https://www.imdb.com/title/tt5462326/
Mom und Dad sind normalerweise für Kinder die besten Menschen auf der ganzen Welt. Das ändert sich allerdings für eine Jugendliche und ihren kleinen Bruder, als eine weltweite Massenpanik unbekannten Ursprungs bewirkt, dass Eltern sich plötzlich gewaltsam einen Tag lang gegen ihre eigenen Kinder wenden. Und auch die Mutter Kendall (Selma Blair) und der Vater Brent (Nicolas Cage) des Geschwisterpaars Carly (Anne Winters) und Josh (Zackary Arthur) sind betroffen. Als jedoch unerwartet Brents Eltern vor der Tür stehen, wendet sich das Blatt - nun werden er und Kendall zu Gejagten...
Man stelle sich vor, man hat ein Kind oder auch zwei oder mehr.
Vielleicht befindet sich eins davon, oder noch schlimmer - zwei oder
mehr, gerade mitten in der Spitzenzeit der Pubertät. Passiert täglich
überall auf der Welt. Alle kneifen die Arschbacken zusammen und sagen
sich nur: Augen zu und durch. Irgendwann hat auch der schlimmste
Albtraum ein Ende. Also, alles ganz normal, wenn man so will, aber nicht
hier. In diesem speziellen Fall mutieren nicht die lieben Kleinen zu
blutrünstigen Monstern, sondern die Eltern. Man weiß nicht wieso, warum
oder weshalb dem so ist, aber das muss man ja auch nicht, dachte sich
wohl der ein oder andere Filmschaffende. Es ist nicht wichtig zu wissen,
wieso die Mutter mit dem Fleischhammer auf ihre Tochter und warum der
Vater mit der abgebrochenen Schnapsflasche auf den fürsorglichen Sohn
losgeht oder weshalb ein Elternpaar seine Kinder, die im Keller
festsitzen, ausräuchern möchte, um sie nach draußen zu treiben, wo sie
diese bereits mit der Allzwecksäge erwarten.
Kurz: Filme wie "Mom And Dad" sieht man sich nicht wegen des tieferen Sinns an, aber
ein paar minimalistisch gehaltene Informationen sind doch nicht zu viel
verlangt, oder? Warum drehen die Eltern durch? Was bringt sie dazu, sich gegen die eigenen Kinder zu richten? Und das der ganze Spuk in 24 Stunden vorbei sein soll, wird nirgendwo erwähnt, außerdem würde das
bedeuten, dass danach alles wieder gut ist, aber auch dies kommt zu
keiner Zeit im Film vor.
Kurz und schmerzlos wie der Film selbst mit seiner überschaubaren
Laufzeit von nicht einmal 90 Minuten. "Mom and Dad" ist die erste
alleinige Regie von Brian Taylor, der bislang immer nur im Doppelpack
mit Mark Neveldine als Duo Taylor/Neveldine arbeitete und sich für Filme
wie "Crank" und dessen Fortsetzung sowie "Gamer" verantwortlich zeigt. Und
auch "Mom And Dad" kommt mit den für Taylor bekannten visuellen und
akustischen Spielereien daher und wird dominiert von seiner für ihn
typischen Stakkato-Inszenierung, ist laut und grell, aber nicht so arg
überladen wie beispielsweise "Crank". Taylor fährt auch ohne Erklärung eine
knackige erste Hälfte auf und verliert erst mit der zweiten Hälfte etwas
an Schwung, Tempo und auch Spannung, wenn sich das Geschehen in das
Haus der Familie Ryan verlagert. Auch lässt es sich Taylor nicht nehmen,
die eine oder andere hübsch ätzend zynische Spitze zum immerzu
währenden Generationenkonflikt in seine Dialoge einzubauen. Nicolas Cage
darf sich wieder einmal dem schauspielerischen Irrsinn hingeben,
liefert seine gewohnt überdrehte Performance und ihm dabei zuzusehen
macht einfach Spaß. Auch Selma Blair macht ihre Sache gut, bloß die Kinder bewegen sich
allenfalls im darstellerischen Mittelfeld, aber um die Idee hinter "Mom And Dad" umzusetzen reicht das vollkommen. So ist der Film letztlich
ziemlich genau das, was man von Brian Taylor erwarten würde, wenn man
seine Arbeiten kennt: schnell, laut, hektisch, manchmal überladen und
voller visueller und akustischer Spielereien. Kein "Crank", aber doch ein
Film, den man durchaus schauen kann, wenn man denn diesen Stil der
Inszenierung mag.
6/10
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