Freitag, 22. September 2017

Cinderella (2015)

http://www.imdb.com/title/tt1661199/

Die junge, in guten Verhältnissen aufgewachsene Ella (als Mädchen: Eloise Webb, später: Lily James) verliert früh ihre Mutter (Hayley Atwell). Trotz dieser Tragödie führt sie ein zufriedenes Leben mit ihrem liebevollen Vater (Ben Chaplin), einem Großkaufmann. Als der sich mit Lady Tremaine (Cate Blanchett) eine neue Frau nimmt, heißt Ella sie mitsamt ihren Töchtern in der Familie willkommen. Doch als der Vater ebenfalls stirbt, zeigt die Stiefmutter ihr wahres Gesicht. Fortan lebt Ella als Dienstmädchen im eigenen Haus und wird "Cinderella" genannt. Abwechslung verspricht eine königliche Balleinladung, die an alle unverheirateten Damen gerichtet ist, denn der Prinz sucht eine Braut. Ella möchte am Fest teilnehmen, ihre Stiefmutter verbietet es jedoch. Das künftige Glück der jungen Frau hängt maßgeblich davon ab, ob es ihr gelingt, den Fängen Lady Tremaines zu entfliehen und doch zu dem Fest zu gelangen...

Es ist hier wie mit fast allen Kenneth Branagh-Verfilmungen. Der Regisseur und Schauspieler greift einmal mehr sehr tief in die Kitsch-Kiste, nichts Unerwartetes passiert (in diesem Fall: warum auch?), der Massengeschmack wird tangiert, bloß keine allzu komplexen Ausreißer, zahllose schablonenhafte Charaktere. Man riecht den Braten als filmkritischer Zuschauer natürlich auch... und trotzdem findet man den Streifen dann doch gar nicht mal so schlecht. Vor allem, wenn man mit dem Disney-Zeichentrick "Cinderella" aufgewachsen ist. Denn hier sind auch die Schauspieler mit wenigen Ausnahmen denkbar schlecht gewählt und Abziehbilder von dem, was man als Kenner des 1950er Zeichentricks erwarten würde. Leider muss man auch gerade das über die gute Fee (Helena Bonham Carter) sagen. Obwohl Carter eine Meisterin ihres Fachs ist, hier versagt ihre Darstellung auf allen Ebenen, vermutlich auch, weil ihre Erscheinung nicht so recht in das Bild der guten Fee passen will.


Die Geschichte wird zwar besonders anfänglich etwas ausgedehnt und Brannagh bemüht sich, die Eltern von Ella (später: Cinderella) ausgiebig vorzustellen und dem jungen Mädchen eine Motivation und Wesensbeschreibung mitzugeben, jedoch wirkt dies etwas ungelenk und aufgesetzt, vermutlich, um den Film etwas mehr Tiefe zu verleihen. Kann man wohlwollend abnicken. Aber in erster Linie gibt es hier quietschbunte Optik, die noch nahe am Trickfilm ist: alles ist schön bunt und das Kostüm-Design herausragend, Tiere, Umgebung - das passt. Gemessen an dem 1950-Zeichentrick ist dieser Film natürlich sehr viel schlechter, sowohl in der Charakterisierung, als auch in der Stringenz. Es fehlt auch ein gewisser Zauber, den CGI nun mal nicht bringen kann. Über die Story braucht man derweil kaum etwas schreiben. Entgegen einiger weltweiter Kritiken ist dieser Film aber auch keine 1:1-Umsetzung des Zeichentricks, ganz im Gegenteil - bis auf die Namen der Charaktere und den gröbsten Eckpfeilern (Disney, Putzen, Mäuse, Stiefmutter, Ball, Prinz, Schuh) haben die Filme rein gar nichts miteinander zu tun. Viel mehr füllt der Film eher einige Lücken des alten Streifens: Mutterverlust, die Beziehung zum Vater, die Ankunft der Familie Tremaine, Ballgäste, die auch was zu sagen haben, Cinderellas Wandel von der Tochter des Hauses zur Putzfrau der Familie und ihre Motivation, dort zu bleiben - hier gefällt der Film durchaus. Und unterm Strich bekommt man dann doch noch einen guten Familienfilm, besonders die Kleinsten als nicht ganz so kritisches Publikum werden wohl ihre Freude daran haben. Alle anderen sind mit dem Zeichtrick wesentlich besser beraten.

6,5/10

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen