https://www.imdb.com/title/tt0765429/
15 Jahre lang chauffierte er den Mafiaherrscher Bumpy Johnson (Clarence
Williams III). Als letzterer in den späten 60ern das Zeitliche segnet,
nutzt Frank Lucas (Denzel Washington) seine Chance und wird Nachfolger
des verstorbenen Paten. Seine "Geschäftsidee" bringt ihm fast zehn Jahre
lang dicke Profite. Er kauft direkt in Thailand bei den
Heroinproduzenten und umgeht so die Zwischenhändler. Den Stoff lässt er
durch das amerikanische Militär in die Vereinigten Staaten
transportieren. Der Clou: Sein "Blue Magic" ist doppelt so gut wie die
übliche Ware, aber halb so teuer. So wird Lucas schnell zum mächtigsten
Mann der Harlemer Unterwelt, und nebenbei noch zum ersten Afroamerikaner
in dieser Position. Auf der anderen Seite des Gesetzes erlebt die
Korruption innerhalb der New Yorker Polizei gerade eine Hochphase. Cop
Richie Roberts (Russell Crowe) lässt sich davon nicht anstecken - einen
Kofferraum voller Drogengeld, das niemand vermisst hätte, bringt er zum
Revier zurück. Wert: knapp eine Million Dollar. Roberts wird dazu
berufen, eine Sondereinheit gegen die Drogenkriminalität
zusammenzustellen und kommt bald auf Frank Lucas' Spur...
Zwar lässt Regisseur Ridley Scott schon in der ersten Szene, in der Lucas einen Gegner mit Benzin überschütten lässt und kaltblütig anzündet, keinen Zweifel daran, dass Lucas ein skrupelloser Killer ist. Im weiteren Verlauf wird Lucas dann aber über weite Strecken als "Gentleman-Gangster" in feinem Zwirn dargestellt, der zu Thanksgiving Truthähne an Harlems Unterschicht verteilen lässt, sich ansonsten elegant durch die Szenen bewegt, und nur in "berechtigten" Situationen Gewalt anwendet. Die Leute, die er umbringt, haben es auch nicht besser verdient, so scheint es. Denzel Washington spielt Lucas als eine Identifikationsfigur mit Prinzipien und Werten, was bei einem Verbrecher, der seine Millionen auf Kosten tausender Drogentoter gemacht hat, zumindest fragwürdig erscheint. Scott zeigt in einer kurzen Szenenfolge zwar, was der Stoff bei den Süchtigen anrichtet (sehr plakativ mit toter Junkiemutter und daneben sitzenden, schreiendem Baby - zeigt zwar Wirkung beim Zuschauer, wird aber nur zu gern verwendet), aber das bleibt ein kurzes Schlaglicht in den zweieinhalb Stunden Gangsterepos, die Drogenszene wirkt ansonsten eher wie Modeerscheinung der 70er wie Schlaghosen oder Vokuhila-Frisuren. Zur Glorifizierung des Gangsters passt, dass der echte Frank Lucas angeblich dem Filmteam in beratender Funktion zur Seite stand (ein lesenswertes Portrait des echten Frank Lucas, das auch als Vorlage für die Verfilmung diente, erschien 2000 im New York Magazine).
Auf der Positivseite steht, dass Ridley Scott über die ganzen 157 Minuten adäquat-gut zu unterhalten weiß. Die Geschichte braucht anfangs etwas, um in Bewegung zu kommen, aber trotz einiger Längen kommt nicht wirklich Langeweile auf. Man fragt sich aber bei einigen Szenen, warum diese denn nun so unabdingbar gewesen sind (die ganze Backstory um die geschiedene Ehefrau von Detective Roberts und beispielsweise den Sorgerechtsprozess), während man über den Kern der Geschichte, den Aufstieg von Lucas als Boss der Drogenbosse, in den ganzen zweieinhalb Stunden erstaunlich wenig erfährt. Anfangs ist er nur der Fahrer einer mittleren Kiezgröße, aber alleine durch die Idee, Heroin in Soldatensärgen direkt aus Vietnam zu importieren, ist er auf einmal superreich und die schwarze graue Eminenz in New Yorks Unterwelt. Gegen Ende geht dem Film noch einmal kurz die Luft aus, aber Scott schafft es dennoch die Kurve zu kriegen.
Dennoch, Scott weiss zu unterhalten, und die teilweise etwas holprige Story in eine glaubwürdige Atmosphäre einzutauchen: New Yorks Straßen sind von 70er Jahre Schlitten bevölkert, frisuren- und klamottentechnisch könnte alles auch eine Folge von "Shaft" sein, alles wirkt sehr authentisch und ist mit passendem R'n'B Soundtrack unterlegt. Auch die Figuren sind gut besetzt, in den Nebenrollen gefällt vor allem Josh Brolin als schmieriger und korrupter Detective Trupo. Wer auf Mafia-Epen wie "Scarface" oder "Once Upon A Time In America" steht, wird auch an "American Gangster" Gefallen finden.
7/10
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