Sonntag, 11. Mai 2025

Memoir Of A Snail - Memoiren einer Schnecke (2024)

https://www.imdb.com/de/title/tt23770030/

Grace Pudel (Stimme im Original: Sarah Snook) blickt zurück auf eine Kindheit voller Brüche und Verluste. Nach dem frühen Tod der Mutter wachsen sie und ihr Zwillingsbruder Gilbert (Kodi Smit-McPheebei) ihrem pflegebedürftigen, alkoholabhängigen Vater auf. Als auch dieser stirbt, werden die beiden getrennt und in verschiedene Pflegefamilien gegeben. Während Gilbert in einem strengen, religiösen Haushalt am anderen Ende des Landes landet, zieht sich Grace zunehmend zurück - wie die Schnecken, die sie mit Hingabe sammelt. Der Schmerz über die Trennung und die Einsamkeit lassen sie verstummen, bis eine ungewöhnliche Begegnung neue Wege öffnet. In Pinky (Jacki Weaver), einer lebenslustigen älteren Frau mit schillernder Persönlichkeit, findet Grace nicht nur eine Freundin, sondern auch neue Zuversicht. Stück für Stück beginnt sie, der Welt wieder zu begegnen - und entdeckt darin ungeahnte Möglichkeiten.

Wer an Stop-Motion-Animation denkt, dem kommt wahrscheinlich als Erstes die liebenswerten Knetanimationen des Aardman Studios in Bristol in den Sinn. Doch tatsächlich eignet sich Stop-Motion, vielleicht mehr als jede andere Animationsform, für düsterere, gewalttätigere Themen: die makabren, gespenstischen Gothic-Märchen aus Tim Burtons Fantasiewelt und den schaurigen Horrorfilm "Coraline" für Jugendliche. Der australische Stop-Motion-Filmemacher Adam Elliott besitzt ein natürliches Talent für das Schreiben von Komödien - und darüber hinaus die Fähigkeit, dies mit der Einfachheit und Direktheit seines Animationsstils zu verbinden. Dadurch entsteht eine unverwechselbare Art von Liebenswürdigkeit und Pathos und vor allem ein Gespür für Außenseiter und Außenseiter. Er lässt Mainstream-Animation etwas neurotypisch erscheinen. 

Elliots neuester Film, der mehrfach preisgekrönte und für den Oscar nominierte Film "Memoiren einer Schnecke“, erzählt die traurige Geschichte einer melancholischen Frau namens Grace Pudel, der Sarah Snook mit weltmüder Resignation ihre Stimme verleiht. Es ist eine Aneinanderreihung von Unglücken: Graces Mutter stirbt bei der Geburt; sie und ihr Zwillingsbruder Gilbert (Kodi Smit-McPhee) werden zu Waisen, als ihr depressiver, alkoholkranker Vater an Schlafapnoe erkrankt. Und dann wird es richtig schlimm. Grace möchte, wie die Schnecken, die sie zu ihren engsten Freunden zählt, nur noch in ihr Haus kriechen und sich vor der Welt verstecken. Gilberts Pflegefamilie ist eine repressive, sektiererische religiöse Gruppe, die einen Obsthandel betreibt und darauf besteht, das Jesuskind anzubeten, anstatt die erwachsene Version. Grace wohnt bei einem fröhlichen Paar aus Canberra, das süchtig nach Selbsthilfebüchern und Swingen ist und sie abends allein lässt, während sie zu wichtigen Partys gehen. Die einzige Freundin der traurigen kleinen Grace ist eine exzentrische, aber unbezwingbare alte Dame namens Pinky, gesprochen von Jacki Weaver, die "nach Ingwer und Secondhand-Läden riecht" und bunte Kleidung und riesige Brillen bevorzugt - wie eine Mischung aus Iris Apfel und Edna Mode aus "Die Unglaublichen". Und Pinky wird zur zentralen Figur in Graces Leben, während sie eine dramatische Abrechnung mit ihrem Schicksal und ihrem lebenslangen Schneckenfetisch macht.

Das ist bitter und düster, durch und durch. Doch was diesen Film zu einem typischen Elliot-Film macht, ist nicht das unerbittliche Unglück, sondern die beißenden Humorblitze, die neben Graces gehortetem Nippes aufblitzen, und die Sorgfalt, mit der der Regisseur mit seinen beschädigten, aber geschätzten Außenseitern der Gesellschaft umgeht. "Memoiren einer Schnecke" strahlt eine gewisse Unbefangenheit und Unschuld aus, eine Familienunterhaltung, die eine seltsame Intensität verbirgt. Die offensichtlich persönlichen Erzählelemente lassen deutlich erkennen, dass in diesem Film sehr realer Schmerz und Wut von Erwachsenen offen zutage treten - oder eigentlich gar nicht, obwohl die überraschende erzählerische Wende am Ende die Ergriffenheit des Films nur noch verstärkt. Der Film ist durch und durch unterhaltsam, und er sei jedem, der auch nur ein Quäntchen Interesse dafür aufbringen kann, dringend ans Herz gelegt.

8/10

Quellen:
Inhaltsangabe: Fiilmstarts
Poster/Artwork
Arenamedia/Screen Australia/Snails Pace Films/Soundfirm

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