http://www.imdb.com/title/tt1458175/
Als Lara Brennan (Elizabeth Banks) verhaftet und des Mordes angeklagt
wird, fällt ihr Ehemann John (Russell Crowe) aus allen Wolken. Der bis
dato eher gemütliche Akademiker glaubt fest an die Unschuld seiner Frau
und gibt fortan alles, um das Gericht von ihrer Unschuld zu überzeugen.
Doch all seine Mühen sind umsonst – Lara wird verurteilt, den folgenden
Suizid-Versuch überlebt sie nur Haaresbreite. John bleiben exakt 72
Stunden, ehe sie in einen Hochsicherheitsknast verlegt wird. Und so
wendet er sich hilfesuchend an Ex-Häftling Damon Pennington (Liam
Neeson), um einen irrwitzigen Plan auszufeilen: John will erst ins
Gefängnis einbrechen, um dann mit Lara zu fliehen...
Regisseur Paul Haggis schuf 2010 den Thriller "72 Stunden: The Next Three Days" und geht hinsichtlich seiner Inszenierung einen deutlich geradlinigen Weg, denn der Plot um einen Ehemann, der verzweifelt versucht, seine unschuldig hinter Gittern sitzende Frau zu befreien, lässt zu kaum einem Zeitpunkt auch nur den leisesten Zweifel daran aufkommen, dass sie die Tat nicht begangen hat. Nun macht eine stringentere Ausgestaltung aber nicht automatisch den besseren Film, denn ändert es nichts an der Tatsache, dass der Plot zuweilen reichlich zusammengeschustert wirkt und mehr als nur ein paar Fragen offen lässt, angefangen damit, dass mir die Verhaftung und Verurteilung deutlich zu hastig abgehandelt worden sind, auch wenn dadurch natürlich deutlich mehr Zeit bleibt, den eigentlichen Plot um den verzweifelten Ehemann zu entfalten.
Der überzeugt allerdings auch nicht in jeder Hinsicht, obwohl Protagonist Russell Crowe sich als John Brennan redlich abmüht und eine überzeugende Vorstellung gibt, gerade was seine anfänglich extrem unbeholfenen Versuche angeht, sich in die kriminelle Halbwelt zu begeben, um dort beispielsweise gefälschte Pässe für die Zeit nach dem Ausbruch zu erwerben. Leider versäumt es Haggis hier aber, ein gesundes Gleichgewicht zwischen Ausbruchsplanung und restlichem Leben zu finden, denn abgesehen von ein paar wenigen Einstellungen, die Brennan bei der Arbeit zeigen, hat man das Gefühl er würde alle Zeit der Welt mit der Planung des Gefängnisausbruchs verbringen, derweil sein kleiner Sohn anscheinend zum Selbstversorger mutiert und er auch ansonsten nichts tut, außer vor sich hinzubrüten. Die Ausbruchsplanung selbst ist dabei durchaus gelungen und entpuppt sich als interessante Variation typischer Heist-Motive, wo das Drehbuch immer wieder die Chance nutzt, sich Brennans kriminelle Unbedarftheit zunutze zu machen, derweil sich im Verlauf der Handlung von "The Next Three Days" eine spürbare Wandlung vollzieht.
Crowe gegenüber steht hier Elizabeth Banks als dessen Ehefrau Lara, ist in ihren Möglichkeiten aber weit eingeschränkter, denn abgesehen von der Eingangssequenz verbringt sie eben die meiste Zeit des Films im Gefängnis und kann dort kaum mehr machen, als wechselweise traurig, hoffnungsfroh, verzweifelt oder gleichgültig zu sein, doch überzeugt auch sie im Rahmen ihrer Möglichkeiten, gerade wenn ich berücksichtige, dass ich sie früher einmal aus mir unbekannten Gründen überhaupt nicht leiden konnte. Alle weiteren Figuren allerdings verkommen doch in weiten Teilen zur Staffage und während Olivia Wilde kaum mehr zu tun hat, als eine alleinerziehende Mutter zu spielen, die man anfänglich kurz und gegen Ende noch einmal in zwei bis drei Szenen zu sehen bekommt, ist Liam Neesons Rolle kaum mehr als ein Cameo, tritt sein Damon Pennington – sozusagen der Gefängnisausbruchs-Guru – schließlich in genau einer Szene in Erscheinung, um Brannan das grundlegende Handwerkszeug und ein paar Tipps zum geplanten Coup an die Hand zu geben, wofür man – so gerne man Liam Neeson auch zu Gesicht bekommt – wirklich jeden beliebigen Schauspieler hätte heranziehen können.
So ist und bleibt "The Next Three Days" also in weiten Teilen eine One-Man-Show und funktioniert als selbige auch durchaus, nur sind es eben die vielen Details und Auslassungen, die ein wenig an der Qualität des Films kratzen, während Crowes Interpretation des von verbissener Getriebenheit motivierten Ehemanns über jeden Zweifel erhaben ist. Gegen Ende gar dreht der Film noch einmal gehörig auf und hat dies auch bitter nötig, ist bis zum finalen Akt schließlich das Geschehen überwiegend recht behäbig inszeniert und neigt beispielsweise in Anbetracht der sich wiederholenden Gefängnisbesuche durchaus zur Redundanz, denn dass Brennan alles daran setzt, seine Frau zu befreien, ist ebenso klar, wie dass Lara daran zu knabbern hat, ihren Sohn nicht öfter zu sehen, weshalb die Besuche im Grunde ohne zielführenden Konsens bleiben und beinahe ein wenig überflüssig wirken. Nichtsdestotrotz in der Summe ein guter Genre-Vertreter, der damit durchaus eine Empfehlung verdient hat. Jedoch hätte man aus dem Stoff durchaus mehr machen können, zumal der Film gar nicht einmal so wendungsreich und überraschend gerät, wie man das dem Zuschauer gerne verkaufen möchte, derweil die falschen Fährten allzu plump ausfallen und auch nicht jede Auflösung so glücklich gerät, wie sich das der Regisseur vielleicht vorgestellt hat. Nicht unerwähnt bleiben sollte in diesem Zusammenhang auch, dass es sich bei dem Film um eine Remake des nur zwei Jahre älteren französischen Thrillers Pour Elle (hierzulande als "Ohne Schuld" vertrieben) handelt und insbesondere dann hätte man erwarten können, dass so manche inszenatorische Schwäche ausgebügelt würde, was leider nicht geschehen ist.
7,5/10
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