Rose (Irene Miracle) ist eine alleinstehende Poetin und lebt in New York City. Ein antikes Buch führt sie in den Keller ihres Wohnhauses, hin zur Heimstätte einer mächtigen Hexe, der Mater Tenebrarum. Sie ist eine der "drei Mütter" - die anderen hausen in Freiburg und Rom: Aus ihren Verstecken heraus regieren sie die "Welt mit Tränen, Seufzern und Finsternis". Rose ist entsetzt und verständigt ihren Bruder Mark (Leigh McCloskey). Doch als dieser nach langer Reise ankommt, ist Rose verschwunden. Und in der Stadt, die niemals schläft, ist etwas erwacht. Eine unheimliche, bösartige Kreatur. Die Mutter der Finsternis.
Dario Argento ist mit Sicherheit einer der polarisierendsten Regisseure des Horrorkinos. Während die einen Leute seine hervorragende Kameraarbeit, den flippigen und für Genreverhältnisse sehr aggressiven Musikeinsatz der Band "Goblin" sowie das ausgeprägte Spiel mit Farben bewundern, schütteln andere eigentlich nur den Kopf angesichts seiner völlig hanebüchenen, dramaturgisch schwachen und mit teilweise furchtbaren Dialogen versehenen Drehbücher. Zumindest bei den Werken "Suspiria", "Profondo Rosso" und "Phenomena" zog sich dieser Trend durch. Insofern rufen die Filme von Argento stets sehr gemischte Gefühle hervor: kreativ und faszinierend sind die Szenen, wenn dieser Italiener sich visuell austobt oder einmal mehr sein Können für hinterhältige Mordszenen unter Beweis stellt, doch nur gerade so erträglich wird es, sobald er versucht, tatsächlich eine Geschichte zu erzählen oder Dialogpassagen zu inszenieren.
Der zweite Teil aus Dario Argentos mystischer "Mütter-Trilogie" ist nun dank der Inszenierungswut des Italieners erneut ein optisches Feuerwerk. Ein verfilmter Alptraum, in dem keine Figur sicher ist vor einem unbekannten Killer. Garniert mit starken Rot- oder Blautönen, einem eingängigen Score und deftigen, einfallsreichen Killszenen. Das Hauptargument für "Inferno" ist allerdings, dass Argento vor und nach diesem Werk keinen Film mehr gemacht hat, der so stark in traum- bzw. tranceähnliche Gefilde vorstößt und eher einem surrealen Kunstwerk ähnelt. Bereits die brillante Unterwasserszene zu Beginn gibt den hypnotischen, betörenden Ton vor, der die durchgehende Atmosphäre bestimmt. Radikal wie selten zuvor wirft Argento hier Konventionen über Bord und verweigert sämtliche Formen von schlüssiger Narration. Stil und Atmosphäre sind am wichtigsten und stehen immer im Vordergrund.
Auch die einzelnen Sets scheinen noch farbenfroher und heller ausgeleuchtet zu sein als schon bei "Suspiria". Wer sich früh in die Atmosphäre des Films fallen lassen kann, erlebt die Geschichte rund um Mater Tenebrarum und alchemistische Motive nicht als herkömmlichen Film, sondern wandelt auf einem (alb-)traumartigen Pfad durch ein berauschendes Labyrinth, das mit sinnlich-grausamen Höhepunkten gepflastert wurde. Nicht umsonst bezeichnete Argento diesen Film als seinen reinsten und aufrichtigsten. Nur knapp hinter "Suspiria" und einer der absoluten Höhepunkte im Schaffen des Regisseurs.
7/10
Von KOCH Films erschien der Film im limitierten Mediabook. Dieses beinhaltet den ungeschnittenen Film auf Blu-ray und DVD, sowie jede Menge Bonusmaterial.
Quellen:
Inhaltsangabe: Koch Films
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen