Los Angeles in einer nahen Zukunft: Der Polizist John Spartan (Sylvester Stallone) hält nicht viel von Vorschriften und zerlegt schon mal ein ganzes Fabrikgebäude, um Schurken wie den durchgeknallten Simon Phoenix (Wesley Snipes) dingfest zu machen. Diesmal ist er dem Soziopathen jedoch in die Falle getappt: Nachdem er Phoenix festgenommen hat, wird Spartan wegen fahrlässiger Tötung verurteilt und muss in den weiterentwickelten Strafvollzug. Dort erwarten ihn und Phoenix mehrere Jahre im Kälteschlaf, ehe sie eine Chance zur Bewährung bekommen. Im Jahr 2032 gelingt Phoenix die Flucht und wird mit einer Welt konfrontiert, die sich von Grund auf gewandelt hat. Kriminalität und Gewalttätigkeit gehören der Vergangenheit an, selbst Schimpfwörter wurden aus dem lupenreinen San Angeles verbannt. Für den Superschurken ist es das reinste Schlaraffenland. Bis ein alter Haudegen der Polizei sich an den Mann erinnert, der Phoenix seinerzeit zur Strecke gebracht hatte: den Demolition Man...
"Sie schicken einen Wahnsinnigen los um einen anderen zu fangen!" sinniert John Spartan (Stallone) vor sich hin und springt kurz danach aus einem Hubschrauber. Das ist der Auftakt zu dem möglicherweise verrücktesten, albernsten, bösesten und unterhaltsamsten Actionfilm des Jahres 1993. Wir schreiben das Jahr 1996 (eine aus heutiger Sicht lächerliche "nahe Zukunft"): Anarchie herrscht, Los Angeles steht in Flammen und Stallone ist der Polizist des LAPD und titelgebender "Demolition Man". So genannt, weil er "alles demoliert" und rücksichtlos die bösen Jungs hinter Schloss und Riegel bringt. Nun ja, nicht ganz. Denn in der damaligen Zukunft gab es "Kryo-Gefängnisse", die ihre Insassen lieber tief gefriert, anstatt sie auf Staatskosten jahrlang durchzufüttern. Genau dahin kommt der "Demolition Man", nachdem er zu 70 Jahren Sub-Zero-Rehabilitation verurteilt wird, als Strafe für sein rigoroses Vorgehen auf der Jagd nach Simon Phoenix (Wesley Snipes, bleichblond, höllisch verrückt, mit einer wirklich bösen Art), bei dem eine ganze Menge Geiseln starben. So sind nun beide im wahrsten Sinne des Wortes kalt gestellt und der "härteste Cop des 20. Jahrhunderts" und der "rücksichtloseste Verbrecher des 20. Jahrhunderts" (herrlich, diese Kinoplakate!) verbüßen ihre Strafe.
Und hier beginnt die Action erst richtig, als das Paar - eine wirklich explosive Leinwandkombination - in die schöne neue Welt von San Angeles im Jahr 2032 hineinexplodiert: blitzsauber, gesetzestreu, viel, viel zu schön, um wahr zu sein, in seinen Zustand gedrängt Utopie unter der scheinbar wohlwollenden Herrschaft des Gründers Dr. Raymond Cocteau (Nigel Hawthorne, ruhig größenwahnsinnig) und nur gelegentlich von einem Untergrundwiderstand beunruhigt, der sich nach guten altmodischen Vergnügungen des 20. Jahrhunderts wie Fluchen, Alkohol und Sex sehnt. Kein Wunder, dass das neue Zeitalter völlig unvorbereitet ist für Snipes (in der Kryo rehabilitiert als noch mörderischer Wahnsinniger mit der Stärke einer kleinen Armee) und Stallone (rehabilitiert als, äh, Näher, der einen dieser "Ugly-Sweater"-Pullover stricken kann, aber glücklicherweise nicht alle seine muskulösen Fähigkeiten verloren hat) die sich nun ihren Weg durch das Geschehen bahnen. "Simon Phoenix ist ein altmodischer Krimineller. Und wir brauchen einen altmodischn Cop!" - los gehts.
Die Story ist natürlich nur Aufhänger für das altbekannte Gut gegen Böse und es gibt eine hauchdünne, klitzekleine Nebenhandlung, in der Dr. Cocteau die Weltherrschaft übernehmen will und Snipes Charakter nutzt, um ihm zu helfen, den Anführer einer Widerstandsgruppe Edgar Friendly (Denis Leary) zu töten. Doch was wirklich Laune macht, ist die pure Freude an dieser Story, die sich auch auf die Leinwand überträgt. Snipes und Stallone hatten nämlich offensichtlich viel Spaß, und Sie können nicht anders, als einen Gag nach dem anderen zu bringen, während sie den Großraum San Fransisco/Los Angeles in Schutt und Asche zu legen. Dazu gesellt sich Lt. Lenina Huxley (Sandra Bullock), die sich nach "ein bisschen Action" sehnt. Die soll sie bekommen. Sie ist verrückt nach Erinnerungsstücken des 20. Jahrhunderts (einschließlich eines Posters für "Lethal Weapon 3"). Großartig sind auch ie In-Referenzen wie die "Schwarzenegger-Presidential-Library" ("Sag es mir nicht", stöhnt Stallone, "ich will es nicht wissen") und die Seitenhiebe, die damals voll im Trend waren und die Rivalität zwischen Stallone und Schwarzenegger doppelt unterstrichen. Snipes darf zudem "Scarface" zitieren und Sly stürzt sich in ein Liebesabenteuer der virtuellen Art. Die Techno-Gadgetry ist einfach brillant, und irgendwo ist sogar eine Art Botschaft drin ("Gewalt gegen Menschen kann nicht gut sein", tadelt Sly und fährt mit einem Kopfnicken fort, "...es gibt Ausnahmen, ...").
Für Regisseur Marco Brambilla war "Demolition Man" das Debüt, und was für eines! Er liefert Ultragewalt mit spektakulären Comic-Ergebnissen und dem Elan eines Profis und schafft es von Anfang an, die umwerfende Action zu einem Höhepunkt mit Spezialeffekten zu entwickeln, die so überwältigend sind, dass sie beinahe jede Kritik zum Schweigen bringt. Einer von Slys besten Filmen, kmit großartiger Action, erinnerungswürdigen One-Linern ("Soviel zum Thema Muscheln!") und ein Film, der auch nach vielen Jahren nichts von seinem Spaß eingebüßt hat.
8/10
Inhaltsangabe: Warner Bros.
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