Samstag, 30. September 2017

eXistenZ (1999)

http://www.imdb.com/title/tt0120907/

Die Videospiele von Programmiererin Allegra Geller (Jennifer Jason Leigh) haben eine begeisterte Fangemeinde, die jedes neue Game abfeiert. Das neueste Werk - „eXistenZ“ - soll von zwölf Testpersonen im Rahmen einer exklusiven Preview ausprobiert werden. Das Spielsystem ist innovativ: Die Teilnehmer bekommen die Informationen der fleischartigen Konsole über ihren Bioport, einer Öffnung am Rücken. Der Input geht direkt ins zentrale Nervensystem, so dass Simulation und Wirklichkeit nicht mehr voneinander unterschieden werden können. Da greift plötzlich einer der Teilnehmer zu einer bizarren organischen Schusswaffe und versucht, Allegra zu töten. Der Anschlag misslingt. Allegra und ihrem PR-Praktikanten Ted Pikul (Jude Law) gelingt die Flucht. Wer steckt hinter dem Anschlag?

In "eXistenZ " hat das Konzept der Videospiele eine neue Dimension erreicht. Konsolen sind nicht mehr vonnöten. Stattdessen ist der Mensch selber die Konsole, das Spiel ist sein Unterbewusstsein. In einer virtuellen Welt, die auf diese Weise kreiert wird, gibt es nur diejenigen Wahrheiten, die für den Spieler selbst gelten. Realität ist dann das, was in seinem Kopf vorgeht. Damit wird der Film zu einer Metapher für einen Grundgedanken in der Philosophie des Existenzialismus. "eXistenZ" hat eine sehr geniale Grundidee, welche seiner Zeit um Längen voraus ist. Leider kommt Cronenbergs Film bei der Laufzeit nicht so hoch hinaus, wie man es sich bei dem Thema erhofft hätte. Lediglich das Ende wird dem Mann nicht gerecht, denn gerade bei David Cronenberg hätte man bei so vielen guten, grotesken Ideen, ein clevereres Ende erwartet. Trotzdem ist er allein aufgrund der Ansätze sehenswert. Das organische Design ist bizarr ekelhaft und auf solche kranken Ideen, wie die Knochenpistole muss man erstmal kommen.

Es gibt keine Wahrheiten, nur Interpretationen, so Nietzsche. Auf der Suche nach diesen Wahrheiten und nach dem Sinn des Lebens werden wir immer auf unsere eigenen Sinneseindrücke und Gedanken zurückgeleitet. Nichts von dem, was wir wahrnehmen, ist objektiv, und so kann auch der Sinn des Lebens niemals eine Tatsache sein, die gefunden werden könnte - er muss etwas sein, was jedes Individuum für sich selbst zu kreieren hat. Die Konsequenz, wie sie schon der Vorspann von Cronenbergs früherem Film "Naked Lunch" zitiert: "Nichts ist wahr, alles ist erlaubt." Diese Denkweise fügt sich in Cronenbergs nihilistisches Weltbild ein - und dadurch, dass "eXistenZ" sie so ausdrucksstark vertritt, stellt er einen passenden Abschluss für die Ära dar, in der er Body-Horror und Philosophie miteinander vereinte, bevor er sich im neuen Jahrtausend Produzentenfilmen und Literaturumsetzungen zuwenden würde. "eXistenZ" ist ein außerordentlich bizarrer und grotesker Sci-fi-Thriller, welcher nichts für schwache Mägen ist. Die Story selbst schlägt viele Bögen, ist relativ spannend und kann immer wieder mit neuen Skurrilitäten aufwarten. Dadurch ist Kurzweil garantiert, aber es bleibt das Gefühl, dass hier einfach viel mehr drin gewesen wäre und das Potential seiner brillanten Idee leider nicht gänzlich nutzt. Der ganze Film ist trotzdem ein bemerkenswerter Blick in die Zukunft.

7/10

Von TURBINE Medien kommt der Film als Erstauflage im auf 2.000 Stück limitierten Mediabook und weltweit erstmalig auf BD in HighDefintion.

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