Alex (Monica Belucci) geht gemeinsam mit ihrem Freund Marcus (Vincent Cassel) und ihrem Ex Pierre (Albert Dupontel) auf eine Party. Dort kommt es unter Alkohl- und Drogeneinfluss zu einem heftigen Streit zwischen Alex und Marcus. Alex geht daraufhin allein nach Hause, doch das erweist sich als folgenschwer, denn sie wird auf dem Heimweg in einer Straßenunterführung vom Zuhälter Le Tenja (Jo Prestia) vergewaltigt. Als Marcus und Pierre davon erfahren, machen sich die Beiden auf die Suche nach dem Täter. Sie werden fündig: Der Vergewaltiger verkehrt im Rectum, einem düsteren Sado-Maso-Club der Schwulenszene...
Dass ein Film, der von hinten nach vorne erzählt wird, durchaus
funktionieren kann, ist spätestens seit Nolans "Memento", der zwei Jahre zuvor über die Leinwände flimmerte, kein Geheimnis
mehr. In Gasper Noés "Irreversibel" wird die Tragik und
Bitterkeit einer Geschichte durch dieses Stilmittel noch intensiviert. "Irreversible" ist aber kein angenehmer oder entspannter Film. Allein der Beginn des
Films, sprich das Ende der Story, ist ziemlich anstrengend mit einer
ziellos umherwirbelnden Kamera und einem penetrant hämmernden Soundtrack. Auch wird der Zuschauer, dessen Kopf sich mittlerweile mit der Kamera dreht, gleich zu Beginn mit expliziter und wirklich äusserst derber Gewalt konfontiert. Diese vorgefasste Rache-Szene zu Beginn des Films enthielt vielen Kinobesuchern zu viel Gewalt. Bei der Premiere in Cannes verließen einige Kritiker bereits nach kurzer Zeit den Kinosaal. Außerdem rief die Kameraachterbahnfahrt in der Nachtclub-Szene bei einigen Zuschauern Übelkeit hervor. Auf die extrem lange und realistisch anmutende Sequenz, in der Alex brutal vergewaltigt und bis zur Bewusstlosigkeit misshandelt wird, reagierte das bei der Premiere unvorbereitete Publikum mit fassungsloser Empörung oder Abscheu. Von 2.400 Zuschauern verließen rund 200 das Kino vorzeitig, andere protestierten durch laute Zwischenrufe. Das US-amerikanische Magazin Newsweek verlieh "Irreversibel" den Titel "most walked-out-of movie of the year". Anhänger des Films halten entgegen, die Gewaltdarstellung sei elementar für die Geschichte und gebe dem Film erst seine Glaubwürdigkeit.
Dem Zuschauer wird erst mit
Kenntnis der ganzen Story klar, dass die chaotischen Szenen
schlicht Ausdruck der Eskalation und des kompletten Kontrollverlusts der
Protagonisten sind. Ein Horrortrip der Gefühlswelt, bei der klare
Gedankengänge nicht mehr möglich sind, sondern Hass, Wut und
Rachegelüste die Führung übernehmen. Der Cast, allen
voran Vincent Cassel und Monica Bellucci,
spielt diese schwierigen Rollen, die nicht nur Facettenreichtum, sondern
auch ein hohes Maß an Freizügigkeit verlangten, absolut grandios. Insofern ist das stilistisch gar
nicht schlecht, allerdings auch ziemlich gewagt und irgendwann
nervtötend. Zwanzig Minuten ein praktisch permanten rotierendes Bild in
dunkler Umgebung mit monotoner Soundkulisse und Stroboskopeffeekten sind kein Vergnügen, doch
das will der Streifen ja auch nicht sein. Je länger der Film dauert,
desto ruhiger werden die Szenen; wenn die brutale Vergewaltigung, die
für das Kippen der Stimmung verantwortlich ist und bei der Noé
schonungslos draufhält und nichts auslässt, erstmal vorbei ist, hält
sogar der Humor und die Leichtigkeit Einzug in die bis dahin extrem
abgefuckte Handlung. Die Figuren sind eigentlich sympathisch, im Falle
von Alex (Monica Belucci) sogar zauberhaft, was dem Ganzen nur noch mehr Tragik verleiht.
Eine einzige falsche Entscheidung löst eine Kettenreaktion aus und
zerstört auf brachiale Art und Weise gleich mehrere Leben. Wirklich schwer zu sehen und zu ertragen. "Irreversibel" ist absolut kein schöner Film und doch irgendwie richtig gut.
8/10
Von STUDIOCANAL erschien der Film ungeschnitten mit Kinofassung und Straight Cut auf Blu-ray mit jeder Menge Bonusmaterial in einem schicken Steelbook:
Quellen:
Inhaltsangabe: Alamonde Film
Textauszüge: Wikipedia
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen