Mittwoch, 2. Dezember 2020

Serpico (1973)

https://www.imdb.com/title/tt0070666/

"Serpico wurde angeschossen", eine Meldung geistert durch Polizei und die Öffentlichkeit, die sie in Aufruhr versetzt. Das Krankenhauszimmer des Schwerverletzten Frank Serpico (Al Pacino) wird auf der Stelle unter Polizeischutz gestellt. Ein hoher Polizist stellt sofort die Frage, ob es ein Krimineller oder einer der ihren war, der geschossen hat. Doch wer ist dieser Frank Serpico? Ein Hippie, der mit seinen langen Haaren und seinem Bart eher aussieht wie ein Drogendealer, aber ein Polizist zu sein scheint? Denn genau das ist er. Aber in seiner Zeit ist er ein Exot unter den Cops, denn er ist nicht bestechlich und genau das macht ihn als Zielscheibe sowohl für Gangster, als auch für Kollegen so interessant. Frank Serpico hat das System als korrupt und chaotisch enttarnt, bei dem es leicht fällt, die Hoffnung zu verlieren - was er aber nie getan hat...

Mit dem mehrfach oscarnominierten Film "Serpico" gelang Regielegende Sidney Lumet 1973 ein echter Klassiker des Cop-Dramas sowie gleichzeitig eines der großen Highlights des New Hollywoods. Der als "Meister des Justizfilms" verehrte Filmemacher, eine Bezeichnung, die Lumets ganzer Klasse übrigens mehr als gerecht wird, hat mit "Serpico" einen seiner besten Filme gedreht, ein Werk, welches sich völlig zurecht auf seinen Status als einer der besten Copfilme der Filmgeschichte berufen kann. Basierend auf wahren Begebenheiten und der von Peter Maas verfassten Biographie des echten Frank Serpico verfilmte der Regisseur den wohl bedeutendsten Lebensabschnitt des New Yorker Polizisten, der in den 70er Jahren in den USA als erster Cop gegen Korruption innerhalb der Polizei ankämpfte und dieses mutige Unterfangen fast mit seinem Leben bezahlen musste. Sidney Lumet inszenierte diese äußerst interessante Thematik als kühlen, düsteren, spannenden, harten und ehrlichen Cop-Thriller, ohne den es einige andere Klassiker des Genres wohl niemals gegeben hätte. In dieser Hinsicht ist "Serpico" also definitiv ein wegweisender und auch sehr wichtiger Streifen für die Filmgeschichte, gerade was die Zeiten des New Hollywood betrifft.

Lumet zeichnet ein wahrlich erschreckendes Bild des damaligen New Yorker Polizeiapparates. Korruption, Schmiergeldaffären, Rassismus und Homophobie stehen bei vielen ansässigen Polizisten an der Tagesordnung, die ihre Machenschaften dabei als das Normalste auf der Welt ansehen. In den 130 Minuten nimmt sich der eher tempoarme Film dabei immer wieder genug Zeit für die genaue Beleuchtung von Franks Charakter. Zuerst hält er sich noch zurück und agiert passiv, indem er zwar die Schmiergelder verweigert und deshalb langsam bei den Kollegen in Verruch gerät, aber noch den Mund hält. Nachdem aber Franks Mut über seine Angst siegt, kommt es zu ersten Versuchen die Korruption seiner Kollegen ans Tageslicht zu bringen, wobei er bei einigen Ansprechpartnern eher auf taube Ohren stößt. Erst als sich ein Sonderausschuss der Ermittlungen annimmt und Frank als wichtigsten Zeugen vorsieht, manövriert er sich immer mehr in Lebensgefahr. Al Pacinos Performance ist dabei wirklich enorm stark und einer der Hauptgründe für die Qualität des Films. Er ist ein Schauspieler, der seinen Beruf als Leidenschaft auslebt, der alles für seine Rollen gibt und seine Charaktere so einzigartig und authentisch wie kaum ein anderer Darsteller zum Leben erwecken kann. Für seine Rolle in Lumets "Serpico" verbrachte Pacino einige Zeit mit dem wahren Frank Serpico, um durch jenes Beisammensein mit dem ehemaligen Beamten eine noch größere Bindung zu seiner Rolle und den Eigenschaften und Denkweisen seines zu verkörpernden Charakters zu entwickeln. Frank Serpico sagte mal vor ein paar Jahren, Al Pacino hätte die Figur des Serpico besser gespielt als er selbst. 

"Es ist unglaublich. Es ist unfassbar. Ich stehe wie ein Verbrecher da, weil ich es ablehne Geld zu nehmen."

Insgesamt zeichnet sich jedoch ein ziemlich bitteres Abbild der damaligen Zustände des Polizeiapparats in New York und gerade mit dem Wissen um die wahren Ereignisse auch ein ziemlich erschreckendes. Wenigstens gibt der Film zum Schluss einen (wahrscheinlich nicht hundertprozentig umsetzbaren) kleinen Lösungsvorschlag mit auf den Weg. Ein starker Klassiker.

8/10

Von ARTHAUS/STUDIOCANAL erschien der Film in 4K Ultra-HD im limitierten Steelbook:


Quellen:
Inhaltsangabe
: Studiocanal / ARTHAUS

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