Montag, 16. Oktober 2017

La Giovinezza - Youth - Ewige Jugend (2015)

http://www.imdb.com/title/tt3312830/

Die beiden alten Freunde Fred Ballinger (Michael Caine) und Mick Boyle (Harvey Keitel) verbringen zusammen mit Freds Tochter und Managerin Lena (Rachel Weisz) einen Erholungsurlaub in einem hochklassigen Wellnesshotel am Fuß der Alpen. Während der berühmte Komponist und Dirigent Fred seinen Ruhestand genießt, ist der noch immer als Filmregisseur aktive Mick in Gedanken häufig bei seinem nächsten Projekt, das zugleich sein letztes werden soll. Doch auch Fred holt seine eigentlich bereits niedergelegte Arbeit bald ein, als ein Abgesandter des Buckingham Palace ihn mit der Anfrage aufsucht, für die Queen persönlich ein Konzert zu dirigieren. Fred lehnt jedoch dankend ab, da er viel lieber gemeinsam mit Mick und dem ebenfalls im Hotel abgestiegenen Schauspieler Jimmy Tree (Paul Dano) in Ruhe über Gott und die Welt sowie die skurrilen anderen Gäste philosophiert...

Paolo Sorrentino ist die neapolitanische und vor allem mitteilungsbedürftigere Form von Terrence Malick. Er steckt konkrete Ideen in metaphorische Bilder wie kein Zweiter, führt Motive ein, die zunächst seltsam erscheinen, greift erst lange Zeit später wieder darauf zurück und lässt sie auf einmal in einem solchen Licht erstrahlen, dass sie Sinn ergeben. Nach "La Grande Bellezza" (Fremdsprachen-Oscar 2014) erzählt Sorrentino nun in "Ewige Jugend" von, nun ja, eigentlich nichts weiter als einem Edelhotel-Aufenthalt in den Schweizer Alpen. Zwei der kaufkräftigen Gäste sind die gemeinsam gealterten Langzeitfreunde Fred (Michael Caine) und Mick (Harvey Keitel). Fred ist (oder besser "war") Komponist, doch möchte er von seinem Metier nichts mehr wissen. Nicht einmal ein Konzert für die britische Queen ist ihm Anlass genug, den Taktstock wieder in die Hand zu nehmen. Seine einzigen Konzerte sind taggeträumte Kuhglocken-Partituren auf den alpinen Wiesen, die er von einem Baumstumpf aus dirigiert. Mick, indes, ist (oder besser "war") Regisseur, doch seine großen Tage sind vorbei und dennoch legt er sein gesamtes Herzblut in ein letztes filmisches "Vermächtnis". Zur Fertigstellung des Drehbuchs lässt er eine Gruppe junger Köpfe für ihn mitdenken. 


Auch wenn sich der Großteil dieses, salopp gesagt, dahinplätschernden Films in der abgehobenen Absteige der Reichen und Schönen abspielt, begegnet man an jeder Ecke verrückten Ideen, ebenso brillant wie konsequent in ihrer Umsetzung. Die fabulöse Kamera von Luca Bigazzi gleitet durch das venezianische Acqua alta, es ereignen sich kleine Action-Szenen mit Rollstühlen, geschmacklose Musikvideos werden zur Horror-Mär. Dazu ein Fleischklops von einem (wohl argentinischen) Ex-Fußballstar und eine waschechte Jane Fonda. Paolo Sorrentino hüpft von Erzählstrang zu Erzählstrang auf eine Art, dass sich die Szenen gegenseitig unterstützen. Im Kern geht es um das Altern und das, was dadurch immer größer wird: die Vergangenheit. In "La Grande Bellezza" vermochte es der Regisseur ein Stück weit mehr, seine zentrale Idee auszuformulieren. Doch der einmal mehr gestalterischen Perfektion, der famosen Schauspieler und des musikalischen Genusses wegen ist Erbarmen geboten. "Ewige Jugend" - ein Film für die große Leinwand - So groß eine Arthouse-Leinwand eben sein kann und obwohl eine vollständige Handlung nur ansatzweise auszumachen ist, schaut man dem Geschehen gerne zu, eben auch dank des Humors.

7/10

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