Beim "Battle Royale" werden ausgewählte Schüler auf eine Insel verfrachtet, damit sie sich gegenseitig umbringen. Nur einer kann überleben. Jugendkriminalität und Arbeitslosigkeit haben die Erwachsenen dazu gebracht, diese Form der Selektion zu erfinden. Die Überlebenden aus vorangegangenen Schlachten haben sich unter dem Namen "Wild Seven" auf einer Insel verschanzt. Dazu zählen auch Shuya Nanahara (Tatsuya Fujiwara) und Noriko Nakagawa (Aki Maeda). Da die "Wild Seven" den Erwachsenen wegen des unmenschlichen "Battle Royale" den Krieg erklärt haben, wollen die dafür sorgen, dass die Aufmüpfigen liquidiert werden. Deswegen wird die diesjährige Schulklasse nicht aufeinander gehetzt, sondern für die Jagd auf die "Wild Seven" instrumentalisiert. Explosive Halsbänder sorgen dafür, dass die Schüler ihren Auftrag auch erfüllen, statt untätig herumzusitzen. Unter den angreifenden Schülern befindet sich auch Shiori Kitano (Ai Maeda), die Tochter des Lehrers aus dem ersten Teil. Sie hofft, die Vergangenheit aufklären zu können...
Erneut hat sich das Vater-Sohn-Gespann Fukasaku zusammengefunden, um den zweiten Film des "Battle Royale"-Universums zu realisieren. Die Aufgabenteilung sollte ursprünglich identisch zum Vorgänger sein. Kinji Fukasaku fürhte erneut Regie, während Sohn Kenta das Drehbuch auf Grundlage der gleichnamigen Romanvorlage und des Vorgängers schrieb. Der gesundheitliche Zustand des Vaters ließ es leider nicht zu, dass dieser seine Regiearbeit beenden konnte. Sohn Kenta übernahm den Regieposten des Vaters nach dessen Tod und beendete damit dessen letztes Werk. Kinji Fukasaku wollte auf das Gerüst des ersten Teils bauen, aber nun alles eine Nummer größer präsentieren. Der Kampf beschränkt sich nun nicht mehr auf das Battle Royale an sich, sondern zieht mit den terroristischen Anschlägen und Taten der "Wild Seven" die gesamte japanische Nation in den Konflikt hinein. Folgerichtig ist hier nicht mehr die Sprache von einem bloßen Überlebenskampf, sondern es wird klar und deutlich artikuliert: Die Schüler sollen in den Krieg ziehen.
Um dem neuen Szenario gerecht zu werden, finden sich größer angelegte Kämpfe als die eher intimen Auseinandersetzungen im Vorgänger. Ging es dort im Kampf oft auf Tuchfühlung, verglühen in "Battle Royale II" innerhalb von Sekunden dutzende Schüler in Explosionen. Die gesamte Landungssequenz erinnert dabei auffällig an "Der Soldat James Ryan" (später wird auch "The Rock - Fels der Entscheidung" zitiert), erreicht dessen Intensität aber zu keiner Zeit. Die (auffällig miesen) CGI-Effekte wirken an diesen Stellen übertrieben und entschärfen die angedachte Drastik mehr, als dass sie diese steigern. Trotz lahmer Computer-Effekten sitzt die Action: Es kracht und wummert an jeder Ecke und das generelle Tempo ist ausgesprochen hoch. Der Bodycount wurde im Vergleich zum Vorgänger extrem gesteigert - bis zur direkten Konfrontation der Schüler und "Wild Seven" sind schon gut die Hälfte der Angreifer dem Erdboden gleichgemacht. "Battle Royale" erstickte noch nicht im Dauerrauch der ständigen Geschosse und Explosionen, sondern zeigte Interesse an einzelnen Teilnehmern, wodurch sich teilweise ganz interessante gruppendynamische Prozesse etablieren konnten. In Anbetracht der eingangs erwähnten wirtschaftlichen Krise lieferte "Battle Royale" einen kritischen Kommentar zur verrohenden Jugend ab.
"Battle Royale II" hebt sich in dieser Hinsicht stark von seinem Vorgänger ab - ob hauptsächliches Verschulden bei Vater oder Sohn liegt, lässt sich schwerlich sagen. Vermuten ließe sich, dass eher Kenta Fukasaku schuldtragend ist, da dieser sich ja alleinig für das Drehbuch verantwortlich zeigt. Die Kritik hat hier nicht mehr nur die japanische Jugendkultur im Fokus, sondern schießt gen den Vereinigten Staaten von Amerika. Deren außenpolitisches Gebaren konnte man zur damaligen Zeit (und heutigen wohl noch deutlich notwendiger) argwöhnisch betrachten. Spätestens wenn Raketen eines im Film namentlich nicht erwähnten Landes auf der Insel einschlagen; jenes ominöse Land auch noch Forderungen stellt und die lächerlich pathetische Kind = Japan und Erwachsener = USA Allegorie aufgestellt wird, driftet "Battle Royale II" in inhaltlichen Nonsens ab. In Sachen Amerika-Bashing bleibt sich der Film bis zur letzten Sekunde treu und versucht allen Ernstes in der letzten Stunde seiner Zweieinhalb-stündigen Laufzeit die Charakterisierung seiner Figuren voranzutreiben. Diese kommen zum großen Teil jedoch nicht über die Bedeutsamkeit von Abziehbildern hinaus. Das liegt zum Einen daran, dass viel zu viele gesichtslose Personen verheizt werden und zum Anderen am grotesken Overacting vereinzelter Akteure. Besonders schauerliches Beispielt ist hierbei Lehrer Riki, dessen Filmrolle sich zu einem unfreiwillig komischen Kaspertheater entwickelt.
"Battle Royale II" begräbt damit die subtile Note des Vorgängers unter Tonnen von Schutt, Staub und Patronenhülsen. Als tosender Actionfetzer brauchbar - aber bitte den plakativ politischen Unterton überhören. Der hier besprochenen "Revenge Cut", der satte 20 Minuten länger läuft als der Requiem Cut, ist die bessere Fassung. Dieser bietet mehr Hintergrundinformationen für die dennoch ziemlich flach bleibenden Charaktere, teils besseren Schnitt und aufgepeppte Actionszenen, auch wenn deren computeranimierter Unterbau ein zweischneidiges Schwert darstellt. Insgesamt macht der Revenge Cut aus "Battle Royale II" den runderen Film, fordert dafür aber auch mehr Sitzfleisch vom Interessenten ein als der Requiem Cut. In beiden Fassungen sind die Actionpassagen aber noch immer ein wahres Fest für Shaky-Cam-Allergiker.
5/10
Von CAPELIGHT PICTURES erschien der Film hierzulande in HD in einem tollen Mediabook:
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