Im Jahr 2023 wird die Herstellung von Replikanten – künstlichen Menschen, die zum Einsatz in den Weltall-Kolonien gezüchtet werden – nach mehreren schwerwiegenden Vorfällen verboten. Als der brillante Industrielle Niander Wallace (Jared Leto) ein neues, verbessertes Modell, den "Nexus 9", vorstellt, wird die Produktion 2036 jedoch wieder erlaubt. Um ältere und somit nicht zugelassene Replikanten-Modelle, die sich auf der Erde verstecken, aufzuspüren und zu eliminieren, ist weiterhin die sogenannte "Blade Runner"-Einheit des LAPD im Einsatz, zu der auch K (Ryan Gosling) gehört. Bei seiner Arbeit stößt K auf ein düsteres, gut gehütetes Geheimnis von enormer Sprengkraft, das ihn auf die Spur eines ehemaligen Blade Runners bringt: Rick Deckard (Harrison Ford), der vor 30 Jahren aus Los Angeles verschwand...
1982 brachte Regisseur Ridly Scott einen Science-Fiction-Thriller in die Kinos, der so visionär, so bahnbrechend, optisch brillant und hochgradig philosophisch war, dass das Publikum den Film mit eher mäßigen Kritiken abstrafte, weil es für so eine Art von Film ganz offensichtlich noch nicht bereit war. Auch ein nicht unerheblicher Teil der namhaften Kritiker hinterließen eher mittelmäßige Rezensionen und auch die Einspielergebnisse der Kinos blieben äußerst verhalten. "Blade Runner" hieß dieser Film, dessen Genialität erst viele Jahre später erkannt und entsprechend gewürdigt wurde und von dem es satte 5 Versionen gibt. Über die bis heute unzählige Genre-Beiträge prägende Gestaltung des futuristischen Los Angeles herrschte Einigkeit, während sich andere an der spürbaren emotionalen Kälte der Geschichte störten oder vom aufdringlichen Voice-Over des Protagonisten Deckard (verkörpert durch Harrison Ford) irritiert waren. "Blade Runner" war einfach ein audiovisueller Meilenstein, dessen Zusammenspiel von Akustik und Optik in Perfektion harmonierten. Seiner Zeit meilenweit voraus, reifte die intelligente Zukunftsvision über die Jahre zum Kultfilm und dem vielleicht relevantesten Genre-Werk überhaupt. Mit Themen wie dem technologischen Fortschritt, der revolutionären Gentechnik und der zunehmenden Macht von Großkonzernen ist der Inhalt heute sogar aktueller als zur Zeit der Erstaufführung.
2017 und knapp 35 Jahre später macht sich nun der kanadische Regisseur Denis Villeneuve auf, in die Fußstapfen Scotts zu treten und in "Blade Runner 2049" die Ursprungsgeschichte zugleich fortzusetzen und dieser ein modernes, sowohl optisch als auch Noir-lastiges Update zu verpassen. Und wer sich bereits im Vorfeld optimal auf das Werk einstellen will, dem sei übrigens die Sichtung der drei veröffentlichten Kurzfilme "2036: Nexus Dawn", "2048: Nowhere To Run" und vor allem des die Zwischenhandlung erklärenden Animes "Blade Runner Black Out 2022" empfohlen, die das auch so schlüssige Werk zusätzlich bereichern.

In dem auf dem Roman "Do Androids Dream of Electric Sheep?" von Philip K. Dick basierenden Original spielten auch in "Blade Runner 2049" Träume und das Unterbewusstsein eine tragende Rolle. Um seinen Geschöpfen menschliche Eigenschaften zu verleihen, musste der gottgleiche Dr. Eldon Tyrell (1982 gespielt von Joe Turkel) diese mit Erinnerungen füttern, deren Kenntnis zugleich ihrer Detektion nützen konnte. Hier ist es Jared Leto als Niander Wallace, der als Hauptfigur im Hintergrund agiert, dessen Auftritt aber umso bedrohlicher wirkt. Hier leistet Leto einmal mehr einen guten Job und spielt seinen Charakter unglaublich stark. Aber auch die Leistungen von Ryan Gosling, Ana de Armas, Robin Wright und besonders Sylvia Hoeks als Handlangerin/Gegenspielerin Luv sind grandios in diesem wortkargen und trotzdem vielsagenden Krimi-Thriller.
Der Score von Benjamin Wallfisch und Hans Zimmer ist beinahe über jeden Zweifel erhaben. Er muss sich eben gefallen lassen, dass er zwangsläufig mit dem kongenialen Vangelis-Score des 1982er Originals verglichen wird, der ohne jeden Zweifel erhaben und damit unerreicht ist. Es ist trotzdem ein großartiger Soundtrack, düster, basslastig, bei dem sphärische, sanfte, langgezogene und warme Klänge dominieren, der auch viele Themen von Vangelis aufgreift, diese nach 2017 transportiert und den Film verdammt genial begleitet.

9,5/10
Von SONY Pictures kommt der Film in 4K Ultra HD im limitierten Steelbook:
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