Seit geraumer Zeit durchquert Irene Kelly (Michaela McManus) das Multiversum, um einen Mann namens Neville (Jeremy Holm) zu töten, der ihre Tochter entführt und ermordet hat und dies immer wieder tut. Dank einer Spezialmaschine reist Irene von Universum zu Universum und hofft eines zu finden, in dem ihre Tochter überlebt hat. Die Universen sind sich sehr ähnlich, aber nicht immer genau gleich. Mal arbeitet Neville als Koch in einem Diner, mal als Kellner. Mit einen Mann hat Irene immer wieder One-Night-Stands, ohne das dieser ahnt, dass es für sie nicht das erste Mal ist. In einem Universum kann sie einen Teenager davor retten, das nächste Opfer des Mannes zu werden. Irene Kelly nimmt die 15-jährige Mia (Stella Marcus) unter ihre Fittiche, obwohl sie bei ihrer Suche eigentlich jegliche dauerhaften zwischenmenschlichen Beziehungen vermeiden muss. Sie verspricht Mia, ihren Peiniger zur Strecke zu bringen. Als Mia erfährt, wie Irene Kelly dabei vorgeht, beginnt auch sie in den Rachefeldzug gegen Neville einzusteigen. Getrieben von unaufhaltsamer Rache verliert sie sich zunehmend in ihrer Mission. Doch je weiter sie geht, desto mehr gerät ihre eigene Menschlichkeit in Gefahr...
Als Dr. Strange das Tor zum Multiversum öffnete, gab es plötzlich eine ganze Fülle von neuen Abenteuern, alternativen Zeitlinien, Handlungsverläufen und teilweise vollkommen krassen Twists. Doch "redux Redux" liefert eine ganze neue Version des Multiversums - und die interpretiert das Multiversum in einer Lo-Fi-Rachegeschichte, in der Technologie den brennenden Hass einer Frau schürt. Obwohl der Film im Kern vertraut wirkt, erschaffen die McManus-Brüder eine faszinierende und einzigartige Multiversum-Erkundung rund um Rache und Trauer, die sich über unendliche Zeitlinien erstreckt.
Die McManus-Brüder gehen den clevern Weg und lassen die Technologie für sich selbst sprechen, anstatt zu erklären, wie und warum sie entdeckt wurde. Sie halten es einfach, mit kurzen Momenten knappen Kontexts, die nicht als Expositionsschrott fungieren, sondern als kleine Momente detaillierten Weltaufbaus, die die Geschichte geerdeter und zugleich umfassender erscheinen lassen. Es ist Science-Fiction vom Feinsten: zurückhaltend, aber faszinierend, und sie verändert die Welt, wie wir sie kennen, grundlegend, aber nicht so, wie man es erwarten würde. Aber mehr als nur ein Stück Indie-Science-Fiction ist "Redux Redux" eine Meditation über Rache auf die Spitze getrieben, in der Rache nicht nur eine einzelne Tat ist, sondern ein nie endender, bösartiger, sich selbst erhaltender Kreislauf. Es ist die Personifizierung der tiefsten, wütendsten Gedanken gegenüber einer Person, die einem Unrecht getan hat, und die in den dunkelsten Momenten im Kopf eines Menschen abläuft. Irene kann diese sogenannte Fantasie ausleben, nur auf Kosten ihrer Menschlichkeit und jeglicher dauerhafter menschlicher Beziehungen. Es gibt die üblichen Reden über die Sinnlosigkeit von Rache, aber sie sind nicht übertrieben und wirken in diesem Kontext authentisch und nicht wie die üblichen Schlagzeilen einer Rachegeschichte.
Der Film leidet etwas unter dem Problem, das die meisten Racheengelfilme haben: Das Opfer wird fast vergessen, um den Racheengel selbst zu stärken. Es gibt Momente, die dies berühren, wenn Irene erklärt, zu welchem Monster sie geworden ist, um ihre Tochter zu retten. Doch es ist ein kleines fehlendes Puzzleteil, das das Sahnehäubchen eines fantastischen Films gewesen wäre. Das bedeutet nicht, dass Informationen über ihren gewaltsamen Tod nötig gewesen wären, sondern vielmehr einen tieferen Einblick in Irenes Beziehung zu ihr. Es ist ein kleines Detail, das die Geschichte des Films keineswegs entgleisen lässt, sondern sie vielmehr stärken würde. McManus und Marcus sind ein hervorragendes Pseudo-Mutter-Tochter-Duo, das zankend durch die Wüste zieht und einen Möbelwagen mit einer Multiversum-Sprungmaschine auf der Ladefläche fährt. McManus verkörpert Irene als eiskalte Killerin, die keine Angst hat, ihre weiche Seite zu zeigen. Sie ist freundlich und einfühlsam, aber auch streng und unnachgiebig - eine durch jahrelanges Morden abgehärtete Mutterfigur. Marcus ist ein Chaosball, der Inbegriff eines frustrierenden Teenagers - aber andererseits, kann man es ihr verdenken? Zwischen dem Leben in Pflegefamilien und der knappen Flucht vor einem Serienmörder versucht Mia, sich an etwas Stabiles und Reales zu klammern, genau wie Irene. Sie sind zwei haltlose Individuen, die durch das Multiversum treiben und nach Liebe und Familie suchen, wo immer diese auch sein mögen.
Mit "Redux Redux" beweisen die McManus Brothers, dass sie ein Auge für einzigartige Genre-Geschichten haben, in deren Mittelpunkt zutiefst menschliche (und oft gebrochene) Charaktere stehen. So wie "Everything Everywhere All At Once" die Macht des Multiversum-Konzepts in eher Indie-Settings bewies, veranschaulicht "Redux Redux" die unendlichen Möglichkeiten des Indie-Horrors, selbst bei der Erschaffung unendlicher Universen. Der Film betritt vertrautes Terrain, tut dies aber auf eine besondere Art und Weise, die einem das Herz bricht und gleichzeitig den Verstand mit eingestreuten Science-Fiction-Elementen verdreht. Man könnte Irene und Mia tagelang dabei zusehen, wie sie durch das Multiversum reisen und Kindermörder töten. Ein toller Film!
7,5/10
Quellen:
Inhaltsangabe: Bloody Disgusting
Poster/Artwork: Mothership Motion Pictures
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen