Der hochschwangeren Mia (Anna Castillo) und ihrem Mann Nico (Tamar Novas) ist die Flucht aus ihrem totalitären Heimatstaat geglückt. Über den Seeweg wollen sie ein anderes Land erreichen und sich dort eine bessere Zukunft aufbauen. Doch die beiden werden durch Schlepper, die mehr und mehr Leute in die Container ladne wollen, getrennt und Mia ist danach in dem Container, in dem sie sich versteckt hatten, auf sich allein gestellt. Führerlos und ohne Nahrung treibt sie darin übers Meer - wird es ihr gelingen, ihr eigenes Leben und das ihrer Tochter zu retten und ihren geliebten Nico wieder in die Arme zu schließen?
"Nirgendwo" von Regisseur Albert Pintó braucht gar nicht so lange, um sich zu finden, hat Probleme mit dem Grundton, aber eine engagierte Darbietung von Anna Castillo und einige Szene, die sich unweigerlich ins Gedächtnis brennen werden (vor allem bei Eltern) verhindern, dass er in der Vergessenheit verschwindet. Nach einem etwas klobigen Prolog, der die Flüchtlingskrise in einem nicht näher bezeichnetem Land verortet, in der Frauen und Kinder eingesperrt und ermordet werden, wird "Nirgendwo" zu einer Single-Charakter-Überlebensgeschichte. Ab hier funktioniert der Film fast konsequent und dreht sich um eine Frau, die alles tut, um sich und ihr ungeborenes Baby am Leben zu erhalten. Es gibt einige enttäuschende Entscheidungen bei der Regie des Films, aber Castillos Leistung dürfte viele davon leicht wegspielen.
Der Film ist dann am besten, wenn er in der greifbaren Realität verankert wird - Mia versucht, das Dach des Containers aufzubrechen, herauszufinden, wie man fischt usw. Diese leicht nachvollziehbaren Beats passen zu den grundlegendsten Grundsätzen von Überlebensgeschichten: Sie ermöglichen es, sich selbst zu fragen, wie man in der gleichen Situation handeln würde. Die zusätzliche Dynamik eines neugeborenen Kindes verändert die Herausforderungen im Vergleich zu einer traditionellen Überlebensgeschichte. Ja, dieses Element wird vor allem in letzter Zeit immer häufiger eingesetzt, doch packt damit vor allem die Erwachsenen, die selber bereits Kinder haben. Mia versucht nicht nur, am Leben zu bleiben; Sie kämpft um ihr Baby, was umso ergreifender ist, weil sie bereits ein Kind verloren hat, bevor das ganze Drama überhaupt begann. Regisseur Albert Pintó bekommt alles von Castillo, einer Schauspielerin, die zunächst etwas übermäßig manierlich wirkt (es liegt eigentlich nur an den schlechten Dialogen der Eröffnungsszenen), sich aber nach der Geburt gut einlebt und zu einer Naturgewalt mit Überlebensinstinkt wird. Die Aufhebung des Unglaubens an einen Film wie diesen erhält durch die mütterliche Aufopferung eine schöne Steigerung. jeder kennt diese Geschichten von Müttern, die Autos hochheben, um ihre Kinder zu retten. Castillo vertritt die Idee, dass Aufgeben keine Option ist - und eine (gute) Mutter mehr für ihr Kind tut, als für sich selbst.
"Nirgendwo" wartet allerdings mit einigen klobigem Filmtechniken auf, wie zum Beispiel den Innenraum des Containers. Es gibt Filme über ähnlichen Platzmangel, die klaustrophobischer sind - bei denen sich das Innere nicht ganz wie eine Kulisse anfühlt - und einige der Schnitte sind hier übertrieben, während eine stärkere Einstellung längere Aufnahmen hätte und die Zeit verdeutlichen würde, in der Mia mitten auf dem Ozean feststeckt mit ihrem Gefühl der Verzweiflung. Und es hilft nicht, dass sich "Nirgendwo" über fast zwei Stunden hinweg wiederholt. Es ist auch nicht ganz klar, wo dieser Film in Bezug auf das, was er sagen will, landen will. Es ist wahrscheinlich am besten, die Analyse all der vagen Kommentare zur Flüchtlingskrise beiseite zu lassen und "Nowhere" einfach als Erinnerung an die Macht des Lebenswillens einer Mutter zu würdigen. Und wen das nicht auf Tiefste berührt, der sollte dringend mal seine Prioritäten klären.
7/10
Inhaltsangabe: Netflix
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