Die Welt in der Zukunft: Die Menschen führen einen erbitterten Krieg gegen Künstliche Intelligenzen. Währenddessen hat Ex-Agent Joshua (John David Washington) aber ganz andere Sorgen, denn seine Ehefrau Maya (Gemma Chan) ist verschwunden. Doch manchmal hat sich das Universum gegen einen verschworen und schickt einen Spezialauftrag, der über das Schicksal der Menschheit entscheiden könnte. Joshua soll den sogenannten "Schöpfer" ausfindig machen, einen K.I.-Entwickler, der eine mysteriöse Waffe erschaffen haben soll. Diese könnte den Krieg beenden - aber auch die gesamte Menschheit auslöschen. Joshua und sein Team von fähigen Elitesoldaten müssen sich tief ins K.I.-Gebiet vorwagen und machen inmitten des grausigen Kriegsgeschehens eine überraschende Entdeckung: Die mysteriöse Waffe gibt es tatsächlich, nur in so nicht erwarteter Gestalt. Sie sieht aus wie ein kleines Kind, das in Wahrheit jedoch auch eine K.I. ist....
"The Creator" ist ein stets treibender, futuristischer Actionfilm, in dem John David Washington eine bedrohliche künstliche Intelligenz mit dem Gesicht eines kleinen Kindes zur Strecke bringen soll - was sich als schwerer herausstellt, als anfangs gedacht. Oder - in Anlehnung an den Klassiker - anders ausgedrückt: "Wie ich lernte, künstliche Intelligenz zu lieben". "The Creator" hat, und das muss man eingangs erwähnen, einen schweren Stand, gerade im aktuellen Jahr. Erst warnen Branchenführer, dass die künstliche Intelligenz eine aussterbende Bedrohung für die Menschheit darstellt, dann warnen Drehbuchautoren und Schauspieler in ähnlicher Weise davor, dass Künstler ihren Lebensunterhalt verlieren (und die Kunst ihre Seele). Der Film greift eines dieser Themen sogar bildlich auf ("Donate your Likeness") Und nicht zu vergessen die Vorhersagen über große Arbeitslosigkeit und Umwälzungen. Doch was muss eine superintelligente, erschreckend autonome Technologie tun, um die Menschen wieder für sich zu gewinnen?Eine mögliche Antwort darauf gibt "The Creator", der neueste Film von Regisseur Gareth Edwards, der mit "Rogue One: A Star Wars Story" oder auch "Godzilla" Kassenerfolge feierte, in rasanter Form. Man hat sich ja längst daran gewöhnt, dass künstliche Intelligenzen in Filmen die Rolle des Helfers spielen, der zum Bösewicht wird, und hier wird in einem rasanten Prolog im Stil einer Wochenschau eine vertraute Bühne geschaffen: Roboter wurden erfunden, übernahmen immer komplexere Aufgaben und wurden dann nuklear (und zerstörten in diesem Fall Los Angeles). Nun sind die Vereinigten Staaten bestrebt, diese Bedrohung zu beseitigen, während in ostasiatischen Ländern (genannt "Neu-Asien") die Roboter in Frieden mit den Menschen leben. Menschenähnliche Roboter mit Staubsaugerroboter-ähnlichen Köpfen sind Polizeibeamte, Arbeiter und sogar (etwas befremdlich) Mönche in Gebetsroben.
Doch eine Sache bleibt in der Zukunft gleich: Filme brauchen einen Helden. John David Washington spielt den (selbstvertsändlich) widerwilligen Mann für diesen Job, Joshua, einen ehemaligen Undercover-Soldaten, der aus dem Blickfeld geriet, nachdem er bei einer chaotischen Razzia von seiner schwangeren Frau Maya (Gemma Chan) getrennt wurde. Er wird für eine US-Militärmission rekrutiert, die von Allison Janney als knallharter Colonel angeführt wird, um eine streng geheime Waffe in Neu-Asien zu neutralisieren. Nach einem machohaften Einflug, der leicht an Vietnamkriegsfilme erinnert (aber mit dem genialen Radiohead-Soundtrack unterlegt ist), infiltriert er ein unterirdisches Labor und findet dort eine mysteriöse Waffe: eine künstliche Intelligenz in der menschlichen Gestalt eines 6-jährigen Mädchens. Joshua beschließt, sie mit auf die Flucht zu nehmen und gibt ihr den Namen Alphie (Madeleine Yuna Voyles), angelehnt an ihre Bezeichnung: Alpha-O.
Im Gegensatz zu zahllosen Weltuntergangsszenarien der künstlichen Intelligenz ist Alphie in "The Creator" zu süß und unschuldig, als dass Joshua sie als militärisches Ziel betrachten könnte. Er fühlt sich dazu hingezogen, sie zu beschützen, obwohl ihn ihre nahezu telekinetischen Kräfte, mit denen sie die Technologie um sich herum beeinflussen kann, verunsichern. Ihre Persönlichkeit ist die Art von Rätsel, die zum Beispiel in Spielbergs Millennium-Meisterwerk "A.I.: Künstliche Intelligenz" mit beängstigender Tiefe dargestellt wird. Und das Schlimmste ist, dass selbst der Zuschauer schnell vergisst, dass Alphie gar nicht lebendig ist, sondern "nur" eine Maschine. Aber hier wirkt Alphies Bedeutung wie ein warmer und kuscheliger Heiligenschein über all den Schießereien und Explosionen: Was, wenn die KI nicht hinter uns her ist? Was, wenn sie einfach nur leben und leben lassen will?Um
diese Fragen zu stellen, muss sich der Film ein wenig anstrengen, denn
er ist damit beschäftigt, die hektische Verfolgung von Alphie und Joshua
(u. a. mit Ken Watanabe als verbissenem KI-"Simulanten")
voranzutreiben. Edwards (der das Drehbuch zusammen mit Chris Weitz
schrieb) integriert fließend Bilder und Ideen aus unserem etablierten
filmischen Vokabular, um über künstliche Intelligenz nachzudenken. Aber
trotz der beeindruckend ausladenden CGI-Schlachten in
thailändischen Feldern oder Küstensiedlungen oder der düsteren "Blade Runner"-ähnlichen Zwischenspiele in überfüllten Metropolen, erzeugt der
Motor der Geschichte den geradlinigen Schwung eines durchschnittlichen
Action-Blockbusters - eine Sache passiert, dann die nächste Sache,
komplett mit schlagkräftigen (manchmal blechernen) One-Linern. Entfernt erinnert "The Creator" sogar an das Szenario des "Terminators".
Dennoch
können technische Augenweiden in der Science-Fiction-Welt einen langen Weg
zurücklegen. Menschenähnliche Roboter wie Alphie haben elegante
kreisförmige Portale an der Stelle, wo sonst ihre Ohren wären. Nomad,
das riesige Raumschiff, mit dem die Vereinigten Staaten Jagd auf
künstliche Intelligenz machen, scannt die Erde mit blauem Licht wie ein
überdimensionaler Zielsucher. Aber Washington fühlt sich seltsam
losgelöst von den visuellen Versatzstücken, die Edwards aufbaut, und die
zunehmend belastende Vorgeschichte seiner Figur mit Maya wirkt
verstreut in Rückblenden. Vor allem aber ist der Ton des Films
uneinheitlich: Edwards legt Wert auf die nachvollziehbare Alltäglichkeit
der Androiden und hybriden "Simulanten", aber die potenzielle Bedrohung
durch die künstliche Intelligenz ist unausweichlich.
Die
nüchterne Akzeptanz der KI als harmlose (oder gleichgültige) Kraft in
der Welt erinnert an Edwards' "Godzilla" von 2014. Die Monster in diesem
Film waren nicht per se böse, sie waren nur Kreaturen, die unabhängig
von den Menschen waren. Dies ist mehr oder weniger das Argument für die
KI in "The Creator": Autonomie ohne Tränen (oder Blutvergießen). Es ist
eine provokante Idee - alles, was die KI von den Menschen will, ist ein
bisschen Liebe - aber diese Utopie ist nicht realisierbar. Doch "The Creator" ist ein Film, der einen mitnimmt, fasziniert, nie langweilig ist und dabei so viel zu bieten hat, mehr als pure Action und Explosionen, sondern auch Gefühl und Wärme. Hier wird man in etwas über 2 Stunden einfach bestens unterhalten - und bekommt am Ende sogar noch ein paar Fragen gestellt, über die darüber nachzudenken durchaus lohnen kann. Was wäre denn, wenn...?
8/10
Quellen:
Inhaltsangabe: Twentieth Century Studios
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen