https://www.imdb.com/title/tt6269060/
"México Barbaro II" macht da weiter, wo sein Vorgänger "México Bárbaro" aufgehört hat und lässt neun Filmemacher in ihren Horror-Segmenten erneut von den
brutalsten, rücksichtslosesten und bizarrsten Traditionen und Legenden
ihres Heimatlandes erzählen.. Bei der zweiten Reise ins barbarische Mexiko nimmt ein lebender Toter brutale Rache, ein Nationalgericht wird zum kannibalischen Eintopf, eine entstellte Frau verfolgt einen Furchtbaren Plan und ein Todesfluch sucht eine Gruppe Schulmädchen heim und macht ihre letzten Minuten zur Hölle auf Erden. Neun mexikanische Filmemacher lassen die übernatürlichen Legenden und gewalttätigen Alltagsprobleme ihres Heimatlandes zur blutigen Realität werden...
"La Leyenda De Juan Soldado" beginnt die Horror-Anthologie mit einem lauten Knall, als ein Soldat, dem ein abscheuliches Verbrechen vorgeworfen wird, in einem kargen Wüstenabschnitt niedergeschossen wird, der möglicherweise eine direkte Verbindung zur Hölle darstellt. Der kommandierende Offizier und Untergebenen sind nach der Hinrichtung mit diesem Mann aber noch längst nicht fertig, oder besser gesagt: er ist mit ihnen noch nicht fertig, denn er kommt wieder, um mit ihnen abzurechnen. Dieser Beitrag ist als Eröffnung herrlich bissig und effizient genug, um große Wirkung zu erzielen. Kein Schuss wird verschwendet. Es packt viel in seine geringe Laufzeit. Er bietet cooles (wenn auch ausgesprochen günstiges) Kreaturendesign, einen verabscheuungswürdigen Charakter und ein schön-schreckliches Finale. Passt.
"Paidos Phobos" handelt von einer Frau, die offenbar Angst vor dem hat, was sie im Schlafzimmer im Obergeschoss eingesperrt hat. Die Stimme auf der anderen Seite der Tür redet zu ihr als Mutter, aber wenn das, was im Zimmer nach ihr ruft, nur ein Kind ist, warum hat sie so viel Angst? Die Antwort folgt in einer Traumsequenz. Aber was soll die Frau jetzt machen? Dieses Segment erzeugt eine Menge Intrigen und Spannungen, aber das Ergebnis ist ein wenig enttäuschend. Vor allem, wenn man bedenkt, dass es von einem Mann geschrieben / inszeniert wurde. Der zweite Beitrag ist keineswegs schlecht, aber es verfehlt seine Wirkung in Bezug auf das Thema, welches es nicht mal im Ansatz zu würdigen weiß. Männliche Autoren / Regisseure sollten bestimmte Themen manchmal einfach meiden - es hinterlässt zu oft einen faden Beigeschmack..
"Potzonalli" konzentriert sich auf eine Mutter und ihre drei Kinder, die eine Mahlzeit zubereiten, während sie darauf warten, dass Papa nach Hause kommt. Und diese Rückkehr wird, das zeigt sich gleich in mehreren Flashbacks, nicht gut für das herzlose Arschloch, das der Vater ist, ausgehen. Dieses Segment basiert auf einer Prämisse, die man kaum ansprechen mag - einem monströsen Patriarchen, der seine Familie wo er nur kann tyrannisiert und quält. Wenn der Typ auftaucht, sieht das Publikum ihn so, wie er ist. Ein Schwein. Und wenn er bekommt, was er verdient, sollte das Publikum jubeln. Und der Zuschauer wird zu einem gewissen Grad ein die voyeuristische Rolle gezwängt, aber das Gefühl des rachsüchtigen Triumphs wird durch die wirklich seltsame Dynamik unter den Opfern des Mannes etwas gedämpft. Es ist ein seltsam-lustiges Segment, aber für manche Zuschauer könnte es aus dem Ruder laufen. Besonders für die, die mit der Sichtweise der vierten Wand ihre Porbleme haben.
"Bolas de Fuego" ist ein halb/halb Found Footage-Kurzfilm, eine übernatürliche Horrorkomödie über ein paar notgeile Typen, die Frauen dafür bezahlen, um mit ihnen Sex zu haben, während sie die Begegnungen auf Video aufzeichnen. Es zeigt sich sehr schnell, dass eigentlich die Frauen die Kontrolle haben. Und sie sind auch nicht ganz so, wie sie zu sein scheinen. Trotzdem ist dieses Segment zu doof. Die amateurhaften Schnitte und Effekte entsprachen dem Setup für Kinder mit Kamera, aber es holt den Zuschauer zu sehr aus der Geschichte heraus. Und diese Geschichte gibt schon so nicht viel her.
In "Vitriol" stolpert eine mürrische Frau durch ihre Wohnung, die auf eine intensive Angst vor dem hindeutet, was sich hinter ihren Wänden befindet. Sie unternimmt einige drastische Schritte, um ihr Aussehen zu verändern und lädt dazu einen Mann auf ein Glas Wein zu sich ein. "Vitriol" ist ein starkes Segment, da der Zuschauer bis zum Ende im Unklaren gelassen wird, was hier los ist. Die Spannung wird für einen Großteil des Films wortlos und mit großer Wirkung aufgebaut. und die Schauspielerin Corina Lutski stellt ihr Trauma perfekt dar. Wenn sie sich ihrer selbst zugefügten Metamorphose unterzieht, empfindet man tiefes Mitgefühl für sie. Und das Finale bringt sogar noch weitere Punkte auf, die das Mitgefühl des Zuschauers weiter festigen. und damit ist er erstaunlich effektiv für einen Kurzfilm.
"No te Duermas" bedeutet "Schlaf nicht ein" und dreht sich um ein Kind, dessen kürzlich verstorbene Großmutter ihm ernsthafte Warnungen bezüglich aller Kleinigkeiten gab. "Geh nicht durstig schlafen", "eine Spinne krabbelt in deiner Nase, wenn du dein Zimmer nicht sauber machst" und so weiter. Sein Vater versichert ihm, dass Oma nur Unsinn geredet hat, aber ganz so war es wohl doch nicht, den Großmutter wusste offenbar, warum sie das Kind warnte... Dieses Segment erinnert an den originalen "México Bárbaro", da er sich auf Legenden oder Folklore besinnt. Es ist anzurechnen, dass die Art und Weise, wie Omas Worte an dem Kind kleben, jederzeit nachvollziehbar sind, auch wenn sie nur ein bösartiger Weg sind, um dem Kind aufräumen, ausreichend trinken, usw. beizubringen. "No te Duermas" entwickelt sich und liefert einige gruselige Bilder und großartige kontrastreiche Fotografie, das Ergebnis ist dann aber leider etwas zu konventionell. Möglicherweise auch nur, weil es sich um ein Kreaturendesign mit sehr geringem Budget handelt. Aber wenn man darüber hinweg sehen kann, bringt es nostalgischen Ängste aus der Kindheit zurück - und das ziemlich gut.
Der vorletzte Kurzfilm, "Ya es Hora", handelt von ein paar jugendlichen Mädchen, die von den Snobs der Klasse, den "Glamour-Girls" gemobbt und gemieden werden. Die Mädchen beschließen, sich zu rächen, indem sie per dämonischem Ritual auf dem Hausdach diesen High-Society-Snobs allerlei Bösartigkeiten an den Hals wünschen. Doch hier gilt: Pass auf, was du dir wünschst, denn manchmal geht es in Erfüllung. Dieses vorletzte Segment ist wieder etwas lustig angehaucht, obgleich die Effekte ziemlich ekelig und auch blutig sind. Trotzdem ist dieser Teil eher mau.
"Exodoncia" handelt von Sucht. Insbesondere geht es um die Heroinsucht einer Frau und die schrecklichen Auswirkungen, die sie auf ihre Menschlichkeit hat - sowohl physisch als auch psychisch. Der körperliche Verfall geht über das für einen Süchtigen typische Maß hinaus. Und es ist selbstverschuldet. Es ist ziemlich grausam. Dieser hier hat etwas Selbstverletzendes an sich. Wirklich albtraumhaft wird es dann, wenn (erträumte?) Dämonen die Frau zu schrecklicher Selbstverletzung anstacheln, die sicher nicht jedermanns Sache ist. Auch hier ist das Kreaturendesign äußerst kostengünstig, aber dieses ist selbst unter den anderen Segmenten der Anthologie sehr billig anzusehen.
Wie bei den meisten Anthologien schlägt "México Bárbaro II" einige gute und einige schlechte Töne an. Doch das Verhältnis gut zu schlecht ist eher im Mittelteil anzusiedeln, sodass der zweite teil gegenüber "México Bárbaro" ein paar Federn lassen muss. Zu sehr ging man hier weg von Mythologie oder Folklore und lieferte banalen Horror von der Stange. Lediglich "Vitriol" sticht positiv heraus, alles andere hat man so oder so schon einmal sehen dürfen und wäre das Kreaturendesign nicht ganz so billig gewesen, vielleicht wäre der zweite Teil auch optisch etwas schicker geworden.
5,5/10
Von RAWSIDE/WICKED VISION erschien der Film im limitierten
Mediabook, welches den ungeschnittenen Film auf BD und DVD beinhaltet und dazu mit jeder
Menge informativen Bonusmaterial ausgestattet ist.
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