https://www.imdb.com/title/tt7749142/
Der unterambitionierte Berliner Kleinkünstler Marc-Uwe (Dimitrj Schaad)
und das vorlaute Känguru (gesprochen von Marc-Uwe Kling) nehmen es mit
dem rechtspopulistischen Immobilienhai Dwigs (Henry Hübchen) auf, der
den malerischen Nachbarschaftskiez verschandeln will. Doch davor müssen
die beiden sich erst mal kennenlernen. Und das geschieht, als das
sprechende Beuteltier bei Marc-Uwe an der Tür klingelt und wenig später
ungefragt sein Mitbewohner wird. Fortan häufen sich die abstrusen
Erlebnisse des ungleichen Teams. Denn wo das antikapitalistische Känguru
ist, da ist auch das Chaos nicht weit. Das Tier unterwandert jede
gesellschaftliche Regel mit Links. Die eigene Faulheit zum Beispiel
stellt es wortgewandt als Akt der Rebellion gegen den Kapitalismus hin.
WG-Regeln sind in den Augen des Kängurus nur eine mildere Form der
Unterdrückung...
Nach vier Büchern und einer nicht ganz augenzwinkernden Ankündigung, dass da (11 Jahre nach den "Känguru-Chroniken") ein Film kommen könnte, sind "Die Känguru-Chroniken" doch im Kino gelandet. Marc-Uwe Kling schrieb selbst in einer Mitteilung dazu: "Es ist schön, mit X Filme eine von Künstlern für Künstler gegründete Produktionsfirma zu haben, die aus dem kommunistischen Känguru keinen gemäßigt sozialdemokratischen Koalabären machen wollen. Am Schönsten ist aber, dass mir das Känguru deshalb so gut wie versprochen hat, sich selbst spielen zu wollen. (Ich bitte von Rückfragen über die Anzahl der für diese Zusage versprochenen Schachteln Schnapspralinen abzusehen. Ich habe diesbezüglich eine Verschwiegenheitserklärung abgegeben.)". Und ja, es ist schön, dass das Känguru aus den Büchern sich selbst spricht. Doch wer das erste Buch kennt, der kennt auch die Problematik dahinter, wenn man aus diesem Episodenwerk einen Film machen will.
Natürlich war es richtig dem Film einen Handlungsstrang unterzulegen,
der die Geschichte führt und nach vorne treibt. Es wäre auch möglich gewesen, eine komplett neue Geschichte zu erfinden, und den ganzen anekdotischen,
bzw. episodischen Kram wegzulassen. Was dabei aber extrem nervt, ist die Tatsache, dass die Geschichte keinerlei Freiraum für das Känguru
und Mark-Uwe ließ. Der ganze Film war eine verfilmte Schnappatmung,
eine einzige Panikattacke. Dieses anarchische Nichts, dieses schwarze
philosophische Loch, das die "Känguru"-Buchreihe überhaupt ausmacht, das gab
es nie. Keine einzige Szene, wo die beiden einfach mal in Marc-Uwes Wohnung abhängen und...
ja, über nichts und dabei Blödsinn reden. Nie nahm man sich die Ruhe mal so richtig schön blöd
zu sein. Dazu eine Fußnote: Regisseur Dani Levy hat ja explizit ein Zitat aus dem Film "The Big Lebowski" eingebaut.
Vielleicht hätte er sich mal den Film auch ansehen sollen, denn genau hier
gibt es die Bowling-Szenen, die sich Zeit, Ruhe und Tiefe für die
Figuren nehmen.
Nur teilweise sind "Die Känguru-Chroniken" tatsächlich gut umgesetzt und liefern mit Dimitrij Schaad - von der
ersten Minute an charmant vertrottelt und liebenswert nerdig - eine
echte Entdeckung in der Besetzung als Marc-Uwe Kling. Der Versuch jedoch, die absurden Alltagsgeschichten mit einem Kampf gegen
rechts zu verbinden, sind jedoch weniger geglückt, da der Humor hier zu
sehr auf Klischees angewiesen ist und ein bisschen plump ist. Der andere große Fehler war, dass man die Figur des Marc-Uwe zum
überforderten Augenroller zusammengeschrumpft, und so dem Känguru den
Sparringspartner genommen hat. Das war kein Buddy-Movie mehr. Das war
Känguru mit langweiligem Side-kick. Kurz und gut: Dani Levy macht sich nicht gut als Regisseur. Wer mehr als einen seiner Filme kennt, weiß auch, dass Levy nie mehr als eine halbwegs solide Komödie abgeliefert hat. "Alles auf Zucker" war da noch eine seiner besten.
Und dabei haben seine Komödien allesamt dasselbe Problem: Es ist
alles hektisches Geblubber, gepaart mit schlechte Kamera- und Schauspielerführung, fühlbar schlechtes Timing - und vor allem: schlechte Bücher,
die Levy meistens selbst zu verantworten hat. Und deshalb wird man auch den
Gedanken nicht mehr los, dass Levy, der vielleicht für andere
Genres ein guter Regisseur ist, auch das Känguru-Buch "überarbeitet"
hat. Hauptsache laut,
Hauptsache hektisch, Hauptsache schmerzhaft plakativ, Hauptsache nicht
subtil und nicht an den Figuren interessiert. Es fehlt das anarchische, freche, tiefgründige, originelle und witzige,
was die Bücher so auszeichnet und besonders macht. Der Film war schlicht
enttäuschend. Und das Ende entsprechend öde. Razupaltuff.
4/10
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