1880: Thomas Edison (Benedict Cumberbatch) hat die Tests tausender Designs hinter sich, als er endlich weiß, wie er eine marktfähige Glühbirne herstellen kann. Während Edison die finanzielle Unterstützung durch J.P. Morgan (Matthew Macfadyen) sichert, um fünf Blocks in Manhattan mit elektrischem Licht zu versorgen, erkennt George Westinghouse (Michael Shannon) die Grenzen der neuen Technologie. Der Geschäftsmann aus Pittsburgh arbeitet mit Wechsel- statt mit Gleichspannung und übernimmt einige von Edisons Entdeckungen. Ein Wettkampf spitzt sich zu: Auf der einen Seite der bescheidene, öffentlichkeitsscheue Westinghouse, der seiner Frau Marguerite Westinghouse (Katherine Waterston) treu ergeben ist – auf der anderen Seite Edison, der sich für ein Genie hält, die Anerkennung für seine Arbeit nicht teilen will und seine Frau Mary Edison (Tuppence Middleton) nebst den Kindern vernachlässigt…
Wer "The Imitation Game" gesehen hat, hatte allein aufgrund des namens Benedict Cumberbatch große Erwartungen an die Verfilmung des Lebens von Thomas Alva Edison, den eben Cumberbatch hier verkörpert. Doch "The Currecnt War" befasst sich nur mit einem speziellen Abschnitt in Edisons Leben, dem sogenannten "Stromkrieg", ein um 1890 stattgefundener Streit zwischen Thomas Alva Edison und George Westinghouse, ob die von Edison favorisierte Gleichspannung oder die von Westinghouse favorisierte Wechselspannung die geeignetere Technik für die großflächige Versorgung der Vereinigten Staaten von Amerika mit elektrischer Energie und den Aufbau von Stromnetzen sei. Dabei ging es am Anfang um Marktanteile für ihre jeweiligen Elektrofirmen Edison General Electric, die ab Anfang der 1890er Jahre als General Electric firmierte, und Westinghouse Electric. Bei dem Stromkrieg handelte es sich um den ersten Formatkrieg der Industriegeschichte – eine wirtschaftliche Auseinandersetzung um einen technischen Standard.
Doch was Regisseur Alfonso Gomez-Rejon hier abliefert, ist ein recht fahrig und fragmentarisch erzähltes Biopic Edisons, welches viel eher als Transkript einer sozio-kulturellen Fortschritts-Geschichte über die Erfüllung einer damaligen Utopie funktioniert. Mit gehetzter und teilweise sogar aufdringlicher Kamera gefilmt, springt die Erzählung von einem Plot-Point zum nächsten und zwischen den Hauptfiguren oszillierend hin und her und entwirft dabei das Bild eines nur wenig elektrisierenden und kleinlichen Kleinkriegs dreier größenwahnsinniger Egos , die sich bei der nochmaligen Erschließung der USA mittels Elektrifizierung mißgünstig gegenseitig Steine in den Weg legten. Überzeugen können nicht mal die Darsteller, auch weil keinem ernsthaft abverlangt wird, ihren Figuren irgendeine größere Ambivalenz mitzugeben. Benedict Cumberbatch als Edison wird seltsam einseitig als idealistisch handelnder, fast altruistischer Weltenverbesserer gezeichnet, der in den Konkurrenten nur Gegner und Feinde sieht. Michael Shannon als Westinghouse verkommt daneben als dauerangepisste und beleidigte Leberwurst zum ewig nörgeligen Neider und Nicolas Hoult wird als Tesla zum rattenhaften und illoyal-eigenbrötlerischen Abstauber degradiert.Als einzig erinnerungswürdige Szene verbleibt eine Parallel-Montage der Illuminierung der Weltausstellung 1893 in Chicago mit der ersten, 1890 im Staat New York durchgeführten Hinrichtung auf dem elektrischen Stuhl, die dann aber rein vom zeitlichen Abstand keinen wirklichen Sinn mehr ergibt. In diesem Zusammenhang wollte Edison die Redensart "to be westinghoused" für das Töten mit elektrischen (Wechsel-)Strom einführen und somit über Westinghouses Technik zu spotten, ein negatives Öffentlichkeitsbild zu verpassen und dessen technischen Ansatz der Wechselspannung nachhaltig diskreditieren. Uneingeschränkt lobenswert ist dann letztlich nur die zeitgenössisch akkurate Requisite.
Somit beruht zwar der Film auf wahren Ereignissen, ist aber letztlich überhaupt kein klassisches Biopic, erst recht nicht über Thomas Alva Edison. Unterm Strich stehen hier zwei Personen im Mittelpunkt und da Gomez-Rejon das Leben und die Bemühungen beider Akteuere nahezu separat erzählt, kommt eigentlich nie der Gedanken beim Zuschauer auf, dass hier überhaupt so eine Art Konflikt geführt werden würde. Wer sich also für den Stromkrieg in Fakten interessiert, dem sei der Wikipedia-Artikel eher ans Herz gelegt, als dieser schön anzusehende aber mäßig spannende Film.
6,5/10
Quellen:
Inhaltsangabe: Concorde
Testauszüge: Wikipedia
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