https://www.imdb.com/title/tt4761916/
Matias (Colin Woodwell) hat in einem Café einen Laptop gestohlen, doch
schon bald wünscht er sich, dass er das nicht getan hätte. Denn als er
eines Abends mit seinen Freunden über Skype ein Computerspiel zockt,
entdeckt er im Zwischenspeicher des Geräts zufällig ein paar Dateien,
deren Inhalt ihm das Blut in den Adern gefrieren lässt. Und schon bald
hackt sich ein unbekannter Nutzer in das System, allem Anschein nach der
Vorbesitzer des Laptops. Er will nicht nur seine Dateien zurück,
sondern mit Matias und seinen Freunden ein perfides Spiel spielen. Immer
weiter verstrickt sich die Truppe im Darknet und seinen grauenvollen
Geheimnissen, während der fremde Strippenzieher sie beobachtet und
gegeneinander ausspielt. Schon bald geht es für die Freunde nicht mehr
nur um das Leben ihrer Spielfiguren, sondern auch um ihr ganz reales…
"Unfriended: Dark Web" ist anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, hat man doch als Zuschauer von Beginn an ganz plötzlich das Gefühl, einfach nur als stiller Beobachter vor dem Bildschirm eines PCs zu sitzen. Der Einlogvorgang, der nicht auf Anhieb klappt, der Ladebildschirm, die Applikationen. Nur das sieht man und die Stimme aus dem Off, die den User darstellt. Es beginnt
als lustiger Spiele-Abend und somit sind genügend Leute per
Skype-Videokonversation vorhanden. Nebenbei ist auch die Idee, Matias eine
taubstumme Freundin zu geben, alles andere als dumm. Das bringt
zusätzliche Komplikationen mit sich. Hinterher gibt es noch ein paar
kleine Wendungen und alles läuft auf das böse Ende hinaus. Die Story
funktioniert erstaunlich gut. Zwar ist das alles etwas übertrieben und
man beschäftigt sich nur sehr einseitig mit dem Darknet, aber die
Geschichte ist packend, spannend und man kann diese wirklich interessiert
verfolgen.
"Unfriended: Dark Web" weiß, genau wie der Vorgänger, die Einsamkeit vorm Monitor extrem gut zu
nutzen und macht aus Ungewißheit und Anonymität echten Grusel. Nun kommt "Dark Web" natürlich nicht mehr ganz so frisch daher, denn
dass man einen Desktop-Film auf großen Bildschirmen sehen kann, war
zum Entstehungszeitpunkt keine Sensation mehr. Trotzdem ist das noch
immer ziemlich unverbraucht und wenn das Drehbuch stimmt, sind die
Möglichkeiten ja doch relativ groß, wie der Film beweist. Drehbuchautor
Stephen Susco übernahm gleich selbst man die Regie und gab damit sein
Debüt. Auch er weiß diese spezielle Art von Film solide zu bedienen.
Wobei in "Dark Web" gar nicht so viel Wert gelegt wird auf Spielereien
mit verschiedenen bekannten Internetseiten. Anfangs kommt das noch
verstärkt vor, doch sobald die Handlung an Fahrt aufnimmt, konzentriert
man sich überwiegend ziemlich stark auf die Webcam-Übertragung. Und das
ist gut so, denn die Story, so simpel sie auch sein mag, ist doch gut spannend. Hinterher findet man sogar einen glaubwürdigen Grund den
Computer noch zu verlasen und trotzdem kann man dem Stil treu bleiben.
Die Inszenierung sagt also durchaus zu und selbst die Bildfehler
werden hier zweckdienlich eingesetzt.
Nun funktioniert „Dark Web“ aber auch deshalb so gut, weil die
Figuren doch allesamt ziemlich sympathisch erscheinen. Das sind normale
junge Leute, die auf mich einen glaubwürdigen Eindruck machten, wenn es
darauf ankommt aber auch mit dem nötigen schauspielerischen Talent
dienen können. Die Zeichnung ist solide, wirkt nicht zu künstlich und so
kann man mit ihnen mitfiebern. Da trifft einen das durchaus finstere
Ende nur noch härter. Man hat es mit einem erstaunlich bösen und
düsteren Werk zu tun, in welchem es kaum Humor gibt und welches sein
Szenario konsequent zu Ende bringt. Von einer direkten
Fortsetzung kann sowieso nicht gesprochen werden, aber das wäre auch
schwierig gewesen. Stattdessen hat man sich etwas ganz eigenes
ausgedacht und geht sogar komplett weg vom Übernatürlichen. Horror ist
das zwar in gewisser Weise noch immer, aber hier kann man wirklich eher
von einem richtigen Thriller sprechen. Gerade bei diesen Horror-Fortsetzungen von erfolgreichen
Originalen kommt es nicht oft vor, dass die Qualität gleich bleibt. Es
kommt jedoch noch deutlich seltener vor, dass ein zweiter Teil den
ersten übertreffen kann. "Unknown User: Dark Web" hält zumindest das gute Niveau des Vorgängers. Zwar ist die Idee nicht mehr ganz so frisch, doch die
neue Herangehensweise entschädigt dafür alle mal. Die Handlung mag etwas
konstruiert und übertrieben sein, wird aber definitiv gut erzählt und
dank sympathischer Charaktere samt soliden Darstellern entsteht hier
wirklich Spannung. Das ist effektiv gestaltet, wurde handwerklich gut
gemacht, ist trotz höherer Laufzeit stets kurzweilig und zudem gefällt, wie böse der Film doch ist. Ist so völlig okay.
6/10
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