Sonntag, 1. Oktober 2023

Poison - Gift (2023)

https://www.imdb.com/title/tt28912885/

Woods (Dev Patel) besucht seinen Freund Harry (Benedict Cumberbatch), der zuvor eine giftige Schlange in seinem Bett gefunden hat und nun eigenartiges Verhalten an den Tag legt. Daraufhin wird der Arzt Dr. Ganderbai (Ben Kingsley) kontaktiert. Nach einer gleichnamigen Kurzgeschichte von Roald Dahl.

"Gift", der vierte und letzte Teil von Wes Andersons Reihe von Kurzfilmen, die Roald Dahls Geschichten für Netflix adaptieren, handelt vordergründig von einer Schlange. Aber in Wirklichkeit geht es um Gift einer ganz anderen Art. "Gift" ähnelt am ehesten "Ich sehe was, was du nicht siehst", nicht nur wegen der Anwesenheit von Benedict Cumberbatch und Ben Kingsley, sondern auch, weil er Andersons fliegenden Szenen- und Perspektivenwechsel etwas stärker nutzt als "Der Schwan" oder "Der Rattenfänger". 

Die Prämisse ist denkbar einfach. Harry Pope (Cumberbatch) ist ein Mann, der glaubt, dass sich eine Giftschlange auf seinem Bauch befindet. Er liegt flach auf dem Rücken im Bett, zu verängstigt, um sich zu bewegen oder zu sprechen. Er glaubt, dass unter einem Buch auf seinem Bauch ein Krait versteckt ist und dass die kleinste Bewegung die Schlange erschrecken wird, und diese zubeißen wird. Mr. Woods (Dev Patel, der auch in "Ich sehe was, was du nicht siehst" mitspielt und hier die Erzählung übernimmt) ruft Dr. Ganderbai (Ben Kingsley) zu Hilfe, um die Schlange sicher zu entfernen. Der Plan, den sie sich ausgedacht haben, besteht darin, die Schlange mit Chloroform zu betäuben, damit sie entfernt werden kann. Die vorherigen Teile von Andersons Kurzgeschichten waren vieles, aber Spannung gehört nicht dazu. "Gift" hingegen ist eine Zitterpartie, die durch Andersons Regie und eine schweißtreibende Darbietung von Cumberbatch noch verstärkt wird, der die meiste Zeit der zwanzig Minuten damit verbringt, Emotionen zu vermitteln, ohne sich zu bewegen oder mehr als ein Flüstern zu sprechen.

Es wird auch früh klar, dass es eine gewisse Unklarheit darüber gibt, ob es überhaupt eine Schlange gibt - das einzige Mal, dass man eine sieh, ist in einem Glas neben Ralph Fiennes als Dahl selbst und Schrödinger's Krait entwickelt sich zu einer scharfen Wendung, die dem Kurzfilm mehr Biss verleiht als den drei vorherigen. Letzten Endes ist "Gift" vielleicht der effektivste dieser Kurzfilme. Es hat nichts von dem magischen Realismus oder der gewollten Zweideutigkeit. Es ist einfach eine sehr straff konstruierte Prämisse, die auf ein böses, unkompliziertes Ergebnis hinausläuft, und der Verzicht auf die üblichen Andersonismen lässt die Botschaft laut und deutlich sprechen. Diese Zusammenarbeit ist schlichtweg exzellent, und in Ermangelung eines weiteren Spielfilms ist dies das Beste, was man im Moment bekommen kann. Dahls knappe Prosa hält Andersons selbstzerstörerische Schnörkel im Zaum, und obwohl "Gift" nicht der schrillste Teil der Sammlung ist, ist es vielleicht derjenige, der das Beste aus den beiden herausholt.

9/10

Quellen
Inhaltsangabe: Netflix

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