https://www.imdb.com/title/tt0071455/
Die Mega-Metropole Los Angeles wird von mehreren kleinen Erdbeben erschüttert. Zu diesem Zeitpunkt ahnt noch keiner, dass dies lediglich die Vorboten zu einem Beben sind, das die ganze Stadt in Schutt und Asche legen kann. Inmitten des Desasters stecken u.a. Stewart Graff (Charlton Heston) und seine alkoholabhängige Frau Remy (Ava Gardner), die versucht ihre gescheiterte Ehe noch zu retten. Das Erdbeben bringt die beiden entzweiten Partner wieder zusammen. Eine wichtige Rolle dabei spielt auch der heldenhafte Polizist Lew Slade (George Kennedy), der vom Dienst suspendiert wurde, weil er sein Temperament nicht unter Kontrolle bringen kann, wenn er auf Ungerechtigkeit stößt. Der einzige, der die furchtbare Naturkatastrophe kommen sah, war der Seismologe Walter Russell (Kip Niven), dem jedoch niemand Gehör schenkte.
Es war der erste Film mit Sensurroundeffekten. Im November 1974 verließen reihenweise Zuschauer die Kinos, während vor ihnen der Film "Erdbeben" über die Leinwand flimmerte. Dies geschah jedoch keineswegs aus Langeweile oder gar aus Qualitätsgründen, vielmehr wurde dem verwirrten Publikum erstmalig das neuartige Tonsystem präsentiert. Bei solch einem Film ganz klar das Ereignis und für das Jahr der Entstehung im Kino eine glatte 10/10 - allein eben aufgrund der Technik. Spezielle Subwoofer und Verstärker ließen den Kinosaal durch den Schalldruck buchstäblich zum Beben bringen und erzeugten eine bis Dato selten erlebte Authentizität des vor ihnen abgespielten Streifens. Authentisch auch wegen der gigantischen Spezialeffekte, die selbst für heutige Verhältnisse noch als absolut gelungen einzustufen sind. "Erdbeben" zählt mit wenigen anderen Vertreten aus selbiger Zeit wohl zum Inbegriff des klassischen Katastrophenfilms.
Charlton Heston, George Kennedy und andere kämpfen gegen eine der unberechenbarsten Launen der Natur. Nach dem recht zähen Beginn mit einigen melodramatischen Einschüben entwickelt sich der Streifen mit der Zeit zum aufregenden Reißer, der spätestens beim eintretenden Desaster gegen Mitte wohl jeden bis dahin noch zwiegespaltenen Betrachter ansprechen sollte. Trotzdem ist dem Film deutlich anzumerken, dass auch er alles andere als zeitlos ist.
Der Film ist heute leicht angestaubt und erreicht keine ganz so hohe Bewertung wie vielleicht damals. Für das Produktionsjahr 1974 wird ein beachtliches Erdbeben-Szenario serviert, das sich mit gewissen Abstrichen auch heute noch sehen lassen kann. Die Handlungsstränge sind hingegen das übliche nett gemeinte Beiwerk, bei dem auch gerne einmal - etwas typisch für die 1970er - Beziehungskistenprobleme gewälzt werden, um so ganz nebenbei die soziale Komponente bedient zu haben. Mit zunehmender Laufzeit rücken dann schließlich die üblichen Einzelschicksale in den Vordergrund. Schauspielerisch hält sich dabei alles im überschaubaren Rahmen; da musste sich niemand großartig verbiegen, um die zuvor ausgehandelte Gage zu kassieren und ernsthafte Oscar-Ambitionen hegte ganz offensichtlich ohnehin niemand. Walter Matthau angelte sich übrigens die wohl begehrteste Rolle, indem er sich die ganze Zeit über einen Schnaps nach den nächsten genehmigte.
Dies soll aber keineswegs als Vorwurf interpretiert werden, vielmehr darf man nicht vergessen, was Mark Robsons Film alles für dieses Genre getan hat. Es wurde ein, vielleicht sogar der Grundstein für sämtliche Desasterfilme über derartige Naturkatastrophen gelegt. "Erdbeben" ist ohne Frage bis heute einer der bedeutendsten Streifen des Genres und ein Musterbeispiel für eine technisch absolute perfekte Ausstattung, daran können auch die Zeichen der Zeit nichts ändern.
7/10
Von CAPELIGHT PICTURES erschien der Film hierzulande in HD in einem tollen Mediabook, welches die Kinofassung und die TV-Fassung enthält:
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