http://www.imdb.com/title/tt5112578/
Zach (Owen Campbell) und Josh (Charlie Tahan) sind beste Kumpels, die in
den 90er Jahren in einem idyllischen, aber auch recht ereignislosen New
Yorker Vorort aufwachsen. Die beiden sind unzertrennlich und fristen
ihr Dasein hauptsächlich damit, mit BMX-Rädern durch die Gegend zu
gondeln, Videospiele zu spielen und ihre Klassenkameradin Allison
(Elizabeth Cappuccino) anzuschmachten. Als sie eines Nachmittags mal
wieder auf der Suche nach Zerstreuung sind, ziehen sie gemeinsam mit
ihren Mitschülern Daryl (Max Talisman) und Charlie (Sawyer Barth) und
dem Samuraischwert von Joshs älterem Bruder im Gepäck in den Wald, um
dort Milchkartons zu durchtrennen. Doch kommt es dabei zu einem
tragischen Unfall, nach dem die Freundschaft zwischen Josh und Zach
plötzlich nicht mehr das ist, was sie einmal war...
"Coming-of-Age"-Filme sind ja aktuell wieder voll im Trend. Und auch Serien über Jugendliche, wie zum Beispiel die im Juli 2016 vom Streamingdienst Netflix produzierte Serie "Stranger Things", die ihre Geschichte mit Horror- und Mysteryelementen garniert und so zum Überraschungshit wurde, flimmern über viele heimische Bildschirme. Der aktuelle Kinohit "Es" oder die Serie "Twin Peaks", die im Frühjahr 217 eine Renaissance erfuhr, spielen ebenfalls in dieser Liga. Und auch "Super Dark Times" von Kevin Phillips, welcher mit diesem Streifen sein Spielfilmdebüt abliefert, ist ähnlich gelagert. Eine etwas merkwürdige Einleitungsszene gibt die düstere Stimmung vor, die
den Zuschauer für die kommenden einhundert Minuten lang begleiten wird, aber schnell wird dies beiseite geschoben und eine humorvolle Jugendgeschichte gezeigt. Die atmosphärische Inszenierung, sowie gute Dialoge sorgen dafür, dass man schnell in die Welt der Teenager eintauchen kann. Sie sind beste Freunde. Immer sieht man Zach (Owen Campbell) und Josh (Charlie Tahan) zusammen. Sie gehen zusammen zur Schule, verbringen ihre Nachmittage in dem New Yorker Vorort damit, nicht wirklich etwas zu tun und träumen davon, der hübschen Allison (Elizabeth Cappuccino) irgendwie näherzukommen. Und da sind da noch zwei weitere Jungs, die sich an ihre Fersen heften: Daryl (Max Talisman) und Charlie (Sawyer Barth). Die gemeinsame Zeit der Vier ist tatsächlich aufregend, wenn auch bald auf weniger schöne Weise: sie bekommen sich mächtig in die Haare, als sie den Kram von Joshs älterem Bruder durchwühlen und als dieser Streit eskaliert, ändert sich für sie alles; selbst die Freundschaft zwischen Zach und Josh wird auf eine harte Probe gestellt.
Dabei kann doch schon die Zeit als Jugendlicher ein ständiger Albtraum sein: dauernd muss man sich in der Schule mit Dingen befassen, die keinen Menschen interessieren, alles ist irgendwie schwierig, der Körper bekommt seinen eigenen Kopf, von dem aufregenden Ding, der die erste große Liebe ist, mal ganz zu schweigen. Aber selten war der Albtraum wohl derart wörtlich zu verstehen wie bei "Super Dark Times". Nur dumpf gesprochen wird während der ersten Momente, keiner weiß so recht, wie er mit der Eingangssituation umzugehen hat. Und diese Situation wird später ganz ähnlich sein, auch wenn der Film erst einmal sehr harmlos anmutet. Zach und Josh stellen sich dem Publikum vor, indem sie durchs Jahrbuch der Schule blättern, überlegen, wer von den Mädels am hübschesten ist und wer an welchem Ort es wem besorgen würde. Das ist zum Fremdschämen peinlich, aber eben auch typisch für Jungs in dem Alter, die das erste Mal so richtig in den Hormonstrudel geraten. Allgemein zeigt Phillips ein geradezu unheimliches Gespür für die authentische Darstellung von Jugendlichen. Auch wenn die Rollen eher typisch klar verteilt sind - der Nette, der Außenseiter, der Dicke, der Nerd - hat man nie den Eindruck, eine bloße Drehbuchkreation vor sich zu haben. Die Art und Weise, wie sie miteinander reden, gern cooler wären als sie sind, im entscheidenden Moment dann aber doch versagen, das macht sie auf eine sehr sympathische Weise menschlich. Auf den Punkt gespielt von den Nachwuchsdarstellern, absolut authentisch, ist "Super Dark Times" über weite Strecken geradezu ein Musterbeispiel für einen neumodischen Jugendfilm.
Wäre da nicht der tragische Zwischenfall, der alles auf den Kopf stellt. Den Vergleich mit "Stand By Me" kann "Super Dark Times" kaum vermeiden. Er muss ihn aber auch nur bedingt fürchten: wo die Verfilmung der Stephen-King-Geschichte mit der nostalgischen Erinnerung an die 50er spielte, sind es hier die 90er, die den Hintergrund der Geschichte liefern, passender Soundtrack inklusive. Die alternativ angehauchte Musik, welche damals den Mainstream erreichte, unterstreicht das Gefühl, es hier mit Jungs zu tun zu haben, die nicht so ganz in das alles hineinpassen. Keine Außenseiter, nicht wirklich. Aber eben auch keine Jungs, die die Welt im Sturm erobern. Es ist dann fast schon schade, wenn "Super Dark Times" sich später von diesen Elementen löst, um stärker in den Genrebereich einzudringen. Das latente Gefühl der Bedrohung intensiviert sich, die karg-frostige Landschaft wird zunehmend Austragungsort von Angst und Paranoia. Streckenweise ist das spannend, zumal auch da die Figuren im Mittelpunkt bleiben. Die Geschichte einer auseinanderbrechenden Freundschaft hätte die Horroranleihen aber gar nicht gebraucht. Denn auch das gehört zum Aufwachsen dazu, das Verändern, das Auseinanderdriften, die Erkenntnis, dass nicht auf dieser Welt tatsächlich Bestand hat, so sehr man das auch als junger Mensch noch glauben mag. Aber auch wenn die zweite Hälfte des Films nicht an die erste heranreicht, sie ein wenig unkonzentriert umherirrt, so ist das Werk insgesamt doch ein schöner Indie-Tipp, den sich Freunde von Dark Dramas nicht entgehen lassen sollten.
Selbst der Zwischenfall und seine Folgen werden lange Zeit glaubwürdig und nachvollziehbar erzählt, ohne dabei die Spannungsmomente aus den Augen zu lassen. Leider entwickelt sich der Film ein wenig vorhersehbar und überdreht im letzten Akt zudem noch etwas. Dennoch macht die Geschichte so viel richtig, dass die Zuschauer auch während der wenigen schwächeren Phasen nicht verloren gehen. Wie bei einigen vergleichbaren Werken ist auch hier ein gelungenes Casting der Schlüssel zu einem guten Film. Gerade Owen Campbell, der als von seinem Gewissen gebeutelter und bei Frauen äußerst ungeschickter Zach die zentrale Rolle spielt, weiß zu gefallen. Charlie Tahan spielt ordentlich, hätte allerdings etwas subtiler agieren können und Elizabeth Cappuccino deutet als süße Mitschülerin der Protagonisten eine gute Leinwand-Präsenz an, sodass man auf weitere Filme mit ihr gespannt sein darf. Kurzum: bei "Super Dark Times" funktioniert nicht alles. Aber Kevin Phillips legt hier ein beachtliches Erstlingswerk hin. Mit einem Jugenddrama, dass immer mehr die Kurve zum Psychothriller nimmt, zeigt er einen stimmungsvollen Genre-Beitrag, der auch wegen seiner unverbrauchten Darsteller überzeugen kann.
7/10
An dieser Stelle gebührt INDEED Film mein Dank, die mir den Film schon
vorab zum Review zur Verfügung gestellt haben. Der Streifen kommt am 17.
November als DVD und Blu-ray in die Läden. Von INDEED FILM erschien der Film im "2 Disc Limited Collector's Mediabook".
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