Freitag, 17. Januar 2020

[KINO] Bad Boys For Life (2020)

https://www.imdb.com/title/tt1502397/

Draufgänger Mike Lowrey (Will Smith) und sein Partner Marcus Burnett (Martin Lawrence) stehen immer noch im Dienst der Polizei und treiben Captain Howard (Joe Pantoliano) nach wie vor mit Missionen zur Weißglut, die in Destruktionsorgien enden. Während Einzelgänger Mike immer noch mit seinem Job (und seinem flotten Schlitten) verheiratet ist, wird Familienmensch Marcus zunehmend klar, dass er seine zweite Lebenshälfte lieber im Kreise seiner Liebsten verbringen will - anstatt sich Hals über Kopf von einer waghalsigen Mission in die nächste zu stürzen. Nachdem Mike eines Tages allerdings Ziel eines Attentats wird, überschlagen sich die Ereignisse, sodass den beiden nichts anderes übrig bleibt, als Jagd auf dessen Angreifer (Jacob Scipio) zu machen, der ein dunkles Geheimnis birgt und alles in seiner Macht stehende tut, um die Befehle seiner Mutter (Kate del Castillo) erfolgreich auszuführen. Und die will vor allem eines: den Tod von Mike Lowrey...

Satte 17 Jahre ist es her, als der zweite Teil von "Bad Boys" in den Kinos startete. 17 Jahre. Das toppte sogar die Zeitspanne zum ersten Teil, zwischen dem immerhin 8 Jahre lagen. Dabei bildeten martin lawrence und Will Smith ein Dream-Team der Action-Unterhaltung. Flotte Sprüche, deftige Action und ein hervorragendes Zusammenspiel. 17 Jahre. Ein langes Ringen um einend ritten teil, der immer wieder angekündigt und dann doch verschoben, auf Eis gelegt oder ganz von Tisch zu sein schien. Und nun, 17 Jahre später hat sich viel getan seit dem letzten Auftritt. Die Hauptdarsteller Smith und Lawrence sind nicht mehr die wilden Jungspunde ihrer früheren Abenteuer. Und so kombiniert der Film geschickt die quälenden Fragen des Alterns mit dem zeitgenössischen Copfilm-Update einer jungen Spezialeinheit und macht einen etwas altmodischen Spaß mit seinen kitschigen Bösewichten.


Mit oder ohne Michael Bay im Regiestuhl - "Bad Boys" macht auch noch 25 Jahre nach dem ersten Teil Spaß. Die Drehbuchautoren Chris Bremner, Peter Craig, Joe Carnahan haben erkannt: sich an die äußeren Umstände anzupassen ist der beste Weg ist, um einer Filmreihe noch Relevanz zu geben. Zum einen ist da der erschöpfte Marcus, der erst einmal in den Ruhestand geht bevor die Action beginnt und der lernen muss, beim Schießen endlich eine Brille zu tragen. Zum anderen Playboy Mike, der zwar noch immer sein Alphatier-Gehabe vom Stapel lässt, aber erkennt, dass er nicht ewig in seinem Peter Pan-Status weiterleben kann. Mike triumphiert nicht als ewig Bester seines Faches. Er lernt, dass es ein nach ihm gibt und wie er sich mit damit arrangieren muss. Das Drehbuch sprüht vor guten Witzen, humorvollen Seitenhieben und nimmt sich mit seinen überdrehten Figuren und überstylten Bösewichten auch nicht zu ernst. Hier wird noch viel mit alter Detektivmethodik und guten Haus zu Haus gehen ermittelt. Und, was noch viel besser ist, die Handlung beschränkt sich auf zwei Orte. Der gegenwärtigen Praxis, die Handlung einem reinen Location Hopping unterzuordnen, weil man so Überseemärkte erreichen will, verwehrt sich der Film. So hat er Luft zum Atmen, wirkt herrlich altmodisch und weiß, wie er sich für ein modernes Publikum fit macht.

Es liegt ja bei Filmen mit Ermittlungen im modernen Trend den Fokus auf kleine Spezialermittlungsteams zu legen, die anscheinend nie an irgendwelche Gesetze gebunden sind und durch das magische Storytool Hacken Unmengen an Plotentwicklung und Exposition liefern. Um ein solches kommt auch "Bad Boys For Life" leider nicht herum. Doch auch hier hat der Film seinen Spaß mit den Konventionen. Muskelpaket Dorn (Alexander Ludwig) ist nicht der Hau-drauf-Agent, sondern der sensible Computerexperte im Hintergrund. Kelley (Vanessa Hudgens) ist die Power Dame, die dann schon mal ins Feld zieht. Rafe (Charles Melton) ist dagegen wieder das obligatorische Großmaul. Kein Wunder, dass er und Mike anecken. Die belgischen Regisseure Adil El Arbi and Bilall Fallah beweisen auch ein Händchen darin, flotte Bilder ohne hektische Kameraführung oder Schnitte zu inszenieren. Das Einzige, was man ihnen vorwerfen kann ist, dass sie wie andere Actionfilme der Neuzeit, ein wenig zu sehr den Stil von "The Fast And The Furious" kopieren wollen. Das zeigt sich bei den schnittigen Autos, die sich mit Getöse in die Kurve legen und den pausenlosen Verfolgunsgjagden. Oder bei der Mentalität, dass das Einsatzteam eine Familie ist.

Umso bedauerlicher ist es, dass der Film oft auch jene Geisteshaltungen einbaut, die einfach schon überholt sind. So ist Kelley vielleicht die Idee des Films, einen Schwung Feminismus in den Männerclub zu bringen, ohne dies dankenswerterweise groß zu kommentieren. Das würde auch funktionieren, wenn Mike und Marcus nicht gleichzeitig so besessen von Dorns Gründen wären, nicht ins Feld zu gehen und ihn auch versuchen dazu zu überreden. Ebenso fällt auch die gute alte Misogynie, die man von Produkten aus einer Bruckheimer-Bay Kollaboration gewohnt ist, unangenehm auf. Vor allem an der Figur der Isabel. Deren Inszenierung als "Hexe" (wird auch so genannt im Film), die irgendwelche mystischen Katholizismen beschwört und auch daheim in Mexiko bleibt, während Sohnemann in Miami aufräumt, ist nicht wirklich geglückt. Ihre Figur spielt abermals in das Klischee der Verhängnis bringenden Frau, die die standhaften Männer mit ihren dunklen Mächten in Abhängigkeit und Verderbnis zieht. Dennoch: "Bad Boys For Life" macht Spaß, weil sich der Film einerseits seiner Wurzeln bewusst ist, andererseits aber auch weiß, wie er sich an ein modernes Publikum anpasst. Smith, der in den letzten Jahren ein wenig ein Karrieretief hatte, könnte damit wieder seine Schlagkraft an der Kinokasse beweisen. Der Film ist ein unterhaltsames Update der Saga, wirkt aber manchmal auch etwas altbacken.

7/10

Von SONY PICTURES kommt der Film als Ultra-HD Blu-ray auch im limitierten Steelbook:

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