Vor langer Zeit in einem verfluchten Land: Die verzweifelte Suche nach Nahrung und Arbeit zwingt die junge Gretel und ihren kleinen Bruder Hänsel, das elterliche Haus zu verlassen. Völlig orientierungslos irren sie umher und verlaufen sich in einem tiefen, dunklen Wald. Als sie auf eine Hütte stoßen, in der eine alte, freundlich wirkende Frau lebt, glauben Gretel und Hänsel, Zuflucht gefunden zu haben. Aber die von der Alten in Zeiten der Hungersnot aufgetischten Festmahle, das unheimliche Gemurmel fremder Kinderstimmen und mysteriöse Erscheinungen im Haus lassen Gretel erahnen, dass sich hinter ihrem scheinbaren Glück etwas Böses verbirgt. Kann sie ihren jüngeren Bruder beschützen oder wird sie den Versuchungen erliegen, die sich ihr offenbaren? Langsam bahnt sich das Grauen seinen Weg...
Die Geschichte der Gebrüder Grimm von Hänsel und Gretel, den hungrigen
Kindern, die in die Fänge einer bösen Hexe geraten, dürfte wohl fast
jedem einmal über den Weg gelaufen sein. Genau dieses Märchen hat
Genre-Regisseur Osgood Perkins für seinen dritten Langfilm unter eine
ausgesprochen düstere Lupe genommen. Herausgekommen ist ein toll
bebilderter Grusel-Horror, dessen
erkennbar gute Absichten und Ideen auf der Inhaltsebene leider aber nur selten zum Zug
kommen. Es ist eine interessante Märcheninterpretation, die mit seiner langsam
aufbauenden Atmosphäre den menschlichen Zerfall Gretels in ihrer
Situation spannend in Szene setzt.
Es ist daher etwas bedauerlich, dass das Drehbuch des
unerfahrenen Autors Rob Hayes zu wenig tut, um der Inhaltslosigkeit entgegen zu
wirken. Bedeutungsschwangere Erzählermonologe aus dem Off, lose
zusammenhängende Horror-Sequenzen und gelegentliche Gespräche zwischen
den drei Figuren reichen trotz all dem künstlerischen Anspruch nicht
aus, um eine wirkliche Atmosphäre zu kreieren. Ambitioniert ist Oz Perkins, das merkt man seinem neuesten Werk an. Mehr als offensichtlich schielt er in Richtung Jordan Peele, Ari Aster
oder Panos Cosmatos und würde es sich nur zu gerne in der Runde der
aufstrebenden Horror-Regisseure gemütlich machen. Allein der visuelle Stil ist schon derart einnehmend, dass jeglicher Anflug von
Emotionalität oder Spannung etwas zu sehr in den Hintergrund rückt.
Dem Horror-Einheitsbrei entspricht "Gretel & Hansel" auf jeden Fall nicht, doch lassen die Bilder zusammen mit der schwermütigen Erzählstruktur den Streifen zu einem zähen vergnügen werden. So interessant der Fokus auf Gretel auch ist, für einen 90-Minütigen Film ist das letztlich zu wenig und und auch wenn der Film mit einer gnadenlos malerischen Optik, einem prägnanten und überraschend passenden Soundtrack und einer tollen Alice Krige als böse Hexe zu punkten vermag, an den Bildern hat man sich auch alsbald sattgesehen. Ein besonderes Erlebnis ist der Streifen dennoch und wird Gemüter mit Sicherheit spalten.
Quellen:
Inhaltsangabe: Capelight
Poster/Artwork: Capelight
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