https://www.imdb.com/title/tt6628228/
Nikolai Gogol, ein erfolgloser Schriftsteller der sich seinen
Lebensunterhalt bei der St. Petersburger Polizei mit der Dokumentation
von Mordfällen verdient, wird seit seiner Kindheit von heftigen Anfällen
und Visionen geplagt, die nun immer häufiger an den Tatorten auftreten
und zur Aufklährung der Fälle beitragen. Als der berühmte Ermittler
Yakow Guro Zeuge dieser Visonen wird, nimmt er den jungen Gogol mit in
das kleine Dorf Dikanka, um mit seiner Hilfe die blutige Mordserie an
drei jungen Frauen aufzuklären. Im Zuge ihrer Ermittlungen stoßen die
beiden auf ein dunkles Geheimnis...
Alle Filme der "Chroniken der Finsternis" basieren lose auf der Geschichten-Sammlung "Abende auf dem Weiler bei Dikanka" des ukrainischstämmigen Dramatikers Nikolai Wassiljewitsch Gogol. Dabei ist der Clou der Filme, dass sie das Leben des russischen Autoren mit den von ihm veröffentlichten Werken verweben. Ihn sozusagen zum allgegenwärtigen Held seiner eigenen Geschichtensammlung machen und dabei verbürgte Schlüsselmomente aus Gogols Leben als Hintergrundinfos für den Filmcharakter Nikolai mit einweben. Im ersten Teil mit dem Titel "Der schwarze Reiter" gibt es beispielsweise eine humorige Episode um Gogols Verbindung zu dem Dichter Puschkin zu entdecken.
Aufmerksamen Fantasyfans wird zudem die starke Nähe zu "Sleepy Hollow" auffallen. Eine Weile wirkt "Der schwarze Reiter" auch wie ein russisches Remake. Was auch an der Zeichnung des Helden selbst liegt. Der wirkt schlicht und ergreifend wie ein russisches Johnny-Depp/Ichabod-Crane-Abziehbild. Recherchen zu Gogol lassen dann aber schnell erkennen, wie genial nah dran die Macher an der Optik des Vorbildes (klein, krumm gewachsen, dünn, schlechte Haut, lange spitze Nase) sind. Nicht nur wegen des starken Spiels von Alexander Petrov als Gogol findet "Der schwarze Reiter" bald seinen ganz eigenen Rhythmus. Ungefähr nach einer Stunde Laufzeit ist der Film auf dem Höhepunkt seiner Erzählung. Der Gothic-Einschlag hat sich beim Zuschauer festgesetzt. Das leicht Verschrobene der Story ist angekommen. Die Atmosphäre ist schön dicht und die Spannung auf Anschlag. Als der Film gefühlt urplötzlich von vorn beginnt. Regisseur Egor Baranov startet nämlich auf einmal mit dem Erzählen einer neuen Episode. Die wird zudem nur wenig mit der Story um den schwarzen Reiter verwoben. Ein echter Rausschmiss. Von dem sich "Der schwarze Reiter" bis zum Schluss nicht mehr so recht erholt. Einzig die Tatsache, dass in dieser Phase weitere, teils wunderbar störrische Mitstreiter um Gogol eingeführt werden, verhindert, dass der Zuschauer vollends aus der Geschichte aussteigt. Zumal der Showdown erstaunlich unspektakulär geraten ist. Zumindest weckt die Schlusssequenz diverse Erwartungen an die Fortsetzung. Von der würde man sich aber definitiv einen deutlich stärkeren Fantasy-Bezug und eine bessere Fokussierung auf die Grundstory wünschen.
Zumindest in technischer Hinsicht kann man, wie vom russischen Blockbusterkino gewohnt, kaum klagen. Die Ausstattung ist detailverliebt. Die kalten Bilderwelten passen zu der Ablehnung, die Gogol und Co. überall entgegenschlägt. Die düstere und nebelverhangene Optik sorgt für eine stimmige Atmosphäre. Visuell wird vor allem in Gogols zahlreichen Visionen ordentlich aufgedreht: Bullaugenoptik, schräge Perspektiven, eine rastlose Kamera. Hier gibt es einiges aufs Auge. Und auch die Special Effects sind durch die Bank gelungen. Sehr stark ist obendrein der Score zum Film. Der gibt dem Fantasy-Märchen immer wieder sanft groteske Züge mit und formuliert auch den Gothic-Touch der gesamten Produktion aus. "Der schwarze Reiter" ist dennoch kein richtig gelungener Start für die "Chroniken der Finsternis", denn so richtig heiß auf die Fortsetzungen macht der Film nicht. Während er wirklich stark einsteigt und den Zuschauer für sich einnimmt, schmeißt er ihn wenig später unsanft wieder aus seiner Welt raus. Der unvermittelte, schlicht nicht notwendige Erzähl-Bruch auf Höhe der Filmmitte schadet dem Auftakt der Trilogie enorm. Da können nicht einmal die tolle Düsteroptik, gute Schauspieler und diverse gegen die westlichen Sehgewohnheiten gebürstete Sequenzen etwas retten. Zumindest das gelungene Schlussbild schürt ein wenig die Spannung.
6,5/10
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