Donnerstag, 8. Mai 2025

La città proibita - Forbidden City - Kung-fu in Rome (2025)

https://www.imdb.com/de/title/tt27766538/

Marcello (Enrico Brunello) ist der Sohn eines hoch verschuldeten und seit einiger Zeit vermissten Restaurantbesitzers. Gemeinsam mit einer fremden Frau, die auf der Suche nach ihrer verschwundenen Schwester ist, muss er sich bald in die gefährlichsten Kreise der römischen Unterwelt begeben und sich gegen die skrupellosesten Mitglieder behaupten. Ihre Mission führt sie durch die düsteren Gassen und verstecktesten Winkel Roms, wo sie auf mächtige Feinde und unvorhersehbare Herausforderungen treffen. Im Laufe ihrer Odyssee entwickelt sich eine tiefe Verbundenheit zwischen den beiden, die ihnen die Kraft gibt, gegen das Böse zu kämpfen und ihrer Ziele zu erreichen. Seite an Seite kämpfen sie um Antworten - und bald auch ums Überleben...

Regisseur Gabriele Mainetti verschmilzt in seinem neuen Film "Kung Fu in Rome" Drama, Liebe, Komödie und - natürlich - Kung-Fu zu einer angenehm stimmigen Welt, ganz im Sinne des römischen Viertels, in dem der Film spielt. Die Protagonistin, Mel (Yaxi Liu), bricht mit brachialer Wucht auf die Leinwand. Ihre geliebte Schwester wird vermisst, die Spur führt nach Rom und Mei wird alles tun, um sie zu finden - und jeder, der ihr im Weg steht, wird dafür bezahlen. Mit der Kraft der puren Verzweiflung und besonders gut ausgeprägten Kampfkünsten, die sie seit ihrer Kindheit praktiziert, seit ihr Vater sie in ihrem Hinterhof in China trainierte, bahnt sie sich ihren Weg durch das multiethnischste Viertel Roms, dem Esquilino. Sie spricht kein Wort Italienisch, aber dank Kung-Fu und ihres Sprachübersetzers auf ihrem Smartphone kann sie sich sehr gut verständlich machen.

Der Film braucht es keine ewige Exposition. Das Setting ist klar und außer einer kurzen Vorstellung der Personen, der Umgebung und der Lage braucht Mainetti nichts weiter. Die Zündschnur brennt also schnell und nach einer äußerst einladenden Kampfszene, in der Mei quasi das erste Mal gegen alle antritt, kreuzt sich ihr Weg mit dem von Marcello (Enrico Borello), einem Koch im Restaurant seiner Familie, der ebenfalls wissen möchte, was aus seinem Vater Alfredo (Luca Zingaretti) geworden ist, der plötzlich verschwand und ihn und seine Mutter Lorena (Sabrina Ferilli) in Schulden ertrinken ließ. Und so trifft Hongkong auf Rom und die Komödie bricht aus. In einem Moment wechselt die Tonart von chinesischen Nudeln zu Bucatini all'amatriciana, während nach und nach eine ganze Unterwelt von Kriminellen enthüllt wird, die Prostituierte und Einwanderer ausbeuten, angeführt auf der einen Seite von Herrn Wang (Chynyu Shanshan), ebenfalls Restaurantbesitzer im Esquilino-Viertel (sein chinesisches Restaurant heißt tatsächlich "La città proibita"), und auf der anderen Seite von Annibale (Marco Giallini), einem Jugendfreund von Alfredo und nun Lorenas Beschützer in dessen Abwesenheit.

Für seinen dritten Spielfilm hat Mainetti seine Zusammenarbeit mit Nicola Guaglianone (Co-Autor des sehr erfolgreichen "Sie nannten ihn Jeeg Robot“ und des ambitionierten "Freaks Out") unterbrochen und das Drehbuch gemeinsam mit Stefano Bises und Davide Serino geschrieben. Da das Schicksal der beiden vermissten Personen, um die es in der Geschichte geht, viel zu früh enthüllt wird, dreht sich alles sehr schnell um Rache. Die Kampfszenen sind das pulsierende Herz des Films - sie sind zahlreich, hektisch, brutal, sowie tadellos choreografiert und gefilmt. Mei schlägt präzise zu, verfügt für eine zierliche Frau über nahezu übermenschliche Kräfte und verwandelt jeden Gegenstand, der ihr in die Hände fällt, in eine Waffe. Ihre Figur wird von der professionellen Stuntfrau Yaxi Liu gespielt, Liu Yifeis Stuntdouble in "Mulan". Fans des Kung-fu-Genres werden ihre helle Freude daran haben.

In "Kung Fu in Rome" gibt es jedoch noch viel mehr: Familiendrama und römische Komödie, Liebe, die entsteht und Liebe, die vergeht, die Schnittstelle zwischen Völkern und Kulturen, Chinas Ein-Kind-Politik, Verrat, Emotionen, aber auch verschiedene musikalische Pausen, Abendessen bei Kerzenschein und Vespa-Fahrten an den Kaiserforen im Stil eines romantischen Urlaubs in der ewigen Stadt. Der Film ist ein unterhaltsamer Schmelztiegel von Tönen, Genres und Situationen, ganz nach dem Bild der multikulturellen Welt. Wie in seinem umwerfenden Debütfilm über den Vorstadt-Superhelden nimmt Mainetti gewöhnliche und erkennbare Charaktere und versetzt sie in außergewöhnliche Situationen. Sein Können als Regisseur und sein Mut auf Produktionsebene bestätigt er nun zum dritten Mal. Doch bei einer Laufzeit von zwei Stunden und 15 Minuten hätten weniger Abschweifungen das Ganze kompakter, temporeicher und wahrscheinlich auch prägnanter gemacht. Vor allem geht dem Film im Mittelteil etwas die Luft aus. Dennoch ist "Kung Fu in Rome" ein durchaus unterhaltsamer und empfehlenswerter Streifen.

7/10

Quellen:
Inhaltsangabe: DCM Film Distribution
Poster/ArtworkWildside/Goon Films/Vision Distribution

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