Sonntag, 15. März 2020

The Theory Of Everything - Die Entdeckung der Unendlichkeit (2014)

https://www.imdb.com/title/tt2980516/

Während seines Studiums an der renommierten Cambridge University in den 1960er Jahren verliebt sich der brillante Naturwissenschaftler Stephen Hawking (Eddie Redmayne) bis über beide Ohren in die Sprachenstudentin Jane Wilde (Felicity Jones). Einen herben Rückschlag erhält der theoretische Physiker, der sich vor allem mit dem Phänomen der Zeit und dem Ursprung des Universums beschäftigt, im Alter von nur 21 Jahren, als bei ihm die degenerative Nervenkrankheit ALS diagnostiziert wird. Die Ärzte geben ihm nur noch etwa zwei Jahre zu leben. Doch schiere Willenskraft und nicht zuletzt die Liebe Janes, die ihn nach dem niederschmetternden Befund nicht etwa verlässt, sondern seine Frau wird, helfen ihm, den immer größeren körperlichen Einschränkungen zu trotzen und schließlich mit seinen bahnbrechenden Forschungen in die Geschichte einzugehen.

"Die Entdeckung der Unendlichkeit" wurde von den Kritikern seinerzeit recht euphorisch aufgenommen, auch wenn es sich bei dem Biopic über Professor Stephen Hawking um ein recht schmales Werk handelt, welches sich auch immer wieder kleinere wie größere Freiheiten erlaubt.Doch eines gleich vorweg: das Dargebotene funktioniert filmisch hervorragend, wobei man zugegebenermaßen schon einige prekäre Stellen nicht gerade unauffällig zu umschiffen versucht hat und sich auch ansonsten inszenatorisch vergleichsweise wenig traut, weshalb es insbesondere den beiden Hauptdarstellern zu verdanken ist, dass die auf dem Buch von Hawkings erster Ehefrau Jane basierende Geschichte dennoch funktioniert.

So lernt man Hawking bereits vor seiner weithin bekannten Krankheit und der damit einhergehenden Diagnose kennen und wähnt sich beim ersten Zusammentreffen mit seiner späteren Ehefrau zunächst in einem romantischen Liebesfilm, bevor gemäß der Holzhammermethode in aneinandergereihten Schlüsselszenen der Zerfall Stephen Hawkings einzusetzen beginnt, wobei es – dafür kann der Film aber nichts – immer noch erstaunlich ist, wie man ihm seinerzeit eine verbleibende Lebensdauer von etwa zwei Jahren attestieren zu können meinte und er bis heute nicht seiner Krankheit erlegen ist, stattdessen ein regelrechtes popkulturelles Phänomen zu sein scheint, vor allem aber im Geiste noch immer ungebrochen, was wohl auch die Kernaussage des Films trifft und diesen trotz seiner generischen Herangehensweise so einzigartig macht, denn aus dem Umstand, was dieser vom Schicksal regelrecht gebeutelte Mann aus seinem Leben zu machen vermochte und noch immer tut, kann man im Grunde nichts anderes als Hoffnung und Zuversicht schöpfen.

Zweiter Aspekt, mit dem "Die Entdeckung der Unendlichkeit" ohne Frage steht und fällt, ist aber natürlich die Darstellung Stephen Hawkings in seinen unterschiedlichen Lebensphasen, die hier zuweilen wie im Zeitraffer durchlaufen werden und da kann man gar nicht anders, als Eddie Redmayne uneingeschränktes Lob auszusprechen, denn er macht sich die Figur, die Person regelrecht zu eigen und überzeugt in jeder Sekunde und vermag auf glaubhafte Art und Weise die unterschiedlichen Stadien des körperlichen Zerfalls und gleichsam auch den langsamen Verlust der Sprachfähigkeit zu dokumentieren, ohne dabei indes die Integrität des Mannes selbst infrage zu stellen oder nur noch als jammervolles Objekt von Mitleid und Bedauern aufzutreten, denn selbst in den schlimmsten Momenten gelingt es ihm, den unbändigen Lebenswillen, den wachen Geist und den feinen Humor Hawkings erfahrbar zu machen, was vielleicht die noch größere Leistung darstellt, als lediglich die zunehmenden körperlichen Gebrechen adäquat darzustellen. Redmayne zur Seite steht Felicity Jones als Jane Hawking und auch wenn ihre Rolle sicherlich mitnichten so Oscar-würdig sein mag, weiß sie sich doch zu behaupten und schafft eine vielschichtige Interpretation der augenscheinlich so zierlichen Person, der eine mentale Stärke innewohnt, die ihresgleichen sucht.

So begleitet man Stephen und Jane auf dem vorgezeichneten Weg und staunt über die vielen ergreifenden Szenen, derweil es "Die Entdeckung der Unendlichkeit" aber nicht immer gelingt, alle Längen zu umschiffen. Schade ist es im Übrigen auch, aber nicht unbedingt dem Film selbst vorzuwerfen, dass man von Hawkings Forschungen im Grunde recht wenig zu Gesicht bekommt, denn abgesehen von ein paar zaghaften Exkursen und Andeutungen in diese Richtung, spart man diesen Part in weiten Teilen aus und konzentriert sich lieber auf den zwischenmenschlichen Aspekt in Bezug auf Jane und Stephen. Spürbar interessanter wird die Geschichte derweil noch einmal, wenn Charlie Cox Teil des Ensembles wird und gleichsam Nebenbuhler für Stephen, denn der von Cox verkörperte Jonathan Hellyer Jones weckt alsbald das Interesse der zunehmend von den Strapazen geplagten Jane, wobei hier auch im Umkehrschluss auch einer der ärgerlichsten Aspekte des Films zu finden ist, denn bei der Frage, ob und inwieweit die beiden eine Affäre hatten oder nicht, bleibt der von James Marsh inszenierte Film ungemein diffus und will sich partout kein Urteil, beziehungsweise keine Meinung erlauben und auch wenn ich verstehe, dass man sich in Anbetracht real existierender Figuren in diesem Punkt zurückhalten wollte, hätte man das Thema sicherlich auch anders handhaben können als geschehen. Nichtsdestotrotz vermag diese Biografie einem durchaus die Person Stephen Hawkings näherzubringen und dessen Leben zu skizzieren, doch ist es im Grunde reines Darsteller-Kino, das man hier geboten bekommt, denn ohne die großartigen Leistungen Redmaynes und Jones‘ wäre dieser Film mit seiner ansonsten sehr konservativen Inszenierung vermutlich nur halb so gut.

James Marsh inszeniert in "Die Entdeckung der Unendlichkeit" die Lebensgeschichte von Stephen Hawking und fokussiert vorrangig auf dessen erste Ehe mit Jane, auf deren Buch wiederum das Skript des Films fußt, doch mehr noch als die ohnehin schon ereignisreiche wie gleichermaßen dramatische Biografie sind es die außergewöhnlichen darstellerischen Leistungen seitens Eddie Redmayne wie auch Felicity Jones, die für den Film einzunehmen wissen, der ansonsten weithin nach bekannten und wenig überraschenden Mustern inszeniert ist.

9/10

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