Samstag, 16. September 2017

The Texas Chainsaw Massacre - Blutgericht in Texas (1974)

http://www.imdb.com/title/tt0072271/

18. August 1973, Texas: Ein Friedhof wurde geschändet, die Leichen aus ihren Gräbern entfernt und zu bizarren Figuren angeordnet. Sally Hardesty (Marilyn Burns) und ihr im Rollstuhl sitzender Bruder Franklin (Paul A. Partain) sind besorgt, dass auch das Grab ihres Großvaters verwüstet wurde. Also reisen sie mit Sallys Freund Jerry (Allen Danziger), ihrer besten Freundin Pam (Teri McMinn) und deren Freund Kirk (William Vail) nach Texas. Als sie feststellen, dass die Ruhestätte intakt ist, fahren sie weiter zu dem alten, verlassenen Hof der Familie Hardesty. Unterwegs nehmen sie einen etwas kauzigen Anhalter (Edwin Neal) mit, den die Gruppe aber aufgrund dessen merkwürdigen Verhaltens wieder auf die Straße setzt. Wenig später erreichen die Freunde eine Tankstelle. Dort bekommen sie zwar kein Benzin, dafür jedoch hat ein alter Mann (Jim Siedow) einen wichtigen Rat: sie sollen umkehren! Doch die jungen Leute schlagen die Warnung in den Wind. Schließlich entdecken Kirk und Pam ein Haus und wollen die Bewohner nach Benzin fragen. Sie ahnen nicht, dass dort das leibhaftige Grauen wohnt: eine degenerierte Sippe, die ihr Heim mit menschlichen und tierischen Überresten dekoriert. Ein Familienmitglied, Leatherface (Gunnar Hansen), trägt Maske und Kettensäge...

Frei nach den grausamen Taten des Massenörders Ed Gein, der in den USA der fünfziger Jahre aktiv war, schuf Tobe Hooper im Jahre 1974 den bis heute wohl bekanntesten aller Horrorfilme: "The Texas Chainsaw Massacre". Und was diesen Film bis zum heutigen Tag so verstörend macht, ist nicht der Gewalt zu verdanken, von der es in einem Film mit dem reißerischen Titel (übersetzt) "Kettensägenmassaker" überraschend wenig gibt, sondern an der nervenzerreißenden Atmosphäre und wie realistisch sich der Film im Vergleich zu so vielen anderen Slashern anfühlt. Schon in den ersten Minuten weiß Regisseur Tobe Hooper eine unvergleichlich ungemütliche Atmosphäre zu erzeugen, als eine Gruppe Freunde dazu einwilligen, einen Fremden auf der Straße in ihren Wagen zu lassen. Doch statt dass wir schon im Voraus wissen, was auf die jungen Erwachsenen zukommt, verzichtet der Regisseur weitestgehend auf gruselige, laute Musik, die dem Zuschauer direkt verrät, dass sie Gefahr erwartet. Genau wie die Gruppe hat das Publikum nicht die leiseste Ahnung, was auf es zukommt, es wirkt fast schon so, als würde man sie auf ihrem Horrortrip begleiten.


Selbst Leatherface, einer der berühmtesten Gesichter im Horror-Genre bekommt keinen großen Auftritt wie so viele andere Killer, sondern kommt ganz natürlich um die Ecke ohne einem aufgezwungenen Jumpscare-Soundeffekt und schlägt genau den Charakter zu Boden, von dem man bei jedem anderen Horrorfilm nicht erwartet hätte, dass er als erstes ins Gras beißt. Genau das macht "The Texas Chainsaw Massacre" so grandios: er hält sich an keine Horrorfilm-Formel, trotz der altbekannten Prämisse. Es gibt keine Heldenmomente; kein überzogenes Drama mit trauriger Musik, wenn einer der Hauptcharaktere weg vom Fenster ist, der ganze Film dreht sich nur darum, zu überleben und dem Wahnsinnigen mit der Kettensäge zu entkommen.


Nicht nur das Setting unterscheidet Hoopers Werk von vorherigen Produktionen, denn The Texas Chainsaw Massacre bricht konsequent mit konventionellen Strukturen und Strategien des Horrorgenres. Statt wohligen Grusel aufzubauen, prägte The Texas Chainsaw Massacre den Begriff des Terrorfilms, der sein Publikum mit größtmöglicher Eskalation konfrontiert, der nicht selten auch eine degenerierte Perversion innewohnt: wo Geister und Vampire noch als Werkzeuge höherer Mächte wirken und ihrem Tun zumindest eine immanente Logik zugrunde liegt, gebären im Terrorfilm Stumpfsinn und Wahnsinn der Menschen groteske Bluttaten, deren Wesen keinerlei Funktion mehr erfüllt, sondern vollkommen sinnlos erscheint. Wo altmodische Horrorfilme unsere Synapsen mit schemenhaften Gruselsymptomen lediglich anregen, agiert der Terrorfilm absolut konkret, überfährt und überfordert uns mit seiner so anarchischen wie stumpfen Direktheit.

Und trotz der über 40 Jahre, die der Film auf dem Buckel hat, gehört vor allem das letzte Drittel des Films zu einer der verstörendsten Sequenzen, die man je gesehen hat. Statt dass der Film den Zuschauer Luft lässt und nur mit seinen blutigen Toden unterhält (die man eigentlich so gut wie gar nicht sieht), wie es so viele Filme heutzutage tun und sich als Slasher ausgeben, terrorisiert der Film auch den Zuschauer selbst. Der Film ist ungemütlich, dreckig, nicht vorhersehbar und schlägt dem Zuschauer oft genug ins Gesicht, sodass man in den letzten Minuten verzweifelt hofft, dass sich für wenigstens eine Person alles zum Guten wendet. Selten fühlt sich ein Horrorfilm so echt an, selten wurde ein Slasher so unkonventionell erzählt und in Szene gesetzt. Hut ab!

8,5/10

Von TURBINE Medien kommt der Film als deutsche Erstauflage ungeschnitten und unzensiert im auf 5.000 Stück limitierten DigiPak auf BD in HighDefintion.


Quellen
Inhaltsangabe: Turbine

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