Rachel (Caren Pistorius) ist spät dran, als sie auf dem Weg zur Schule ihres Sohnes Kyle (Gabriel Bateman) an einer Ampel mit einem fremden Autofahrer (Russell Crowe) aneinandergerät. Obwohl seine Ampel grün anzeigt, ignoriert er das Signal stoisch. Als sie hupend an ihm vorbeizieht, wird sie zur Zielscheibe eines wütenden Mannes, der offensichtlich nichts mehr zu verlieren hat. Der Fremde will ein letztes Zeichen in der Welt setzen, indem er ihr eine Reihe tödlicher Lektionen beibringt. Was folgt, ist ein gefährliches Katz- und Mausspiel, das beweist, dass man nie weiß, neben wem man wirklich fährt...
Genau so muss ein Thriller aussehen! "Unhinged" überrascht nicht durch pfiffige Wendungen oder unerwartete Szenen, aber durch eine stringente Spannung und die punktuellen, krassen Gewaltspitzen, die die Freigabe "Ab 16 Jahren" doch recht fragwürdig erscheinen lassen. Die Nähe zu "Falling Down" lässt sich kaum leugnen, auch wenn es hier in eine etwas andere Richtung geht. "Unhinged" ist genauso einfach gestrickt, wie die Story sich anhört, da kann auch die eine andere kleine Überraschung nichts ändern. Doch er ist effektiv und hält die Spannung mit einfachsten Mitteln hoch. Ein souverän und routiniert inszenierter Psycho- und Actionthriller, der möglicherweise nicht kontinuierlich auf Realismus und Credibility beharrt, allerdings fesselnden Nervenkitzel verspricht. Die rasende Hochspannung verdankt der Zuschauer Russell Crowe in der Rolle des komplett durchgeknallten Psychos, der den Film von Minute eins über die immer wahnsinniger werdende Story fast im Alleingang ins Ziel trägt.
Um den Taten keine Rechtfertigungsgründe zu liefern erfährt man so wenig wie möglich über seine Vergangenheit und Motivation. Statt auf psychologische Analytik setzt das ungleiche Duell demzufolge auf Kompromisslosigkeit und Schock, beispielsweise bei waghalsigen Verfolgungsjagden. Nahezu entmenschlicht und humorbefreit geht der nur mit "The Man" betitlte Wahnsinnige bis ans Äußerste, um einer unter Zeitdruck stehenden, unter Geldsorgen leidenden und im Scheidungskrieg steckenden, alleinerziehenden Mutter eine Lektion zu erteilen, die sich im Straßenverkehr unfreundlich verhalten hat und sich dafür nicht entschuldigen will.
In Rage sowie vom Leben und seinen Mitmenschen enttäuscht klebt er ihr hartnäckig an der Stoßstange. Allerdings ist nicht nur sie zu seiner Zielscheibe geworden, sondern auch alle, die ihr lieb und teuer sind. Entschlossen setzt er alles daran, ihr Manieren beizubringen, indem er versucht, ihr Leben systematisch zu zerstören. Doch er hat nicht mit der Wut der Verzweiflung einer liebenden Mutter gerechnet, mit der der Zuschauer sofort Mitgefühl entwickelt und ihr die Daumen drückt. Über die Handlung selbst funktioniert dies gewiss nicht, denn das Skript von Drehbuchautor Carl Ellsworth stolpert zu häufig über das ein oder andere Logikloch. Blendet man diese aus, dann schafft es "Unhinged " mitzureißen durch eine kurzweilige Geschichte, einem beinahe zu spannendem Score sowie seinem ordentlichen Härtegrad. Ein toller Film, spannend und bösartig.
8/10
Quellen:
Inhaltsangabe: Leonine
Poster/Artwork: Burek Films/Ingenious/Solstice Studios
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