Freitag, 20. März 2020

Midway - Midway: Für die Freiheit (2019)

https://www.imdb.com/title/tt6924650/

Kurz nachdem die Luftwaffe der Kaiserlich Japanischen Marine am 7. Dezember 1941 bei einem Überraschungsangriff den amerikanischen Flottenstützpunkt Pearl Harbour auf Honululu erheblich geschwächt hat, spitzt sich die Lage zwischen den verfeindeten Lagern erneut zu: Mutige Männer, wie der draufgängerische Pilot Dick Best (Ed Skrein) sinnen nach wie vor auf Vergeltung und es kommt zu einem technologischen Wettrüsten zwischen der ohnehin schon geschwächten US-Navy und der Japanischen Marine. Ein halbes Jahr nach den verheerenden Ereignissen auf Pearl Harbour zeichnet sich bereits die nächste Katastrophe ab: Edwin Layton (Patrick Wilson) vom militärischen Geheimdienst ist der festen Überzeugung, dass die Japaner die US-Aufklärungsbasis auf den abgeschieden liegenden Midway-Inseln einnehmen wollen, um besser die Westküste der USA angreifen zu können. Admiral Chester W. Nimitz (Woody Harrelson) erhält als Befehlshaber der US-Flotte den Auftrag, den Japanern eine Falle zu stellen und so die scheinbar aussichtslose Schlacht zugunsten der USA zu drehen. Der Ausgang des Gefechts wird entscheiden, wie der Pazifikkrieg ausgehen wird...

Mit Roland Emmerich ist das immer so eine Sache. "Independence Day", "Universal Soldier" und "Der Patriot" sind hervorragende Filme, die bestes Entertainment bieten. Allerdings gab es auch Gurken wie "10,000 BC", "Godzilla" oder "Independence Day: Wiederkehr", die wirklich nicht funktioniert haben. Mit Midway ist ihm jedoch wieder ein ordentlicher Film gelungen, der zwar nichts besonderes darstellt, aber zumindest gutes Entertainment mit guten Darstellern bietet. Wer jedoch nichts mit Patriotismus oder Pathos anfangen kann, sollte den Film tunlichst meiden. Wie schon "Independence Day: Wiederkehr" wirkt "Midway" ungeordnet, emotionslos und verkrampft, in vielen Bereichen wie ein sehr blasser Abklatsch von "Pearl Harbor". Insgesamt fühlt man sich viel eher in einer gnadenlos überfüllten Werbeveranstaltung für die Möglichkeiten des CGI und man kann die Dreistigkeit kaum fassen, mit der einprägsame Szenen an verschiedenen Stellen gleich mehrfach recycled wurden.


Dabei bietet die Story über die Schlacht um Midway so viel mehr. Seit Japan im Dezember 1941 die westlichen Alliierten angegriffen hatte, führten seine Streitkräfte einen äußerst erfolgreichen Feldzug zur Eroberung der britischen und niederländischen Kolonien in Südostasien. Mit dem amerikanischen Luftangriff auf Tokio (Doolittle Raid) am 18. April 1942 änderten sich jedoch die japanischen Pläne. Bis zu diesem Zeitpunkt war die nach dem Überfall auf Pearl Harbor geschwächte US-Pazifikflotte als keine ernstzunehmende Bedrohung erschienen, und da es im Zentralpazifik keine Ziele gab, deren Eroberung sich lohnte, waren die Japaner seit den Eroberungen von Wake und Guam nicht weiter in dieses Gebiet vorgestoßen. Nach dem Angriff auf Tokio erklärte Admiral Yamamoto Isoroku die Vernichtung der verbliebenen US-Flotte - insbesondere ihrer Flugzeugträger - zur höchsten Priorität. Die Midwayinseln sind nach dem kleinen Kure-Atoll die westlichsten der Nordwestlichen Hawaii-Inseln und waren zu dieser Zeit der am weitesten im Westen liegende Vorposten der US-Amerikaner im Zentralpazifik. Der strategische Wert der Inseln selbst war gering; aufgrund ihrer geringen Größe eigneten sie sich nur als Aufklärungsstützpunkt, aber nicht als größere Basis. Am 4. Juni 1942 kam es zum Angriff. Kurz nach 05:30 Uhr meldete eine Aufklärungsmaschine die Sichtung der japanischen Trägerflotte 320 Kilometer (knapp 200 Meilen) nordwestlich von Midway...


Unter den Amerikanern ist auch der Pilot Dick Pest, der eigentlich lieber bei Frau und Kind wäre. Doch auch die Generäle müssen ihre größten Strategen auf den Plan haben, um bei dieser Schlacht bestehen zu können. Wer hier den übelsten Ami-Patriotismus erwartet, dürfte fast enttäuscht werden, denn es hält sich einigermaßen Grenzen, da auch die japanische Seite nüchtern gezeigt wird und es keine plumpe Schwarz-Weiß Malerei gibt. Klar, extrem viel Pathos und Hurra-Patriotismus sind dennoch vorhanden, aber solche Elemente sind eigentlich kein Kriterium für einen guten oder schlechten Film. "Midway" besteht zu 80% aus Schlachten und die Effekte wirken ein wenig veraltet. Dennoch sieht das Ganze spektakulär aus und Emmerich hat keine langatmigen Momente hinein gebaut und der Film lässt sich gut im einem Rutsch durch schauen. Ein zweites mal muss man ihn dennoch nicht sehen.


In den besseren Momenten fühlt man sich an die alten Kriegsschinken aus den Siebzigern erinnert, die ja durchaus unterhaltsam waren, wenn man nicht prinzipiell etwas gegen Kriegsfilme hat. Im Wechsel sehen wir, wie Flotten in Stellung gebracht werden, Männer in Uniform wichtige Dinge besprechen und kleinere Scharmützel stattfinden, bevor es schließlich in die finale Schlacht geht, alles inklusive der obligatorischen Orts- und Zeiteinblendungen.

Wie das für einen Roland Emmerich Film typisch ist, gibt es keinen klaren Hauptcharakter. Auf der Strecke bleiben damals wie heute die Figuren und damit auch die Emotionen, letztendlich muss der Angriff auf Pearl Harbour, den Emmerich schon sehr früh und unvermittelt stattfinden lässt, als emotionaler Auslöser den ganzen Film tragen, alles Weitere ist nur eine Abfolge von Ereignissen ohne echten dramaturgischen Bogen. Auch verzichtet Emmerich auf weitere Erzählstränge, eine Lovestory wie bei Michael Bays "Pearl Harbor" gibt es beispielsweise nicht. Der ein oder andere wird das begrüßen, es lässt den Film aber seltsam leer erscheinen, was spätestens bei den recht unvermittelt einsetzenden Abspanntafeln auffällt. Man fragt sich unweigerlich: Ach, das war es jetzt schon? Die meiste Screentime dürfte Ed Skrein haben, der eine grundsolide Leistung abliefert, ohne irgendwelche oscarwürdigen Akzente zu setzen. Er außerdem nicht das Charisma hat, einen solchen Film zu tragen, soll aber gefühlt der Hauptprotagonist sein. Vielleicht sind die Charaktere noch der schwächste Aspekt des Films, da man hier keine richtige Tiefe bekommt. Am stärksten stechen hier noch Woody Harrelson, Dennis Quaid und Jun Kunimura heraus. Als Zuschauer hat man jedoch zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, mit einem der Charaktere oder wenigstens den Geschehnissen mitzufiebern. Die Dialoge wirken teils sinnlos und gelangweilt heruntergesprochen, die Mimik der Darsteller läßt jedes Gefühlsleben vermissen.



Handlungsstränge und -orte wechseln derart oft, dass man wiederholt das Gefühl bekommt, gerade am Fernseher durch die Sender zu zappen. Auf jegliche Einleitung oder wenigstens einen kurzen Nachgang wird dabei gänzlich verzichtet. Rein und Raus, man bekommt eine Flut von Momentaufnahmen und ist schon wieder in einem neuen Thema, bevor man sich auf das Vorherige überhaupt einlassen konnte. Wichtige geschichtliche Entwicklungen werden nicht etwa gezeigt, sondern als Nebeninfo durch zwei Sätze abgehandelt. Zudem bleiben viele Handlungen unerklärt. Für Zeitzeugen vielleicht kein Problem, wer aber nicht dabei war wird sich unweigerlich Dinge fragen wie "was machen die da jetzt und warum?"

Da Emmerich aber offensichtlich auch gar nicht viel mehr im Sinn hatte als Popcorn-Kino, ist das Ergebnis schon ganz ok, auch wenn große Wow-Momente ausbleiben und man spätestens nach dem dritten Sturzflug in Richtung eines japanischen Flugzeugträgers leichte Déjà-vu-Erscheinungen hat oder glaubt, man spielt gerade zum dritten Mal den gleichen Level eines Videospiels. Die Effekte schwanken nämlich zwischen "gut" und "sehr künstlich", augenscheinlich fehlte an diversen Stellen das Budget für den Feinschliff. Auch bei mancher Szene in der Luft fühlt man sich fast in die Siebziger zurückversetzt, aber das erzeugt mit dem Rest zusammen trotz CGI-Overkill fast schon wieder für ein bisschen Retro-Flair. Positiv anrechnen muss man dem Werk auch, dass es trotz 138 Minuten Laufzeit keine Längen hat und dass sich der Patriotismus in Grenzen hält.

Heroisch, etwas platt, dafür aber sehr spektakulär. "Midway" hat nicht die besten Effekte und keine intensiv geschriebene Story, kann aber dank solider Schauspieler und den spektakulären Bildern sehr gut unterhalten. Man sollte keine Geschichtsstunde erwarten und sein politisches Gedankengut abschalten (was man generell bei Filmen tun sollte), dann könnte man bei Emmerichs neustem Werk durchaus gut unterhalten werden. Wie so oft gilt hier: Enjoy the Entertainment.               

7/10

Der Film war von UNIVERSUM FILM auch im limitierten Steelbook erhältlich:

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