http://www.imdb.com/title/tt0072271/
18. August 1973, Texas: Ein Friedhof wurde geschändet, die Leichen aus
ihren Gräbern entfernt und zu bizarren Figuren angeordnet. Sally
Hardesty (Marilyn Burns) und ihr im Rollstuhl sitzender Bruder Franklin
(Paul A. Partain) sind besorgt, dass auch das Grab ihres Großvaters
verwüstet wurde. Also reisen sie mit Sallys Freund Jerry (Allen
Danziger), ihrer besten Freundin Pam (Teri McMinn) und deren Freund Kirk
(William Vail) nach Texas. Als sie feststellen, dass die Ruhestätte
intakt ist, fahren sie weiter zu dem alten, verlassenen Hof der Familie
Hardesty. Unterwegs nehmen sie einen etwas kauzigen Anhalter (Edwin
Neal) mit, den die Gruppe aber aufgrund dessen merkwürdigen Verhaltens
wieder auf die Straße setzt. Wenig später erreichen die Freunde eine
Tankstelle. Dort bekommen sie zwar kein Benzin, dafür jedoch hat ein
alter Mann (Jim Siedow) einen wichtigen Rat: sie sollen umkehren! Doch
die jungen Leute schlagen die Warnung in den Wind. Schließlich entdecken
Kirk und Pam ein Haus und wollen die Bewohner nach Benzin fragen. Sie
ahnen nicht, dass dort das leibhaftige Grauen wohnt: eine degenerierte
Sippe, die ihr Heim mit menschlichen und tierischen Überresten
dekoriert. Ein Familienmitglied, Leatherface (Gunnar Hansen), trägt
Maske und Kettensäge...
Frei nach den grausamen Taten des Massenörders Ed Gein, der in den USA der fünfziger Jahre aktiv war, schuf Tobe Hooper im Jahre 1974 den bis heute wohl bekanntesten aller Horrorfilme: "The Texas Chainsaw Massacre". Und was diesen Film bis zum heutigen Tag so verstörend
macht, ist nicht der Gewalt zu verdanken, von der es in einem Film mit
dem reißerischen Titel (übersetzt) "Kettensägenmassaker" überraschend wenig gibt, sondern an der
nervenzerreißenden Atmosphäre und wie realistisch sich der Film im
Vergleich zu so vielen anderen Slashern anfühlt. Schon in den ersten
Minuten weiß Regisseur Tobe Hooper eine unvergleichlich ungemütliche Atmosphäre zu
erzeugen, als eine Gruppe Freunde dazu einwilligen, einen Fremden auf
der Straße in ihren Wagen zu lassen. Doch statt dass wir schon im Voraus
wissen, was auf die jungen Erwachsenen zukommt, verzichtet der
Regisseur weitestgehend auf gruselige, laute Musik, die dem Zuschauer direkt
verrät, dass sie Gefahr erwartet. Genau wie die Gruppe hat das Publikum nicht
die leiseste Ahnung, was auf es zukommt, es wirkt fast schon so, als
würde man sie auf ihrem Horrortrip begleiten.
Selbst Leatherface, einer
der berühmtesten Gesichter im Horror-Genre bekommt keinen großen
Auftritt wie so viele andere Killer, sondern kommt ganz natürlich um die
Ecke ohne einem aufgezwungenen Jumpscare-Soundeffekt und schlägt genau
den Charakter zu Boden, von dem man bei jedem anderen Horrorfilm nicht
erwartet hätte, dass er als erstes ins Gras beißt. Genau das macht "The Texas Chainsaw Massacre" so grandios: er hält sich an keine
Horrorfilm-Formel, trotz der altbekannten Prämisse. Es gibt keine
Heldenmomente; kein überzogenes Drama mit trauriger Musik, wenn einer
der Hauptcharaktere weg vom Fenster ist, der ganze Film dreht sich nur
darum, zu überleben und dem Wahnsinnigen mit der Kettensäge zu entkommen.
Nicht nur das Setting unterscheidet Hoopers Werk von vorherigen
Produktionen, denn The Texas Chainsaw Massacre bricht konsequent mit
konventionellen Strukturen und Strategien des Horrorgenres. Statt
wohligen Grusel aufzubauen, prägte The Texas Chainsaw Massacre den
Begriff des Terrorfilms, der sein Publikum mit größtmöglicher Eskalation
konfrontiert, der nicht selten auch eine degenerierte Perversion
innewohnt: wo Geister und Vampire noch als Werkzeuge höherer Mächte
wirken und ihrem Tun zumindest eine immanente Logik zugrunde liegt,
gebären im Terrorfilm Stumpfsinn und Wahnsinn der Menschen groteske
Bluttaten, deren Wesen keinerlei Funktion mehr erfüllt, sondern
vollkommen sinnlos erscheint. Wo altmodische Horrorfilme unsere Synapsen
mit schemenhaften Gruselsymptomen lediglich anregen, agiert der
Terrorfilm absolut konkret, überfährt und überfordert uns mit seiner so
anarchischen wie stumpfen Direktheit.
Und trotz der über 40 Jahre, die der Film auf dem Buckel hat, gehört vor allem das letzte
Drittel des Films zu einer der verstörendsten Sequenzen, die man je gesehen
hat. Statt dass der Film den Zuschauer Luft lässt und nur mit seinen blutigen Toden unterhält
(die man eigentlich so gut wie gar nicht sieht), wie es so viele Filme
heutzutage tun und sich als Slasher ausgeben, terrorisiert der Film auch
den Zuschauer selbst. Der Film ist ungemütlich, dreckig, nicht vorhersehbar
und schlägt dem Zuschauer oft genug ins Gesicht, sodass man in den
letzten Minuten verzweifelt hofft, dass sich für wenigstens eine Person
alles zum Guten wendet.
Selten fühlt sich ein Horrorfilm so echt an, selten
wurde ein Slasher so unkonventionell erzählt und in Szene gesetzt. Hut ab!
8,5/10
Von TURBINE Medien kommt der Film als deutsche Erstauflage ungeschnitten und unzensiert im auf 5.000 Stück limitierten
DigiPak auf BD in
HighDefintion.
Quellen:
Inhaltsangabe: Turbine
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