Nachwuchsspion Gary "Eggsy" Unwin (Taron Egerton) und sein Kollege Merlin (Mark Strong) werden mit einer neuen Gefahr konfrontiert: Die skrupellose Poppy (Julianne Moore) zerstört die Hauptquartiere ihrer Geheimorganisation Kingsman und hält die ganze Welt als Geisel. Doch glücklicherweise machen sie die Entdeckung, dass es noch eine weitere Spionageagentur wie die ihre gibt, die parallel in den USA gegründet wurde. Also verbünden sich mit der von Agent Champagne (Jeff Bridges) geleiteten Organisation Statesman, um Poppy das Handwerk zu legen und einmal mehr die Welt zu retten. Dafür müssen die britischen Spione mit ihren amerikanischen Kollegen Agent Tequila (Channing Tatum) und Agent Whiskey (Pedro Pascal) zusammenarbeiten und ihr ganzes Können aufbringen, aber zum Glück hat Eggsy ja schon jede Menge Erfahrung darin, die Welt zu retten...
Matthew Vaughn schafft es also auch nicht und scheitert an der goldenen Regel welche besagt, dass Fortsetzungen meist schlechter als ihre Vorgänger sind - Ausnahmen bestätigen hier die Regel. "Kingsman: The Golden Circle" tappt in die klassischen Fettnäpfchen von Fortsetzungen und liefert kaum neuen Ansätze. Der Bonus des Überraschungshits ist weitestgehend verspielt und man muss hier ernüchtert feststellen, dass eben nicht alles Gold ist was glänzt. Ist der neue "Kingsman" deswegen ein schlechter Film? Nein, beileibe nicht, denn Matthew Vaughn ist schon ein kleiner Gauner. Er etabliert in seinen Filmen immer die eine oder andere Figur, mit der man sich als Zuschauer zu Teilen identifizieren kann und reißt ihn so von Anfang an mit. Das war schon bei "Der Sternwanderer" so, das klappte bei "Kick-Ass" und 2014 auch bei "Kingsman: The Secret Service", wo man sich von Anfang an in die Rolle des Gary "Eggsy" Unwin hineinversetzen konnte, so übertrieben und unglaublich diese auch angelegt war. Nun schrie ja quasi alles nach einem Nachfolger des übermäßig coolen, witzigen und actionreichen Vorgängers und mit "Kingsman: The Golden Circle" wird die Geschichte rund um den Agenten Eggsy beinahe nahtlos fortgeführt. Teilweise herrlich übertrieben, insgesamt pompös inszeniert und natürlich auch nach der Devise "packen wir halt noch eine Schippe drauf". Das funktioniert fast vollständig, obwohl der zweite Teil auf die "Freshness" des Vorgängers verständlicherweise verzichten muss, da hier schon alle Figuren etabliert sind und auch im Film vorausgesetzt wird, dass man "Kingsman: The Secret Service" bereits gesehen und nahezu verinnerlicht hat.
"Kingsman: The golden Circle" ist damit nach wie vor ein spaßiger Ritt über durchweg unterhaltsame 140 Minuten, welche die von vielen gefeierten Elemente aus dem Vorgänger beinhalten und von einem tollen Soundtrack begleitet werden. Man bekommt sehr gute Charaktere, spannend inszenierte Action, derbe Sprüche und so manche Parodie auf ähnlich gelagerte Agentenfilme an den Kopf geworfen. Aber wo der Erstling noch mit gewissen Dingen überraschen konnte und damit einen tollen Einstieg in diese neue Welt der Superagenten dargestellt hat, versucht Teil 2 einfach die bewährte Formel zu kopieren und gleichzeitig auf die Spitze zu treiben. Neue Ideen sucht man vergebens oder hat selbige bereits im Trailer zu Gesicht bekommen. Dazu gesellen sich ungewohnt einige Längen, was aber auch mit dem etwas zu dümmlichen Plot zu tun hat. Auch in "Kingsman: The Golden Circle" landet der Zuschauer mit voller Wucht im Geschehen, indem Vaughn gescheiterte Figuren aus dem Vorgänger als Gegner präsentiert und sich diese gleich mal mit dem Protagonisten eine mehrminütige Verfolgungsjagd durch die Londoner Innenstadt liefert. Hier versteckt sich aber auch gleich das erste Manko des Films, denn obwohl die Actionszenen grandios übertrieben sind und die Kamera beinahe beständig um das Geschehen herumfährt, so leicht ist es dann auch, hier ganz schnell den Überblick zu verlieren. Während nämlich die Kämpfe unglaublich übertrieben und gleichzeitig perfekt choreographiert wirken, zerstört die Kameraarbeit die Sichtweise und so manches Detail geht verloren, obwohl sich darauf versucht wurde, zu fixieren.
Diese Bösewichter allerdings sind (erneut) herrlich übertrieben und mit allerlei Gadgets ("Arm-ageddon" - Brüller!) ausgestattet und Julianne Moore als fanatisches 50er-Jahre Girl mit Roboterhunden, welche sich auf einer Insel das Set von "American Graffiti" im tiefsten Dschungel nachgebaut hat, ist zwar amüsant, aber leider auch austauschbar. Sie ist kein Vergleich zu Samuel L Jackson, welcher auch bei weitem besser geschrieben und dessen Plan nachvollziehbarer und teuflischer war. Und warum kidnappt eine Frau, welche explizit den 'American Way Of Life' zelebrieren möchte, ausgerechnet Elton John? Natürlich ist das irgendwo lustig, aber warum Elton John? Na weil Regisseur Matthew Vaughn das eben selbst lustig fand - aus keinem anderen Grund. Dass diese "Poppy" wohl nicht der stärkste Bösewicht sein wird, haben sich wohl auch die Autoren gedacht. Darum zog man noch den (neuen) US-Präsidenten auf die Seite der Antagonisten und torpediert die Geschichte damit gleich selber. Seine Motivation Böses zu tun ist weitaus nachvollziehbarer und man hätte sich gerne auf diesen Charakter fokussieren dürfen, ja ihn zum Haupt-Bösewichten machen müssen. Aber na gut.
In diesem Konstrukt hangeln sich die verbleibenden Protagonisten von Actionsequenz
zu Actionsequenz, hechten, fluchen, schiessen oder quatschen. Eggsy ist zudem mit seinem Love-Interest vom Ende des ersten Films in einer recht unglaubwürdigen Beziehung.
Und die Prinzessin scheint wie er selber ein Doppelleben zu führen,
welches auch selbst überhaupt nicht glaubwürdig erscheint. Aber man musste dem
Charakter wohl eine Motivation geben sich durch diese Fortsetzung auch
bis zum Ende zu kämpfen. Und gekämpft wird zwischen viel Füllmaterial oft. Man versuchte die
Bar-Szene mit einer neuen Figur zu kopieren. Aber einen echten Grund
warum es dort zu einer Schlägerei kommt sucht man vergeblich. Die Macher kopieren hier nach Belieben, um den Fans das zu bieten was sie sich
wünschen, dieselben Szenen wie beim Erstling. Wozu braucht es dann
überhaupt eine Fortsetzung?
Aber man kann sich auch fragen, wozu steckt Julianne Moore Typen in
einen Fleischwolf und lässt diesen zu einem Cheeseburger verarbeiten? Warum
zerstört Sie nur die "Kingsman", hat aber sonst keine Sorgen mit anderen
Geheimdiensten wie den "Statesman"?
Warum vergiftete Sie ihre eigenen Konsumenten? Und warum will ein "Statesman" um jeden Preis erreichen, dass die
Aktienpreise des Whiskeys steigen? Nur für einen geilen
Schlussfight? Naja. Wozu die (zugegeben: coolen) Roboterhunde aber sonst keine Roboterkrieger? Warum sind da Landminen und da wieder nicht? Hm.
Mit all diesen Fragen im Gepäck muss man letztlich zu dem Schluss kommen, dass "Kingsman: The Golden Circle" ein zweiter Teil ohne Mut und
scheinbar ohne Inspiration auf den tatsächlichen Stärken des Vorgängers
aufzubauen, ist. Viele Gelegenheiten für eine erneut einzigartige
Action-Agenten-Persiflage werden verschenkt. Man war sichtlich bemüht
viel zu bieten, ist aber über das Ziel hinausgeschossen. Der Film fühlt
sich einfach nicht mehr so frisch, so unberechenbar und so cool an. Denn wenn die
größten Stärken eines Films seine Actionsequenzen sind, dann möchte man
diesen auch möglichst schnell über den Weg laufen. Immerhin bekommt man am Ende noch eine (wenn auch etwas unnötige) Sequenz, die gleich mal noch die Doppeldeutigkeit des "Golden Circle" offenbart und damit immerhin noch ein Lächeln aufs Gesicht des Zuschauers zaubern kann. Warten wir also auf den (angekündigten) dritten Teil, der vielleicht das Niveau wieder hebt und zu alter Stärke zurück findet.
7/10
Quellen:
Inhaltsangabe: Twentieth Century Fox