Washington, D.C. im Jahr 1984: Wonder Woman (Gal Gadot) beschützt weiterhin die Menschheit im Geheimen vor allerlei Bedrohungen und arbeitet als Diana Prince im Smithsonian-Museum. Eines Tages vereitelt sie einen Überfall auf einen Schwarzmarkthändler und überwältigt dabei nicht nur die Diebe, sondern sorgt auch dafür, dass die Polizei einige wertvolle Antiquitäten sicherstellen kann. Nun soll ihre neue Kollegin Barbara Minerva (Kristen Wiig) die Stücke identifzieren. Darunter befindet sich auch ein mysteriöser Stein, der offenbar die Wünsche der Menschen in Erfüllung gehen lassen kann. So kehrt nicht nur Dianas vor 70 Jahren gestorbener Geliebter Steve Trevor (Chris Pine) wieder zurück, die schüchterne Barbara erhält auch mehr Selbstbewusstsein und Aufmerksamkeit. Als jedoch der ebenso skrupellose wie verzweifelte Geschäftsmann Maxwell Lord (Pedro Pascal) den Stein in die Hände bekommt, ist das Chaos vorprogrammiert...
"Wonder Woman 1984", die lang herbeigesehnte Fortsetzung zum 2017er Überraschungshit "Wonder Woman" hatte gleich in zweierlei Hinsicht richtig Pech. Zum einen wurde der Start des Films, urspünglich geplant zur besten Kinozeit im Sommer 2020, aufgrund der Covid-19-Pandemie immer weiter nach hinten verschoben, bis er schließlich nur in wenigen US-Lichtspielhäusern tatsächlich aufgeführt und im großen Stile auf HBOMax gestreamt wurde. In Deutschland immer noch für den Kinogang geplant, übernahm der Streaming-TV-Anbieter Sky die erste offizielle Vermarktung und wollte so neue Kunden anlocken, die sich schon seit Monaten die Finger nach dem neuen Beitrag zum DCEU leckten. Doch genau in diesem Punkt hat "Wonder Woman 1984" seine zweite Unglückssträhne, denn mit seiner Zugehörigkeit zu ebenjenem "DC Extended Universe" macht es der Film dem Zuschauer nicht leicht, stellt er doch eine Fortsetzung dar, ist aber in der Haupthandlung eher ein Prequel und macht es seinem Zuschauer obendrein noch arg schwer, einordnen zu können, in welche Richtung dieses Extended Universum überhuapt noch fortschreiten möchte. Vielleicht liegt das aber auch an der möglichen völlig übertriebenen Ewartungshaltung, die man in den Monaten der Teaser, Trailer, Hinweise und Andeutungen gegenüber dem Film aufgebaut haben mag.
Nun muss man leider auch konstatieren, dass "Wonder Woman 1984" der erste richtig große Superhelden-Action-Blockbuster ist, den der Zuschauer seit Monaten mal wieder zu sehen bekommt. Und das ist der Film auch: fürs Kino gemachte Action, die im Grunde nur auf der großen Leinwand ihre volle Wirkung entfalten kann.
Klar, "Wonder Woman 1984" kommt, wie auch schon der erste Teil, leider (oder erwartungsgemäß) auch nicht ohne einen weniger guten CGI-Kampf gegen Ende herum. Das und die anfänglich etwas schlechten Action-Einlagen sind ein kleines Ärgernis. Kann man dies akzeptieren, ist "Wonder Woman 1984" eine unterhaltsame Mischung aus Abenteuer, Spionage und Superheldenfilm geworden. Der Action-Anteil ist dabei stark reduziert, stattdessen sind es primär die guten Figuren und deren authentisches Zusammenspiel, die charismatisch humorvolle Art des Films und der unterhaltsame Absturz ins größer werdende Chaos, die den Plot begleiten. Und genau das macht den Film auf der einen Seite auch so gelungen und hebt ihn auf eine frische Art von den meisten anderen modernen Superheldenfilmen ab. Tatsächlich geht die reduzierte Action wohl auch darauf zurück, dass es dem Film weniger um den Kampf gegen externe Elemente geht, als viel mehr um den inneren Kampf der Figuren - den Konflikt mit sich selbst. Der hier buchstäblich von der Bevölkerung für die Zukunft ihres Planeten überkommen werden muss. Selbst seinen Abschluss findet der Film nicht durch einen siegreichen Kampf - stattdessen danach durch die gelungene Auflösung des Konfliktes und nicht durch die physische sondern die moralische Überlegenheit der Heldin. Was zwar eine angenehm schöne und auch emotionale Abwechslung ist, wenngleich dies schließlich zu einem etwas zu kitschigen Ende führt.Doch "Wonder Woman 1984" hinterlässt trotz des vorangegangenen Lobes ein zwiespältiges Gefühl. Gerade weil die Erwartungshaltungen an einen Superheldenfilm andere sind avanciert der Film nach einem wirklich grandiosen Beginn auf Themyscira im Mittelmeer schnell zu einem - zugegeben - etwas außergewöhlicheren Spionage-Thriller, der den Zuschauer in wenigen Szenen mit großen Kulleraugen vor dem Bildschirm sitzen lässt, aber im Endeffekt zu wenig bietet, um tatsächlich an den Erfolg des Vorgängers anknüpfen zu können. Allein die zahllosen und offensichtlichen Filmfehler, die man einem einem derart gelagerten Film mit diesem Thema ja durchaus noch verzeihen könnte, zerstören so viele Szenen, dass es beginnt zu nerven. Die Story hat zudem drei Aspekte die sich zwar per se nicht widersprechen, aber viel zu ungleichmäßig verfolgt werden. Nach der furiosen Eröffnungssequenz gönnt sich der Film nahezu eine Stunde Leerlauf und auch die Rückkehr Steve Trevors (Chris Pine) ist mit einem Aspekt verbunden, der geradezu "unmoralisch" genannt werden könnte. All das, wie auch der digitale Look machen "Wonder Woman 1984" zwar zu großem, aber gleichfalls zu leerem Kino, dessen zu lange Lauflänge spätestens in der zweiten Hälfte zur Qual wird.
Und dabei passt eigentlich alles: die Figuren, das Setting, die Kostüme, der innere Konflikt. Doch der Funke will und will einfach nicht überspringen. Zwei, drei gute Szenen machen noch lange keinen Film aus, den man lobpreisen möchte. Die Story um den Zauberstein ist schlicht nicht vollends zu Ende gedacht und weist ebenso viele Logiklöcher auf wie die Handlung an sich. Auch das Erscheinen von Cheetah soll sich zwar langsam anbahnen und lässt sich - zumindet mit etwas Willen - nachvollziehen, doch als Gegener für Wonder Woman wirkt sie einfach nur verschenkt. Dabei macht Kirsten Wiig ihre Sache sogar recht ordentlich und verzichtet auf ihren bekannten Klamauk - was die Schauspielerin an sich auch in einem ganz anderen Licht erscheinen lässt. Die Chemie zwischen Gal Gadot und Chris Pine pasts immer noch, obgleich Pine sichtbar alt geworden ist - und der Mann ist gerade mal 40 Jahre alt. Pedro Pascal passt auch gut in seine Rolle als Maxwell Lord und ist als eigentlich Antagonist auch die richtige Wahl. Er spielt seine Rolle so wie man es erwarten würde, nachvollzieh- und greifbar.
Was fehlt also? Es mangelt an (etwas mehr) Action. Es mangelt an Pacing, es mangelt an dem gewissen Kick. Selbst der Score lässt das übliche (und hervorragende) "Wonder Woman"-Thema immer wieder durchblitzen, verzichtet aber aus unerfindlichen gründne auf einen vollständigen Einsatz. Doch da gibt es Szenen, wo sich das Thema geradezu anbietet. Hans Zimmer jedoch hält sich arg zurück.
"Wonder Woman 1984" kommt unterm Strich einfach nicht richtig in die Gänge und das DCEU mit solchen (beinahe ist es verwerflich, dies zu schrieben, denn mit Sicherheit wurde hier viel Herzblut investiert) dahingeschluderten Fortsetzungen, die sich gefühlt immer noch auf dem Erfolg des ersten Teils ausruhen, nicht auf die Kette. Für einen Film, der ansonsten aber gerade durch seine persönlichere und etwas reduziertere Geschichte überzeugen kann, fehlt es an den Elementen, die einen Supheldinnen-Film ausmachen. Das einzige, was den ermüdeten Gesichtsausdruck des Zuschauers am Ende noch umzustimmen vermag, ist der (bis dato unerwartete, aber deswegen fröhlich stimmende) Auftritt von Lynda Carter, die während der während der Mid-Credit-Sequenz doch noch eine Szene und ein Cameo (als Amazonen-Kriegerin Asteria, Hüterin der Rüstung) spendiert bekommt. Von Rettung kann aber in diesem Fall keine Rede mehr sein.
6/10
Exklusiv in Frankreich erschien von WARNER BROS. der Film im limitierten Steelbook und enthält die 4K Ultra-HD Blu-ray, die 3D-Blu-ray und die Blu-ray zum Film
Quellen:
Inhaltsangabe: Warner Bros.
Poster/Artwork: Warner Bros.
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