http://www.imdb.com/title/tt0119008/
FBI-Spitzenmann Joe Pistone (Johnny Depp) schleust sich als
Undercover-Agent Donnie Brasco in die Mafia ein. Vier Jahre liefert er -
völlig auf sich und seine Fähigkeiten angewiesen und unter ständiger
Lebensgefahr - dem FBI wichtige Informationen über den Gangster-Clan, um
die Bande für immer zu zerschlagen. Immer tiefer und tiefer gerät
Donnie in den Sog der Kriminalität. Schließlich wird er zur rechten Hand
des berüchtigten Mafioso Lefty Ruggiero (Al Pacino), dessen Vertrauen
und Freundschaft er gewinnen kann. Als den Gangstern klar wird, dass in
ihren Reihen ein Verräter sitzt, bleibt Donnie Brasco nur noch eine
Chance. Auf der Flucht vor den skrupellosen Killern der Mafia muss er
Lefty dem FBI ans Messer liefern, bevor es ihm selber an den Kragen
geht...
"Donnie Brasco" ist in einfachen Worten ausgedrückt eine mehr als gelungene Mafia-Milieustudie. Zumal der Streifen nicht die in Saus und Braus lebenden Clanbosse
zeigt, sondern sich auf die in prekären wirtschaftlichen Verhältnissen
lebenden Kleinganoven fokussiert. Die dazu passende, leicht
angegrindelte Sechziger-Jahre-Optik tut ihr übriges und schafft einen
stimmigen und mit guter Atmosphäre gefällig inszenierten Mafiathriller.
Dabei sind echte Spannungspunkte eher dünn gesät, die ruhige
Grundstimmung punktet mehr mit einer latent interessanten Thematik.
Inszenatorisch weitestgehend sachlich bis unspektakulär mutet Donnie
Brasco somit wie eine nüchterne, faktentreue Wiedergabe der realen Ereignisse
an. Ganz so ist es nicht, denn Mike Newell fokussiert sich eindeutig auf
die Beziehung seiner beiden Hauptfiguren und das massive Identitäts-
und Loyalitätsdilemma welches damit einhergeht. Allein deswegen war die Überlänge absolut nötig, dadurch konnten die
Hintergründe und die Charaktere gut ausgeleuchtet werden, was dem
Streifen viel an Tiefgründigkeit beschert.
Interessant vor allem die Figur des Lefty (Al Pacino), einem Verlierer innerhalb
des Verbrecherclans, ein kleines Rädchen im Getriebe, das durch seine
Ungeschicklichkeit immer ein solches bleiben wird. Im beruflichen Umfeld
kommen einem solche Typen immer wieder mal unter, kleine
Schreibtischtäter, die – wie man so schön sagt - eine große Zukunft
hinter sich haben. Lefty erkennt und versteht die Mechanismen der
Organisation, kann diese für sich aber nicht vollends ausschöpfen. Anders als Joe/Donnie (Johnny Depp),
der die Gunst der Bosse rasch zu erringen weiß und eine entsprechende 'Karriere' beginnt. Bei diesem ist vor allem die charakterliche Wandlung von Joe zu
Donnie von Interesse, macht er sich den Mafia-Habitus mehr und mehr zu
eigen (bzw. muss es machen), entfremdet sich damit von seiner Frau und
seiner Familie und nähert sich zunehmend der Clan-Familie an. Das
erklärt sich natürlich mit der Gefahr, in der Joe und seine Familie
schweben, ist aber auch aus jenem Aspekt interessant, dass ein Mensch ja
auch immer das Produkt seiner Umwelt ist. Anpassung, das sogenannte Hineinwachsen in ein Umfeld, eine Firma, eine Clique. Joe droht sich
in dieser Rolle zu verlieren, das FBI zieht die Reißleine jedoch
rechtzeitig. Bei der Ehrung seiner Verdienste meint der aufmerksame Zuschauer, sogar etwas Wehmut über den Verlust seiner ihm während der Operation ans
Herz gewachsenen Verbrecher-Freunde zu erkennen.
Vom erfahrenen Cast bekommt man in "Donnie Brasco" durch die Bank weg Qualität geboten, die zum Großteil
bekannten Darsteller machten ihre Sache sehr gut. Al
Pacino und Johnny Depp ein kongeniales Duo, stellte die Befindlichkeiten
ihrer Charaktere und die Beziehung ihrer Figuren zueinander gut dar.
Vor allem Pacino passte die Rolle wie die Faust aufs Auge. Michael Madsen tat, was er am Besten konnte, den
unterschwelligen Psychopathen mit latent vorhandenem
Aggressionspotential kann er wie kein zweiter. Anne Heche als zunehmend
verzweifelte Ehefrau spielt ebenfalls sehr glaubwürdig. Alle anderen schwanken von solide bis gut. Obwohl der Film mit den erlösenden Worten "Komm Joe, wir gehen nach
Hause" die Story um Joe Pistone versöhnlich abschließt, die finale, die
wichtige Szene spielt sich eigentlich vorher ab. Lefty, der mit all
seinem erlernten Anstand nicht mit dem Schicksal hadert, sondern es wie
ein echter Wise Guy hinnimmt. Wie ein Mann von Ehre. Seine spärlichen
Wertsachen ablegt, sich von seiner Lebensgefährtin beruhigend,
unaufgeregt verabschiedet und einfach kurz nochmal weg muss. Ein
würdevoller Abgang.
"Donnie Brasco" ist lange nicht so atmosphärisch wie "GoodFellas" oder die
"Godfather"-Trilogie und sicher auch nicht derart fantastisch
inszeniert. Dennoch schafft es der Film, abgesehen von wenigen
Längen, den Zuschauer zu fesseln. Der Start ist mitunter etwas holprig,
aber gegen Ende hin gleicht der Streifen dies aus. Vor allem die Bindung
zwischen Pacino und Depp, die ihre Rollen großartig spielen, ist eines
der Kernelemente dieses großartigen Mafiastreifens und geht vor allem
zum Schluss wahnsinnig unter die Haut. "Donnie Brasco" hat zwar seine Schwächen, aber verstecken muss er
sich auch nicht, zumal der Film auf wahren Begebenheiten basiert und
passend realistisch umgesetzt wurde, sowohl thematisch wie auch im
engeren Sinn. Für Genrefreunde und Filmliebhaber eine absolute
Empfehlung.
8,5/10
Von TURBINE Medien kommt der Film als Erstauflage im auf 1.000 Stück limitierten
Mediabook und weltweit erstmalig mit der Kino- und Langfassung auf BD in
HighDefintion.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen