Dienstag, 26. September 2017

La Noche Del Virgen - The Night Of The Virgin (2016)

http://www.imdb.com/title/tt4982166/

Es ist die Nacht zu Silvester und der naive 20-jährige Nico (Javier Bódalo) ist fest entschlossen seine Jungfräulichkeit zu verlieren. Auf einer Party lernt er die ältere Madea (Miriam Martín) kennen, eine attraktive, kluge und nette Frau. Er sieht in ihr die Richtige und beschließt mit ihr nach Hause zu gehen. Nur hat Nico in Wirklichkeit keine Ahnung, worauf er sich einlässt. Spätestens als ihm Madea sagt, er solle auf keinen Fall eine der Kakerlaken töten, die in ihrer Wohnung rumkrabbeln, hätte er eigentlich Reißaus nehmen müssen...

Der spanische Streifen "The Night Of The Virgin" ist wahrlich kein Film für zarte Gemüter und das noch nicht einmal, weil hier besonders viel geschlachtet oder geschreddert werden würde. Das ganze Gegenteil ist der Fall. Dennoch fließen in dem Film alle denkbaren Körpersäfte literweise durch die Wohnung der Dame mittleren Alters, dass man irgendwann nicht mehr sagen kann, ob das jetzt Kunst oder Comedy ist, oder ob das ganz weg kann. Nun, ganz weg kann es nicht, denn "The Night Of The Virgin" ist auf seine Art irgendwie eine kleine Genre-Perle, wenn auch nicht unbedingt ein Meisterwerk oder uneingeschränkt für jedermann empfehlenswert. Er bedient sich an einem ganzen Haufen Themen und Szenerien aus anderen Filmen und macht doch etwas Neues daraus, das man so vermutlich noch nicht gesehen hat.

"The Night Of The Virgin" ist grundsätzlich (Body-)Horror mit viel Ekel, wobei vor allem letztes bei vielen Zuschauern wohl den Rahmen sprengen dürfte. Da sind großzügige Ejakulationen auf eklige Fotos wohl noch das harmloseste. Aber man merkt anhand solcher Bilder auch recht deutlich, dass der Streifen den Rahmen sprengen will. Er überschreitet bewusst Grenzen und bringt damit den Zuschauer mit einzelnen Szenarien in Schockstarre und interessanterweise mit anderen Szenen auch zum lachen. Ob das nun jedermanns Ding ist, sei mit einem starken Strinrunzeln dahingestellt.

"The Night Of The Virgin" ist im Stile einer 80er-Jahre Sex-Komödie angelegt (obwohl er deutlich nicht zu dieser Zeit spielt) und so ist es kaum verwunderlich, dass (nach einer kurzen, grellen Erläuterung via TV-Moderation zum Jahreswechsel) anfangs ein schmieriger Techno-Club für das Intro sorgt. Der Protagonist, ein eindeutiger Loser mit nicht gerade dem ansprechendstem Aussehen, ist geradezu krampfhaft auf der Suche nach einem Stich für die Nacht. Und er ist herrlich erfolglos, teilweise zum fremdschämen traurig. Letztlich findet er dann doch noch das Glück in einer etwas älteren Dame und ist sichtlich fröhlich. Noch. Denn das Blatt wendet sich schneller als ihm lieb ist. Mit den 3 Hauptfiguren dieses ab nun stattfindenden Kammerspiels hat Regisseur Roberto San Sebastián einen guten Griff getan. Alle bringen ihre Rollen glaubhaft und teilweise schön überzogen zur Geltung, allen voran natürlich der bei den Frauen so glücklose Nico (Javier Bódalo). Ihm nimmt man die Panik, die schleichend langsam in ihm aufkeimt, voll und ganz ab und kann sogar nachvollziehen, wieso er nicht endlich aus dieser verdammten, Kakerlakenverseuchten Bruchbude, in der man permanent das basslastige, dumpfe Hämmern das darunterliegenden Clubs hört (was perfekt zur Atmosphäre passt), verschwindet, denn da steht ja noch ein Fick ins Haus. Der nächste 'Höhepunkt' ist sicher schon das Menstruationsblut im Bad und als dann noch der Ex-Freund, gespielt von Víctor Amilibia, auftaucht, eskaliert die Situation völlig. Aber in eine ganz andere Richtung als man nun erwarten würde, denn was ab nun folgt, ist reichlich strange, ekelerregend, blutig und so überbordernd, dass man sich nicht mehr fürchtet, sondern nur noch angeekelt lacht.

"The Night Of The Virgin" ist definitiv ein Film, den man nicht so leicht vergisst, dafür wurde ausreichend gesorgt. Ob man ihn ein zweites Mal sehen will, sei jedem selbst überlassen. Es ist ein Streifen, der einen Blick mehr als verdient hat, obwohl gerade gegen Ende deutlich sichtbar mit CGI hantiert wurde und das nicht gerade gut. Aber einen Blick mit einer eindeutig vorausgegangenen Warnung ist er wert. "The Night Of The Virgin" ist ein wirklich ekelhaftes, offensives und oft komisches Stück Film und das aber im besten Sinne.

7/10

Danke an das Label Pierrot Le Fou, welche mir den Film zum Review zur Verfügung gestellt haben. Der Film erscheint am 17.11.2017 als DVD, BD und im limitierten Mediabook.

"Pierrot Le Fou UNCUT #10", so lautet der Editionsname des limitierten Mediabooks, welches den Film in der ungeschnittenen Fassung enthält:  


Quellen
Inhaltsangabe: Pierrot Le Fou

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