Früher oder später landet jeder Bewohner von Raven's End mal auf dem Tisch von Montgomery Dark (Clancy Brown). Der Leichenbestatter kennt die Toten besser als jeder Andere. Und die Angehörigen müssen sich keine Sorgen um ihre Verstorbenen machen, bei Montgomery sind sie in besten Händen. Egal, ob es um die Grabrede, die letzte Salbung oder die Verbrennung im hauseigenen Krematorium geht. Die Prozesse rund ums Sterben schüchtern Sam (Caitlin Fisher) nicht ein – ganz im Gegenteil, das Morbide zieht sie förmlich in den Bann. Das junge Mädchen bewirbt sich bei Montgomery, als er eine Stelle ausgeschrieben hat. Während er ihr einige der seltsamsten Geschichten, die er in seiner langen Karriere erlebt hat, erzählt, stellt sie jedoch fest, dass es nicht umsonst "Ruhe in Frieden" heißt...
"The Mortuary" ist eine richtig gute Hommage an klassische Horror-Anthologien, die formell stark an "Tales From The Crypt" erinnert, sich aber entscheidend davon abhebt, dass die Rahmenhandlung viel besser mit den einzelnen Kurzgeschichten harmoniert, sowohl stilistisch als auch inhaltlich. Das wirklich besondere am Film ist jedoch, dass er als Kickstarter-Projekt mit einem aus heutiger Sicht geradezu lächerlichen Budget realisiert wurde - was man dem Film absolut an keiner Stelle anmerkt. Der zeitlose Retro-Look, der manchmal an Tim Burton oder Jean-Pirre Jeunet erinnert, sieht einfach nur großartig aus und übertrifft selbst vielfach teurere Produktionen, das trifft auch auf die durchweg gelungenen Masken und Effekte zu - erstaunlich, was man auch heute noch mit Talent und sehr viel Herzblut ausgleichen kann.
Auch die 4 in die stimmige Rahmenhandlung eingeflochtenen Kurzgeschichten steigern sich in Länge, Härte und Qualität während des Films. Es beginnt mit "Mirror, Mirror", als in den 1950er Jahren eine junge Frau während einer Party auf die Toilette geht, um in den Brieftaschen zu wühlen, die sie während der Feier gestohlen hat. Der Medizinschrank im Badezimmer weckt jedoch ihre Neugier und sie versucht ihn zu öffnen, kann es aber nicht. Als sie ihn aufstemmt, findet sie ein Monster mit Tentakel im Inneren und wird dadurch getötet. Das Monster zieht den Körper der Frau in den Schrank und schließt ihn. - 6,5/10
In "Unprotected" verteilt der Verbindungsbruder Jake in den 1960er Jahren auf seinem Campus Kondome und predigt den Wert der sexuellen Befreiung als Ausrede, um Mädchen dazu zu bringen, zu Verbindungspartys zu kommen und mit den Mitgliedern seiner Bruderschaft zu schlafen. Als er jedoch auf einer Party selbst Sex mit einer Frau namens Sandra hat, zieht er heimlich sein Kondom aus. Am nächsten Morgen hat er einen Ausschlag am Penis und geht zum Campusarzt Dr. Kubler, um Hilfe zu holen. Jake entdeckt zu seinem Entsetzen, dass in seinem Magen eine Kreatur wächst. Er sucht nach Sandra und macht sich bald auf den Weg zu ihrem Elternhaus. Dort wird Jake von Sandras Eltern auf einen Tisch gelegt, um ihm bei der Geburt seines Babys zu helfen. Sandra ist verärgert, als Jake zugibt, dass er sein Kondom ausgezogen hat, was zu seiner Schwangerschaft führte. Sie lässt ihn bei ihren Eltern, die ihm sagen, dass das Baby nur so herauskommen kann, wie es hineingekommen ist. Jakes Penis explodiert und tötet ihn und Sandras Mutter nimmt das seltsam aussehende Baby im Haus nach oben und legt es in ein Kinderbett in einem Raum voller anderer monströser Kinder. - 7/10
In der dritten Kurzgeschichte "Till Death" geht es in den 1970er Jahren um Wendell Owens. Er ist depressiv und kümmert sich um seine katatonische Frau Carol. Er ist gezwungen, sein Leben um sie herum zu planen und reagiert positiv auf den Vorschlag seines Arztes Dr. Kubler, Carol "versehentlich" mit Schmerzmitteln zu überdosieren. Als er jedoch versucht, sie ihr zu geben, packt sie ihn am Arm und verschluckt sich an dem Essen, in dem die Pillen versteckt sind, und zwingt ihn, ihr zu helfen, sie hochzuziehen. Als sie danach zusammenbricht, spießt sie ihren Kopf auf eine Statue und stirbt. Wendell ruft Dr. Kubler um Hilfe, dieser rät ihm jedoch lediglich, den Körper loszuwerden. Er zerlegt die Leiche inmitten von Halluzinationen, dass sie wieder lebendig ist, packt sie dann in einen Koffer und bringt sie zu seinem Aufzug im Wohnhaus. Auf dem Weg nach unten bleibt der Aufzug stecken und Wendells Nachbar ruft deswegen die Polizei um Hilfe, als Wendell, im Aufzug gefangen, das aus dem Koffer austretende Blut bemerkt. Der Aufzug scheint wieder zu starten und unendlich herunter zu fahren, als Carols Körper in Form eines schrecklichen Ghuls aus dem Koffer steigt und Wendell zu einem Kuss zwingt. Als die Polizei eintrifft, finden sie Wendell auf dem Boden des Aufzugs, der immer wieder seine Eheversprechen wiederholt, während die zerlegte Leiche noch in der Kiste ist. - 7,5/10
Das letzte Segment, "The Babysitter Murders" (das absolute Highlight) zeigt Sam, die ein Kind namens Logan betreut. Sie sieht sich einen Horrorfilm an, während sie das Abendessen kocht, verpasst jedoch eine Nachrichtensendung über einen entkommenen Patienten aus der örtlichen Anstalt. Sie findet dann einen fremden Mann mit einer Kopfwunde im Haus; Sam ist sich nicht sicher, wie er reingekommen ist. Er ist sich nicht sicher, wie er reagieren soll, bis das Telefon klingelt und sie eine Anrufbeantworter-Nachricht über den entkommenen Mörder hört. Dies veranlasst sie und den fremden Mann zu kämpfen. Der Mann stürmt nach oben, um zu versuchen, Logan zu finden. Nach einer Reihe von Konfrontationen versucht der Mann, Sam zu erwürgen, aber sie hält ihn auf, indem sie ihm sagt, dass er kein Mörder ist. Dann wirft sie den Mann die Treppe hinunter, lässt einen Fernseher auf seinen Kopf fallen und zerquetscht ihn. Als Logans Eltern - Dr. Kubler und seine Frau - nach Hause kommen, finden sie den Toten und erkennen ihn als den echten Sam, da der kaputte Fernseher zeigt, dass die Frau, die behauptet, Sam zu sein, tatsächlich ein Kindermörder namens "Tooth Fairy Killer" ist und Kannibale mit einer Vorliebe für Kinder. Sie finden Logans Überreste im Ofen verkohlt und schreien. - 8,5/10
Clancy Brown gibt hier den durchgängig zweideutig sprechenden Cryptkeeper und war auch an der Produktion beteiligt. Einige Schauspieler sind mehrfach besetzt, was vermutlich auch aus Kostengründen geschah, bei Anthologien aber nichts ungewöhnliches darstellt. Ein gelungener Episodenfilm, der eine starke Erzählweise aufweist. Sehr schön.
7,5/10
Von CAPELIGHT PICTURES erschien der Film hierzulande in einem tollen Mediabook:
Quellen:
Inhaltsangabe: Capelight
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