Montag, 9. März 2020

Apocalypto (2006)

https://www.imdb.com/title/tt0472043/

Das Dorf von Pranke des Jaguars (Rudy Youngblood) wird überfallen. Noch gerade so schafft er es, seine hochschwangere Frau und den gemeinsamen Sohn in einem tiefen Erdloch zu verstecken, ehe er und die Mehrheit der Dorfbewohner gefangen genommen werden. Ohne fremde Hilfe können sich die beiden jedoch nicht befreien und Pranke des Jaguars, der mit den anderen Maya von den kriegerischen Holcane unter der Führung von Leitwolf (Raoul Trujillo) in eine Bergstadt gebracht wird, muss so schnell wie möglich entkommen. Bei einem Spiel, bei dem die Maya als Zielübung für die Holcane herhalten müssen, gelingt ihm schließlich die Flucht. Da er - um zu entkommen - den Sohn von Leitwolf getötet hat, verfolgt dieser ihn mit einer Gruppe von Kriegern um den grausamen Giftige Schlange (Rodolfo Palacios). Währenddessen wird die Zeit für die Familie von Pranke des Jaguars langsam knapp...

Offenbar unbeeindruckt von der Kontroverse, die er mit "Die Passion Christi" auslöste, verfolgt Mel Gibson in seiner folgenden Regiearbeit die gleiche Herangehensweise - drastisch und dramatisch. Zu den Maya haben allerdings nicht so viele Menschen eine persönliche Meinung wie zu Jesus, weshalb man Gibson diesmal mehr durchgehen lässt. "Apocalypto" ist eine inszenatorische Wucht sondergleichen, inhaltlich aber mit Vorsicht zu genießen.

Majestätische Naturaufnahmen, fantastisches Kostüm- und Makeup-Design sowie stimmungsvoll-exotische Musik kreieren eine ganz neue (alte) Welt mit hoher Sogwirkung. Der Digital-Look der Kamera sowie die vielen provisorischen Zeitlupen sind nicht gerade schön, doch dafür findet Gibson umwerfend schöne Motive. Monumentale Massenszenen bringen zum Staunen und erinnern an große Klassiker à la "Ben Hur". Temporeiche Action-Momente wissen zu packen. Gewalt stellt ein großes Thema dar, doch der Regisseur zeigt nur so viel, wie es der Intensivierung seiner Geschichte dienlich ist, ohne vollends dem Selbstzweck zu verfallen.

Dass das im Film gesprochene Mayathan laut Experten Mumpitz ist, bemerken die wenigsten; dass das Drehbuch historische Fakten verdreht, dürfte niemanden überraschen. "Apocalypto" ist offensichtlich kein Dokumentarfilm, und doch erweckt Gibson in seiner Ausführlichkeit den Anschein, sein Publikum über das Leben der Maya aufklären zu wollen. Dabei stellt er jedoch gefährliche Behauptungen auf, und letzten Endes verbrät er sein unverbrauchtes Setting für ein konventionelles Katz-und-Maus-Spiel, wie es im Kino ständig erzählt wird. Bei "Apocalypto" weiß man nie so genau, woran man ist. Ratsam ist sicherlich, die Handlung zumindest ein Stück weit zu abstrahieren und als allgemeine Zivilisationskritik zu lesen, ohne Fingerzeig auf eine konkrete Bevölkerungsgruppe. Dann ist das Filmeingangs eingeblendete Zitat hinreichend selbsterklärend. "Apocalypto" ist damit erzählerisch ein zweischneidiges Schwert, als Action-Drama-Unterhaltung aber zweifellos hocheffektiv. Hut ab für dieses Mammut-Experiment.

9/10

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