http://www.imdb.com/title/tt1396484/
Die Kinder Bill Denbrough (Jaeden Lieberher), Richie Tozier (Finn
Wolfhard), Eddie Kaspbrak (Jack Dylan Grazer), Beverly Marsh (Sophia
Lillis), Ben Hanscom (Jeremy Ray Taylor), Stanley Uris (Wyatt Oleff) und
Mike Hanlon (Chosen Jacobs) leben in einer Stadt namens Derry im
US-Bundesstaat Maine, in der immer wieder Menschen verschwinden – sowohl
Erwachsene, als auch vor allem Minderjährige. Im Laufe eines Sommers
erfahren die Kinder schließlich von einer monströsen Kreatur, die Jagd
auf Menschen macht und sich in die schlimmsten Alpträume ihrer Opfer
verwandeln kann. Meistens tritt das Biest jedoch in Form des
sadistischen Clowns Pennywise (Bill Skarsgård) auf. Die sieben Kinder
wachsen nach und nach zu einer eingeschworenen Gemeinschaft zusammen,
dem "Club der Verlierer"/"Loser Club", und schwören, die Kreatur zu vernichten, die Bills
Bruder Georgie (Jackson Robert Scott) auf dem Gewissen hat...
Nach der großzügig verschenkten Chance, mit "Der dunkle Turm" eine weitere gelungene King-Verfilmung zu adaptieren, ist das Remake des 1990er TV-Zweiteilers "Es" endlich ein Lichtblick und die große Hoffnung, dass es da draußen doch noch Regisseure gibt, die es schaffen, einem Roman (auch erneut) Leben einzuhauchen. Schon "Es" von 1990 war ein großartiger Film, wenngleich es dort aufgrund Budget und einem relativ schlaffen zweiten Teil Minuspunkte gab. Doch das war irgendwie auch "Meckern auf hohem Niveau", denn "Es" hatte einfach die richtige Atmosphäre, perfekte Darsteller und - das sollte man nicht unter den Tisch kehren - einen großartigen Tim Curry als Pennywise, den tanzenden Clown.
Nun übernahm, nach einigem Hin und Her, einem Wechsel des Regisseurs und mehreren Anläufen, Andy Muschietti das Projekt der Neuverfilmung und liefert mit dem 2017er "Es" einen lupenreinen Grusel-/Horrorfilm ab, der das Zeug zum Gernevertreter des Jahres hat. Muschietti macht aber auch nahezu alles richtig: er vergreift sich nicht an dem alten Film, sondern hommagiert diesen sogar, kehrt Currys Darstellung des Pennywise nicht unter den Tisch, sondern würdigt diesen sogar in einer Szene und suchte sich Jung-Darsteller, die einerseits Fans des TV-Zweiteilers mehr als zufrieden stellen, als auch neues Publikum ansprechen dürften. Der "Club der Verlierer"/"Loser Club" ist hier wie da einfach perfekt besetzt, aber hier sticht am meisten Sophia Lillis als Beverly Marsh hervor, da sie die tragischste
Hintergrundgeschichte hat. Von ihrem eigenen Vater sexuell missbraucht ist sie trotzdem ein starkes und selbstbewusstes Mädchen geblieben,
das sich nicht aufgibt. Bei ihr kann man nur hoffen, dass sie in Zukunft noch mehr solch ausdruckstarke Rollen spielen wird, denn sie ist trotz ihres jungen Alters nicht nur verdammt
talentiert, sondern hat auch eine wahnsinnig tolle Ausstrahlung. Ebenfalls positiv auffallen kann Finn Wolfhard als Richie Tozier, der hier
einen ganz anderen Charakter spielt als in "Stranger Things" und das ist - angesichts des Alters - bewundernswert wie vielseitig er ist. Sein Charakter sorgt für die meisten Lacher, die aber auch Kings derber Schreibweise zuzuordnen sind und welche hier sehr gut übernommen wurde. Jaeden Lieberher kann als Bill Denbrough ebenfalls mehr als überzeugen und
man kann seinen Schmerz über den Verlust seines kleines Bruder Georgie
(ebenfalls berührend gut: Jackson Robert Scott) sehr gut nachempfinden. Leider bleiben die Figuren Stan Uris (Wyatt Oleff) und Mike Hanlon (Chosen Jacobs) etwas blass. Ben Hanscom (Jeremy Ray Taylor) hingegen erfährt eine Charkteränderung, denn in diesem "Es" ist er es, der mehr über die Geschichte von Derry in Erfahrung bringen will und auch das Interesse dafür zeigt (in der 1990er TV-Verfilmung war es Mike Hanlon). Vermutlich wollte man so seinem Charakter etwas mehr Tiefe und Liebenswürdigkeit verleihen. Auch die Rowdys Henry Bowers (Nicholas Hamilton) und seine Handlanger sind perfekt nach 2017 transportiert und obwohl man über sie auch hier wenig bis nichts über ihre Motivation erfährt, sind sie wohl einfach nur böse und gemein. Hauptproblem ist wohl, dass die Clique rund um Henry Bowers auch relativ wenig Screentime bekommen hat.
Aber der Hauptcharakter ist zweifelsohne Bill Skarsgård als Pennywise. Seine Darstellung des tanzenden Clowns ist grandios. Fies, absolut bösartig, total abgedreht und irre und man kommt nicht umhin, seine Darstellung des tanzenden Clowns Pennywise einfach nur zu honorieren. Auch wenn oft mit CGI gearbeitet wurde, hat er doch einige Szenen, die einem das Mark in den Knochen gefrieren lässt. Besonders eine Szene hat es in sich, in der man ihn gar nicht erwartet und einen sein krachender Auftritt kalt erwischt. Gerade noch ist der Zuschauer am Boden und fühlt mit dem Charakter, der so schlimmes erleben musste, mit, da bricht er in die Szenerie und reisst diese an sich. Hut ab, so sehr erschrocken habe ich mich schon lange nicht mehr. Aber auch einige andere Szenen jagen einem wohlige Schauer über den Rücken, auch wenn sich diese dem erfahrenen Grusel-/Horrorfilmgucker und aufmerksamen Beobachter ankündigen. Selbst die
Jump-Scares werden in dieser Beziehung passend eingesetzt und wirken überhaupt nicht
aufdringlich oder deplatziert. Auch ist "Es" im Vergleich deutlich brutaler und blutiger geworden, manchmal sogar so sehr, dass eine Szene den einen oder anderen sicher an das Remake von "Evil Dead" erinnert. Furchtbar ist auch die Tötung von Georgie, die den Zuschauer ganz kalt erwischt. Vor allem diejenigen, die noch den TV-Film im Hinterkopf hatten und seinen Tod vielleicht auch so erwartet hätten.
Positiv hervorzuheben ist damit einhergehend auch der Filmscore, der eingänglich ist und im
Kopf bleibt, vermutlich auch deswegen, weil er sich Composer Benjamn
Wallfisch an Themen von Richard Bellis bedient und diese geschickt
transportiert. So bleiben vor allem "Every 27 Years" und "Beverly" beim
Zuschauer hängen. Abschließend kann man nur betonen, dass die durch den Trailer so hoch angesetzten Erwartungen voll und ganz erfüllt werden. "Es" ist eine mehr als gelungene Neuinterpretation des Buchs von Stephen King und sogar einen Ticken besser als die 1990er TV-Verfilmung. Der "Loser Club" ist ganz klar die
größte Stärke des ganzen Films, es gibt so viel Tiefe, Emotionen, Drama
und Humor, gespickt mit Horrorelementen. Die perfekte Mischung. Das kann
man kaum von einem anderen Horrorfilm sagen. Hier muss man sich mancher sicher sogar die eine
oder andere Träne verdrücken. Bleibt nun noch das Warten auf Kapitel Zwei.
8,5/10
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