http://www.imdb.com/title/tt1588170/
Kyung-chul (Choi Min-sik) ist ein gefährlicher Serienmörder, dem die
Polizei schon lange auf den Fersen ist. Skrupellos und äußerst brutal
vorgehend, vergreift er sich an jungen Frauen. An einem verschneiten
Abend ermordet er Ju-yeon (Oh San-ha), die Tochter des Polizeichefs Jang
(Jeon Gook-hwan), auf bestialische Weise. Ihr Verlobter – Geheimagent
Soo-hyun (Lee Byung-hun) – schwört gnadenlose Rache. Er will Kyung-chul
all die Schmerzen zufügen, die dieser seinen Opfern antut. Auch wenn er
dazu selbst zum Monster werden muss. Er lässt sich für zwei Wochen
beurlauben. Nicht, um das schreckliche Trauma zu verarbeiten, sondern um
den psychopathischen Killer auf eigene Faust zu jagen. Ein
erbarmungsloser Schlagabtausch beginnt, bei dem Soo-hyun seinen
intelligenten Kontrahenten zu unterschätzen scheint ...
Nach "The Good, The Bad, The Weird" und "A Bittersweet Life" stellt der koreanische Revengethriller "I Saw The Devil" bereits die dritte Zusammenarbeit vom versierten Regisseur Jee-won Kim und seinem Hauptdarsteller Byung-hun Lee dar. Als kongenial gespielter Antagonist stand Min-sik Choi mit vor der Kamera, hierzulande hauptsächlich aus den der "Vengeance"-Trilogie entstammenden, von Chan-wook Park inszenierten "Lady Vengeance" und vor allem "Oldboy" bekannt. In den letzten Jahren hat Korea wie kaum ein anderes Land derart konsequent das Filmmovtiv Rache mit storytechnisch mal mehr, mal auch weniger durchdachten, aber stets hochwertig produzierten & edel inszenierten Streifen exportiert. Prägnante Merkmale sind zumeist der gelegentliche Hang zur Theatralik bzw. leicht langatmig anmutenden Erzählweise, recht unterkühlt & distanziert wirkenden Charakterdarstellungen, gut ausgearbeitete, stimmige Musicscores sowie das Einstreuen von kleinen Dosen schwarzen Humors respektive Zynismus. Darüber hinaus werden die Inhalte oft & gerne unter Zuhilfenahme der Darstellung von roher, urbaner Gewalt in verhältnissmässig ungeschönten Bildern transportiert, dem heutigen Trend der Stylized Violence eher ausweichend, wenn nicht sogar entgegenwirkend.
In den meisten der angesprochenen Punkte bildet auch "I Saw The Devil" keine grosse Ausnahme - hier allerdings haben eben diese Einzelelemente ihr für das funktionierende Gesamtergebnis jeweils notwendige System. In der Geschichte um einen rachedurstigen Geheimdienstagenten, der wieder und wieder den kranken Serienmörder stellt, welcher auch dessen schwangere Verlobte auf dem Gewissen hat, um ihn jedesmal etwas mehr körperlich geschädigt wieder laufen zu lassen und erneut die Jagd aufzunehmen, wartet ganz bewusst mit keinem eindeutigen Sympathieträger auf, dem das Publikum gerne folgt. Stattdessen kann man den Schmerz des Protagonisten Soo-hyeon als geneigter Zuschauer zwar durchaus nachvollziehen, wird auf der anderen Seite allerdings durch die zum einen ohnehin schon (wie zuvor erwähnt) distanzierte, unterkühlte Darstellungsweise sowie den immer ruchloser erscheinenden Handlungsmustern, bei denen weitere Morde an teils unschuldigen Menschen billigend in Kauf genommen werden, zunehmend irritiert. Währenddessen ist der psychopathische Serienkiller Kyung-Chul selbstredend ebenfalls nicht gerade als Identifikationsfigur angelegt, bekommt aber durch die andauernde Konfrontation mit - vermeintlich - noch kränkeren Subjekten in einer mit solchen Individuen scheinbar überfüllten Welt sowie der einen oder anderen (ebenfalls zuvor schon genannten) schwarzhumorig angehauchten Szene unterbewusst die leisen Sympathiewerte eines klassischen Antihelden zugespielt - freilich der nicht zu verkennende Erzbösewicht, und dennoch der eigentliche Star des Abends.
Bei den auf beiden Seiten gleichbleibenden, nach längeren Ruhephasen um so brachialer wirkenden Gewaltausbrüchen werden dann konsequenterweise nur wenige dieser Darstellungen dem Effekt überlassen, sondern vielmehr bewusst unspektakulär in Szene gesetzt, so dass man beinahe schon von dokumentarischen Zügen sprechen kann. Ähnlich wie auch der Rest des Films weder groß erklärt noch wirklich in eine eindeutige Richtung einnimmt, sondern weitestgehend nur beobachtet. Und so bleibt es ein paar dramatische Wendungen später dem Zuschauer am Ende selbst überlassen zu interpretieren, wer im Sinne des koreanischen Originaltitels "Akmareul Boatda" (bei welchem es die einleitende "Ich-Form" eben nicht gibt) nun in welchem Gegenüber - oder gar in sich selbst? - "den Teufel gesehen" hat.
Regisseur Jee-won Kim musste bereits für die koreanische Kinofassung Schnittauflagen hinnehmen, um für den Streifen eine vergleichbare Freigabe ab 18 Jahren zu bekommen, erst mit der dritten eingereichten Schnittfassung war das Korea Media Rating Board schließlich einverstanden. Hauptsächlich musste dort die offensichtliche Darstellung von Kannibalismus sowie ein paar Gewaltspitzen abgeschwächt werden. International wurde indes größtenteils die ungeschnittene Originalfassung von "I Saw The Devil" ausgewertet. Doch selbst hier bildete "I Saw The Devil" nochmal eine Ausnahme, denn selbst die SPIO/JK verweigerte der ungekürzten Fassung ihre Freigabe. Man nahm daraufhin die Dienste einer unabhängigen Juristenkommission in Anspruch, die dem Film letztendlich ungeschnitten die strafrechtliche Unbedenklichkeit bescheinigte. Für die hier besprochene koreanische Fassung nutzte Jee-won Kim die Gelegenheit der Auswertung seiner uneditierten Wunschfassung, um auch generell nochmal Hand an den Schnitt der gekürzten Kinofassung zu legen und entfernte im Nachhinein einige Szenen, die seiner Meinung nach den Filmfluss unnötig störten oder schlichtweg unwichtig für den Handlungsverlauf waren. Dabei kann man bei dem einen oder anderen Eingriff dieser Art durchaus geteilter Meinung sein. Für leichte Irritationen kann z.B. das vermeintlich kinderleichte Aufspüren der einzelnen Hauptverdächtigen durch Soo-hyeon in der Internationalen Version sorgen, während die Koreanische Kinofassung zumindest deutlich herausstellt, dass die Polizei diese Männer bereits im Visier hat und der Geheimagent sich der Ermittlungsarbeit der Gesetzeshüter bedient, um an diese heranzukommen. Schmerzlicher noch vermissen einige Fans des Streifens die harsche Sexszene zwischen Killer Kyung-Chul und der Freundin seines Kannibalenfreundes, welche den kranken Charakter dieser Individuen nochmal ordentlich unterstreicht. So stellt die Internationale Version letztlich zwar die Wunschfassung des Regisseurs dar, durchaus ihren eigenen Reiz haben aber beide Schnittfassungen.
8/10
Von NAMELESS Media kommt der Film in HD in der internationalen Kinofassung und dem "Korean Cut"
auf einer zweiten Disc im auf 444 Stück limitierten Mediabook:
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