romero-Filme "There's Always Vanilla" und "Season Of The Witch" behinhaltet:


Quellen
Inhaltsangabe: Capelight

Donnerstag, 25. März 2021

FX2 - F/X2 - F/X 2: Die tödliche Illusion (1991)

https://www.imdb.com/title/tt0101846/

Rollie Tyler (Bryan Brown) ist ein Special-Effects-Experte und lebt mit Kim und deren Sohn zusammen. Deren Ex-Mann und verzweifelter Polizist Mike (Tom Mason) bittet ihn um Hilfe, um einem hinterhältigen Mörder zu fassen, jedoch geht dessen Plan diesem eine Falle zu stellen schief, was Mike schlussendlich das Leben kostet. Nun scheinen auch Rollie und seine Familie in Gefahr, weshalb er seinen alten Freund, den ehemaligen Cop Leo McCarthy (Bryan Dennehy), um Hilfe bittet. Schnell finden die beiden heraus, dass Mikes Plan von einem oder mehreren korrupten Polizisten verraten wurde und dass der tote Cop an einem sehr kniffligen Fall gearbeitet hat. Mike hatte sich mit dem Verschwinden einiger Medaillons aus der Sammlung von Leonardo da Vinci beschäftigt, welche sich scheinbar in den Fängen der Mafia befinden. Die beiden Kumpel Rollie und Leo begeben sich auf die Suche und geraten dadurch immer mehr in Gefahr...

Ein Film mit einem wunderbaren 90er Jahre Nostalgie Touch, die Effekte sind Handarbeit, die Musik (Lalo Schifrin) perfekt und die Darsteller große Klasse. Wie schon bei "F/X: Tödliche Tricks" sind auch in der Fortsetzung visuelle Spezialeffekte und Maske durchweg gelungen, selbst die Action ist gut inszeniert. Die Story ist zwar nicht wirklich bahnbrechend, aber sie wird geradlinig und unterhaltend erzählt. Etwas irritierend wirkt bisweilen das Lavieren zwischen tragischen und komödiantischen Elementen. Letztgenannte überschreiten obendrein mitunter die Grenze zur Albernheit. Wenn sich Rollie in einem Supermarkt trickreich eines Killers erwehrt, indem er beispielsweise Konserven mit gebackenen Bohnen zum Explodieren bringt, dann ist das des Klamauks etwas zu viel. Auch eine Würstchenkanone zur Ablenkung von scharfen Wachhunden muss nicht sein. Es scheint, als habe sich das Filmteam vor Beginn der Dreharbeiten zu einer Brainstorming-Sitzung zusammengefunden und einander die Ideen für Tricks nur so um die Ohren gehauen. Das bringt ein paar nette Überraschungen, ist gelegentlich aber auch etwas vorhersehbar. Alles in allem höchst unterhaltsam, aber etwas hinter Teil 1.

6,5/10

Von NSM Records kommt der Film hierzulande ungeschnitten und in HD im auf 444 Stück limitierten und nummerierten Mediabook:

Quellen
Inhaltsangabe: NSM

용의자 - Yong-eui-ja - The Suspect: Traue keinem (2013)

https://www.imdb.com/title/tt3404158/

Der nordkoreanische Spion Ji Dong-chul (Yoo Gong) hat unzählige Himmelfahrtkommandos überstanden und ist inzwischen zu einer lebenden Legende geworden. Die Informationen, die er aus der Fülle an geheimen Operationen gesammelt hat, werden ihm nun jedoch zum Verhängnis: Seine Regierung lässt ihn während eines Auftrags ins Messer laufen, beseitigt seine Familie und lässt ihn als Verräter dastehen. Er überlebt zwar den folgenden Anschlag auf sein Leben, wird aber von allen Seiten gejagt und taucht schließlich in Südkorea unter. Dort wird er der Chauffeur eines bedeutenden CEO, der kurz darauf ermordet wird. Vor seinem Tod konnte dieser Ji aber noch eine Brille zukommen lassen, in deren Innerem etwas zur Aufklärung der Verschwörung liegen soll. Mehr in Bedrängnis als je zuvor muss der Spion sein ganzes Können abrufen, um seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen und den Weg für seine Vergeltung zu ebnen. 

"The Suspect" ist ein recht harter koreanischer Thriller irgendwo zwischen "Bourne" und "Auf der Flucht" anzusiedeln ist. Nervös-fiebrig inszeniert, mit hektischer Wackelkamera und gut gespielten, interessanten Charakteren angereichert (besonders die Antagonisten sind herrlich genießerisch) macht "The Suspect" vieles richtig. Die gute alte "Allein-gegen-das-System"-Geschichte sorgt für zunächst noch schön unsentimentales Politkrimi-Kino, aber ohne die ganz große Tragödie geht es schlußendlich dann doch nicht. Der Wermutstropfen: Mit 136 Minuten ist "The Suspect" gleich etwas zu episch ausgefallen, aber was lange währt, hat auch Zeit für Action: Zum Beispiel für gleich zwei Autoverfolgungsjagden, die beide grandios inszeniert und gefilmt sind, und den Zsuchauer gleichwohl mitreißen und mitfiebern lassen. Passend eingestreut sind zahllose knochentrockene und knackige Fights und sogar, gleich zu Beginn, eine Rettungsaktion ala James Bond im freiem Fall. "The Suspect": Spannend, emotional und richtig gut.

7/10

Von SPLENDID erschien der Film als Bonus im auf 2.000 Stück limitierten und nummerierten Mediabook, welches den Film "The Battle: Roar To Victory" enthält. 

Quellen
Inhaltsangabe: Splendid

Montag, 22. März 2021

Chappaquiddick - Das Alibi: Spiel der Macht (2017)

https://www.imdb.com/title/tt5270948/

Am Abend des 18. Juli 1969 kommt es auf der vor der Küste des US-Bundesstaats Massachusetts gelegenen Insel Chappaquiddick zu einem Unfall mit fatalen Folgen: Senator Edward Kennedy (Jason Clarke) ist mit der attraktiven Wahlkampfhelferin Mary Jo Kopechne (Kate Mara) in einem Auto unterwegs, als dieses von der Straße abkommt und von einer Brücke ins Wasser stürzt. Kennedy kann sich aus dem Wrack retten, doch erst zehn Stunden später verständigt er die Polizei, die bei der Bergung des Fahrzeugs die Leiche von Kopechne findet. Schnell sieht sich der mitten im Präsidenten-Wahlkampf steckende Senator mit Vorwürfen konfrontiert, er hätte nicht nur sich selbst, sondern auch die junge Frau retten können. Doch Kennedys Beraterstab versucht mit allen Mitteln, seinen Ruf zu retten...

Chappaquiddick ist eine kleine Insel vor der Küste des US-Bundesstaats Massachusetts. Die Insel wurde bekannt, als Mary Jo Kopechne am 18. Juli 1969 bei einem von US-Senator Edward Kennedy verursachten Autounfall getötet wurde. Da Kennedy den Unfallort ohne Erlaubnis verlassen hatte, wurde er zu zwei Monaten Haft verurteilt, die er aber nicht antreten musste. Nach allgemeiner Ansicht reduzierte sein Verhalten im Zusammenhang mit diesem Unfall allerdings entscheidend seine Chancen, Präsident der Vereinigten Staaten zu werden.

Der Skandal um Ted Kennedy und die ertrunkene Wahlhelferin,der gute Cast, das tolle Setting versprechen eine spannende und interessante Geschichte. Doch "Chappaquiddick" ist lediglich ein kleiner, sehr bemüht wirkender Film geworden, der erstaunlich kraftlos und uninspiriert an das Thema herangeht. Was in der ersten Stunde noch fasziniert, lahmt gegen Ende stark und leidet unter viel zu omnipräsenter Filmmusik. Einzig Jason Clarke bleibt positiv im Gedächtnis zurück, denn die Zerrissenheit, Qual und Hybris Kennedys stellt er facettenreich und überzeugend dar. Tiefe Einblicke in das Leben der Kennedys bleiben jedoch außen vor, sodass es lediglich eine Meisterleistung ist, so einen interessanten Fall so langweilig zu verfilmen. Die Figuren blieben blass und Langeweile kehrte schnell ein. Und das ändert sich auch bis zum Finale nicht.

4/10

Quellen
Inhaltsangabe: Ascot Elite
Textauszüge: Wikipedia

Samstag, 20. März 2021

Unhinged - Unhinged: Außer Kontrolle (2020)

https://www.imdb.com/title/tt10059518/

Rachel (Caren Pistorius) ist spät dran, als sie auf dem Weg zur Schule ihres Sohnes Kyle (Gabriel Bateman) an einer Ampel mit einem fremden Autofahrer (Russell Crowe) aneinandergerät. Obwohl seine Ampel grün anzeigt, ignoriert er das Signal stoisch. Als sie hupend an ihm vorbeizieht, wird sie zur Zielscheibe eines wütenden Mannes, der offensichtlich nichts mehr zu verlieren hat. Der Fremde will ein letztes Zeichen in der Welt setzen, indem er ihr eine Reihe tödlicher Lektionen beibringt. Was folgt, ist ein gefährliches Katz- und Mausspiel, das beweist, dass man nie weiß, neben wem man wirklich fährt...

Genau so muss ein Thriller aussehen! "Unhinged" überrascht nicht durch pfiffige Wendungen oder unerwartete Szenen, aber durch eine stringente Spannung und die punktuellen, krassen Gewaltspitzen, die die Freigabe "Ab 16 Jahren" doch recht fragwürdig erscheinen lassen. Die Nähe zu "Falling Down" lässt sich kaum leugnen, auch wenn es hier in eine etwas andere Richtung geht. "Unhinged" ist genauso einfach gestrickt, wie die Story sich anhört, da kann auch die eine andere kleine Überraschung nichts ändern. Doch er ist effektiv und hält die Spannung mit einfachsten Mitteln hoch. Ein souverän und routiniert inszenierter Psycho- und Actionthriller, der möglicherweise nicht kontinuierlich auf Realismus und Credibility beharrt, allerdings fesselnden Nervenkitzel verspricht. Die rasende Hochspannung verdankt der Zuschauer Russell Crowe in der Rolle des komplett durchgeknallten Psychos, der den Film von Minute eins über die immer wahnsinniger werdende Story fast im Alleingang ins Ziel trägt.

Um den Taten keine Rechtfertigungsgründe zu liefern erfährt man so wenig wie möglich über seine Vergangenheit und Motivation. Statt auf psychologische Analytik setzt das ungleiche Duell demzufolge auf Kompromisslosigkeit und Schock, beispielsweise bei waghalsigen Verfolgungsjagden. Nahezu entmenschlicht und humorbefreit geht der nur mit "The Man" betitlte Wahnsinnige bis ans Äußerste, um einer unter Zeitdruck stehenden, unter Geldsorgen leidenden und im Scheidungskrieg steckenden, alleinerziehenden Mutter eine Lektion zu erteilen, die sich im Straßenverkehr unfreundlich verhalten hat und sich dafür nicht entschuldigen will.

In Rage sowie vom Leben und seinen Mitmenschen enttäuscht klebt er ihr hartnäckig an der Stoßstange. Allerdings ist nicht nur sie zu seiner Zielscheibe geworden, sondern auch alle, die ihr lieb und teuer sind. Entschlossen setzt er alles daran, ihr Manieren beizubringen, indem er versucht, ihr Leben systematisch zu zerstören. Doch er hat nicht mit der Wut der Verzweiflung einer liebenden Mutter gerechnet, mit der der Zuschauer sofort Mitgefühl entwickelt und ihr die Daumen drückt. Über die Handlung selbst funktioniert dies gewiss nicht, denn das Skript von Drehbuchautor Carl Ellsworth stolpert zu häufig über das ein oder andere Logikloch. Blendet man diese aus, dann schafft es "Unhinged " mitzureißen durch eine kurzweilige Geschichte, einem beinahe zu spannendem Score sowie seinem ordentlichen Härtegrad. Ein toller Film, spannend und bösartig.

8/10

Quellen
Inhaltsangabe: Leonine
Poster/Artwork: Burek Films/Ingenious/Solstice Studios

Freitag, 19. März 2021

Krigen - A War (2015)

https://www.imdb.com/title/tt3830162/

Claus Michael Pedersen (Pilou Asbæk) ist der Anführer einer dänischen Militäreinheit, die in Afghanistan kämpft - während sich seine Frau Maria (Tuva Novotny) zuhause um die drei Kinder (Elise Sondergaard, Andreas Buch Borgwardt, Adam Chessa) kümmert, die ihren Vater vermissen. Die dänische Einheit in Afghanistan muss den Verlust eines Soldaten verkraften, der auf eine Miene trat, und Claus versucht als fürsorglicher Kommandant alles, die Moral seiner Truppe dennoch hoch zu halten. Investiert Claus zu viel, wie sein Kindheitsfreund und Armee-Kumpel Najib (Dar Salim) meint? Als Claus gemeinsam mit seinen Kameraden von einer Gruppe Taliban eingekesselt wird, fordert er Luftunterstützung an, um so einen seiner verwundeten Männer in Sicherheit bringen zu können. Doch zurück in seiner Heimat muss sich Claus vor Gericht verantworten, weil bei dem Bombenangriff auch elf Zivilisten ums Leben gekommen sind. Hat Claus im bombardierten Haus einen feindlichen Kämpfer gesehen, war das Bombardement also gerechtfertigt, oder nicht? Ein anstrengender Prozess nimmt seinen Lauf, der den heimgekehrten Soldaten in ein moralisches Dilemma stürzt…  

"A War" ist der zweite Film des dänischen Regisseurs Tobias Lindholm und hebt sich positiv von den üblichen US-Produktionen ab. In diesem inszenatorisch reduzierten Kriegsdrama beleuchtet Lindholm das psychologische Dilemma des Kommandanten Pedersen (Pilou Asbæk) rund um seinen Einsatz in Afghanistan. Richtig oder falsch gibt es in "A War" nicht, Lindholm setzt die Zuschauer mitten in den Graubereich und stellt die Frage nach der Verantwortung und nach der Priorität der Entscheidungen. Das Wahren von Moral und Ethik wird dabei zur Zerreissprobe. Auch dank der Art und Weise wie der Film die sandig-braune Atmosphäre des Schauplatzes im Nahen Osten mit weichen und trotzdem kühlen Bilder des Familienalltags in Dänemark verbindet, gewinnt der Film an Tiefe. "A War" ist damit viel mehr ein Familiendrama als ein Kriegsfilm. So wird die Ehefrau den bemitleidenswerten Pedersen zum emotionalen Anker des Films und während ihr Mann und seine Truppe um Leben und Tod kämpfen, kämpft sie an den heimischen Fronten mit dem Familienalltag. "A War" wurde zurecht 2016 für einen Oscar nominiert. Besonders im zweiten Teil dieses subtilen Werkes funktioniert die dramaturgische Umsetzung perfekt und zeigt den unlösbaren Widerspruch zwischen Prinzipien, Ethik und Menschlichkeit. Wer kein US-Actiongewitter erwartet, wird mit diesem nachdenklichen Film sehr gut bedient werden. Sehr sehenswert.

8/10

Quellen
Inhaltsangabe: Studiocanal

[SERIE] Sons of Anarchy, Season 04

https://www.imdb.com/title/tt1124373/

Die vierte Staffel der Serie beginnt mit der Haftentlassung der Gruppe 14 Monate später. Hauptkonfliktlinie sind die sich verschärfenden Spannungen innerhalb der Gruppe. Als neue Figuren treten der ruhig und überlegt vorgehende Staatsanwalt Lincoln Potter (gespielt von Ray McKinnon), der neue Deputy Chief Eli Roosevelt (Rockmond Dunbar) sowie der mexikanische Waffenhändler Romero "Romeo" Parada (Danny Trejo) auf. Zu Beginn vereinbaren Clay und Jax einen Waffenstillstand. Inhalt: Jax unterstützt Clay unter der Bedingung, dass dieser ihm den Ausstieg aus der Gruppe ermöglicht. Der kriminelle Handlungsstrang wird mehr und mehr zu einem Spiel über Bande mit mehreren Beteiligten: lokalen Ablegern der russischen Mafia, der Real IRA, dem Galindo-Kartell von "Romeo" Parada, dem Konkurrenzsyndikat Lobo-Sonora-Kartell sowie dem desolaten Chapter der Sons of Anarchy im benachbarten Bundesstaat Arizona. Beim entscheidenden Zugriff der Bundespolizei stellt sich allerdings heraus, dass eines der Kartelle direkt vom US-amerikanischen Geheimdienst CIA betrieben wird. Der interne Konflikt innerhalb der Gruppe spitzt sich zu – unter anderem aufgrund der Informationen, die Maureens Briefe enthalten. Clay ermordet ein Gruppenmitglied, damit seine Beteiligung am Tod von John Teller nicht publik wird. Am Ende der Staffel liegt neben dem persönlichen auch ein ermittlungstechnischer Scherbenhaufen: Staatsanwalt Potter hat sein Ziel, das Charming-Chapter der Sons of Anarchy dingfest zu machen, nicht erreicht...

https://www.imdb.com/title/tt1989270/
4.1 Blutige Hochzeit (Out)
Clay, Jax, Bobby, Juice, Tig und Happy werden nach 14 Monaten Knast entlassen. Inzwischen hat Bürgermeister Hale einen neuen Sheriff in Charming eingesetzt – Lieutenant Eli Roosevelt. Doch nicht nur er hat die SOA auf den Kieker. Auch der Bundesstaatsanwalt Potter will dem Motorradclub mit seinen Machenschaften den Garaus machen, ebenso wie der True IRA und den Russen. Mit beiden nehmen die SOA bereits wieder die Geschäfte auf... Opie und Lyla wollen indes endlich heiraten. - 9/10

https://www.imdb.com/title/tt1974884/
4.2 Kokain (Booster)
Nachdem sie die Russen umgelegt haben, verkaufen die Sons of Anarchy die Waffen der Iren an das mexikanische Galindo-Kartell. Der Deal beinhaltet, dass die SOA als Gegenleistung Kokain transportieren, das für Alvarez, den Boss der Mayans, bestimmt ist. Jax will nur unter einer Bedingung mitmachen: Clay soll seinen Ausstieg aus dem Club nicht behindern. Gemma fürchtet derweil, dass ihr Sohn Jax und seine Verlobte Tara die Wahrheit über den Tod von Jax’ Vater John herausfinden. - 8,5/10

https://www.imdb.com/title/tt1989269/
4.3 Ameisen (Dorylus)
Die SOA haben ihre Waffen bei Happys Tante versteckt. Als sie auf den Lkw geladen werden, kapern zwei Ghetto-Kids den Transporter und machen sich mit einer Kiste Waffen davon. Indes ist noch unklar, wie die Clubmitglieder zu dem Deal mit den Mexikanern stehen, an die die Waffen geliefert werden sollen. Im Gegenzug würden die SOA Koks transportieren, doch damit sind nicht alle einverstanden. Clay muss obendrein mit den Wahewa-Indianern verhandeln, die die Munition herstellen. - 8,5/10

https://www.imdb.com/title/tt1977537/
4.4 Dealer (Una Venta)
Die Sons of Anarchy machen sich mit einem Lkw voller Waffen auf den Weg zur Auto- und Motorrad-Show in Tuscon. Sie wollen sich mit dem dortigen Chapter SAMTAZ treffen, damit diese sie bei der Übergabe unterstützen. Wie sich herausstellt dealen die längst nicht mehr mit Waffen, sondern mit Crank, unreinem Crystal Meth. Es ist nicht der einzige Regelverstoß der SAMTAZ... Als Gegenleistung für die Waffen sollen Jax und Co. schließlich 30 Kilo Koks über die Grenze transportieren. - 8/10

https://www.imdb.com/title/tt1989268/
4.5 Neunundzwanzig (Brick)
Otto hat im Gefängnis von Staatsanwalt Potter erfahren, dass seine Frau Luann kurz vor ihrem Tod eine Affäre mit Bobby hatte. Er will, dass die Sons of Anarchy nun ihren Mörder finden. Piney droht Clay, den anderen zu erzählen, dass der ehemalige Club-Boss John Teller ermordet wurde, wenn der Club nicht aus dem Drogengeschäft aussteigt. Clay und Gemma beauftragen daraufhin Unser, Tara die belastenden Briefe zu stehlen. Die SOA wickeln indes den nächsten Kokain-Deal ab. - 9/10

https://www.imdb.com/title/tt2016680/
4.6 Sündenbock (With An X)
Bei der Übergabe an das Galindo Kartell fehlte ein Kilo Kokain. Die Sons of Anarchy nehmen zunächst ihre Prospects Phil und Rat ins Visier. Sie leugnen den Diebstahl, doch Clay will sie trotzdem aus dem Weg räumen, um Romeo Parada, den Obersten des Kartells, zu besänftigen. Der Club-Boss steht zudem unter Druck, da die Wahrheit über den Tod seines Vorgängers John Teller aufzufliegen droht. Er gibt den Auftrag, Tara zu töten – die Verlobte seines Ziehsohnes Jax weiß zu viel. - 8,5/10

https://www.imdb.com/title/tt2010656/
4.7 Unter Beschuss (Fruit For The Crows)
Nachdem Tara eine Morddrohung erhalten hat, sind die Sons of Anarchy in Alarmbereitschaft. Sie haben keine Ahnung, wer der Verlobten des Vizepräsidenten Jax nach dem Leben trachtet. Derweil gerät der Club bei einem Besuch bei den Mayans und deren Kokainlager unter Beschuss. Wer die Schützen sind, steht ebenfalls infrage. Und SOA-Mitglied Juice übergibt eine Probe des von den Sons gedealten Koks an den Polizeiboss Eli Roosevelt und gerät damit immer mehr unter Druck. - 9/10

https://www.imdb.com/title/tt2021956/
4.8 Familienrezept (Family Recipe)
Die Abstimmung über einen neuen Boss der Sons of Anarchy wird von einem Kugelhagel unterbrochen: Drei Männer stürmen mit einem Pickup das Gelände und feuern auf das Clubhaus. Einer der Schützen bleibt verletzt zurück – er trägt das Tattoo des feindlichen Kartells Lobos Sonora. Außerdem hinterlassen die Unbekannten eine Tasche mit abgetrennten Köpfen. Einer gehört dem Präsidenten der SOA aus Tucson, die den Koks-Transport mit Clay und seinen Männern abgewickelt haben. - 9/10

https://www.imdb.com/title/tt2050258/
4.9 Krieg der Kartelle (Kiss)
Den Sons ist das feindliche Lobos-Kartell auf die Pelle gerückt, das in ihrem Chapter ebenfalls mit Koks handelt. Damit sie ihren eigenen Deal mit dem Galindo-Kartell fortsetzen können, schmieden Clay und seine Männer eine neue Allianz: Sie überzeugen die Niners, sich auf ihre Seite zu stellen. Gemma entdeckt indes, dass Clay Piney getötet hat, damit der die belastenden Briefe nicht rausgibt. Und Juice teilt Roosevelt mit, dass er nicht mehr für die Cops spitzeln will. - 9/10

https://www.imdb.com/title/tt2049291/
4.10 Hände (Hands)
Clay hat einen Auftragsmörder auf Tara angesetzt: Die Verlobte seines Vize Jax soll sterben, weil sie belastende Briefe über ihn besitzt. Der Killer soll sie töten, als sie auf dem Weg zu einer Konferenz nach Oregon ist. Clay erfährt zu spät, dass Jax mit ihr unterwegs ist. Es gelingt ihm nicht, die Sache abzublasen, also lässt Clay es so aussehen, als seien die Lobos an dem Angriff schuld – das Kartell, mit dem das mit den Sons verbündete Galindo-Kartell verfeindet ist. - 9,5/10

https://www.imdb.com/title/tt2085522/
4.11 Minenfeld (Call Of Duty)
Nicht nur damit, dass er seine Frau Gemma zusammengeschlagen hat, macht sich SOA-Boss Clay unbeliebt bei seinen Männern. Mit seiner harten Tour im Drogengeschäft bringt er auch einmal mehr deren Leben in Gefahr... Auch Georgie, der Mörder von Luann, soll endlich dran glauben. Deren Witwer Otto bekommt im Gefängnis derweil erneut Besuch von Staatsanwalt Potter: Der unterbreitet dem zum Tode verurteilten SOA-Mitglied ein Angebot, damit er gegen den Club auspackt. - 9/10

https://www.imdb.com/title/tt2083709/
4.12 Rachedurst (Burnt And Purged Away)
Jax bereitet die Sons darauf vor, aus dem Drogengeschäft mit dem Kartell auszusteigen. Noch zwei hochkarätige Deals – und dann soll die Sache gelaufen und sein Ausstieg aus dem Club besiegelt sein. Doch die Zukunft der SOA ist gefährdet: Otto hat gegenüber Staatsanwalt Potter ausgepackt. Und Opie, der Wind bekommen hat, dass Clay nicht nur seine große Liebe, sondern auch seinen Vater auf dem Gewissen hat, sinnt auf Rache. - 9,5/10

https://www.imdb.com/title/tt2105914/
4.13 Schmerzliche Wahrheit (To Be, Act 1)
Opie hat Clay mit zwei Schüssen niedergestreckt. Mit Unsers Hilfe lassen er und Clay es so aussehen, als wären die Niners dafür verantwortlich. Während der Boss der SOA im Krankenhaus behandelt wird, startet der nichts von dem wahren Täter ahnende Tig einen tödlichen Rachefeldzug gegen Laroys Gang. Gemma erklärt Tara indes, dass Clay nicht nur Piney getötet hat, sondern auch für ihren schweren Unfall verantwortlich ist. Und auch ihren Sohn Jax muss Gemma einweihen... - 9,5/10

https://www.imdb.com/title/tt2105915/
4.14 Machtwechsel (To Be, Act 2)
Die CIA verhagelt Staatsanwalt Potter seinen großen Coup. Er wollte einen Waffen-Deal zwischen dem Galindo Kartell, den Sons und den Iren hochgehen lassen. Doch wie sich herausstellt arbeiten hochrangige Männer des Kartells mit der CIA zusammen. Romero und Torres geben sich auch gegenüber Jax als Agenten zu erkennen. Sie wollen, dass Clay stirbt und Jax die Führung des MC übernimmt – sonst sollen die SOA zerschlagen werden. Doch die Sache muss geheim bleiben. - 9,5/10

Von Twentieth Century Fox kommt die komplette Serie auf Blu-ray in einer streng limitierten Sammelbox aus Holz, deren Aussehen dem Tisch der SAMCRO nachempfunden ist.

Quellen
Inhaltsangabe: Twentieth Century Fox

Donnerstag, 18. März 2021

Pain & Gain (2013)

https://www.imdb.com/title/tt1980209/

Bodybuilder Daniel Lugo (Mark Wahlberg) und sein Kumpel Adrian Doorbal (Anthony Mackie) sind die besten Freunde. Sie wohnen im sonnigen Süden von Florida. Doch anstatt das Leben in vollen Zügen genießen zu können, rackert sich Lugo im Fitnessclub Sun Gym den Hintern ab. Der Job wirft nicht viel Geld ab und so ist der Muskelprotz am Ende des Tages ganz und gar nicht zufrieden mit sich und seinem Leben. Zusammen mit Doorbal heckt er schließlich einen Plan aus, um Victor Kershaw (Tony Shalhoub), seines Zeichens steinreicher Geschäftsmann und regelmäßiger Besucher der Muckibude, zu entführen und per Folter dazu zu bringen, ihnen all sein Geld zu überweisen. Der Plan scheint idiotensicher und mit der tatkräftigen Unterstützung des frisch aus dem Knast entlassenen Paul Doyle (Dwayne Johnson) scheint das aberwitzige Vorhaben tatsächlich zu gelingen. Als Kershaw jedoch die Flucht gelingt und er ihnen den Privatermittler Ed Du Bois (Ed Harris) auf den Hals hetzt, der sie finden und zur Strecke bringen soll, wird die Luft dünn für das aufgepumpte Trio.

"Pain & Gain" von Michael Bay basiert sehr lose auf der bitter-bösen, wahren Begebenheit der "Sun Gym Gang", die Geschichte dreier US-Verbrecher, die auf das schnelle Geld aus sind. Mark Wahlberg, Anthony Mackie und Dwayne Johnson verkörpern die drei Bodybuilder, die in dieser Chaos-Action-Komödie einen reichen Geschäftsmann kidnappen, um an sein Geld zu kommen. Klingt auf dem Papier gut und auch die Optik passt, alles ist visuell überbordernd, hochglänzend überzeichnet und extrem hell. Dies unterstreicht die allgemeine Thematik und dem Schauplatz des Films. Doch auch wenn die Geschichte so stattgefunden haben mag, was an mancher Stelle schlicht unglaublich erscheint, so offenbaren sich mit zunehmender Laufzeit Schwächen. Der Spannungsbogen wird kontinuierlich strapazert und erfährt wohl auch aufgrund des sehr wässrigen Drehbuchs ein ständiges Auf und Ab. Da der Film mit knapp 130 Minuten Laufzeit es auch nicht schafft, seine Geschichte kurz und knackig zu erzählen wird er bald zu einer Geduldsprobe mit oft zu infantilem Humor.

Warum es der Film doch noch gerade so aus dem Mittelmaß schafft, ist der restliche Cast, insbesondere Tony Shalhoub, der wirklich großartig spielt und die Neugier auf die Story an sich. Vermutlich auch das voyeuristische Zuschauen beim Scheitern der drei Muskelprotze, denn auf nichts verwendet "Pain & Gain" mehr Energie und Filmzeit darauf, als seine Helden bloßzustellen. Und wenn man unterm Strich das große Ganze betrachtet, hat Michael Bay mit "Pain & Gain" abermals bewiesen, dass er mit unausgeschöpftem Potenzial und einer schlechten Umsetzung jede noch so interessant klingende Begebenheit an die Wand fahren kann. "Pain & Gain" ist zwar ganz nett, stellenweise lustig und gut gefilmt, jedoch ist der Film nichts wirklich Besonderes und an manchen Stellen einfach zu langweilig. Schade.

6/10

Quellen
Inhaltsangabe: Paramount