Montag, 26. Mai 2025

Venom: The Last Dance (2024)

https://www.imdb.com/de/title/tt16366836/

Als ihm nach dem Triumph über Carnage der Mord am Polizisten Patrick Mulligan (Stephen Graham) in die Schuhe geschoben wird, ist Reporter Eddie Brock (Tom Hardy) mitsamt seinem Alien-Symbionten Venom endgültig auf der Flucht vor dem Gesetz. Auch eine geheime Spezialeinheit des US-Militärs unter Führung des skrupellosen General Rex Strickland (Chiwetel Ejiofor) hat es auf Eddie oder vielmehr auf Venom abgesehen. Doch das ist längst nicht die größte Gefahr für das ungleiche Duo. Verbannt in ein fernes kosmisches Gefängnis, entsendet der Symbionten-Schöpfer Knull (Andy Serkis) mehrere blutrünstige Kreaturen in die Weiten des Universums, um die beiden ausfindig zu machen, da sie den Schlüssel in sich tragen, der den finsteren außerirdischen Herrscher von seinen Fesseln befreien würde. Bald steht nicht nur das Leben von Eddie und Venom, sondern das Schicksal der gesamten Welt auf dem Spiel...

Ach ja. Selbst wenn man die Peinlichkeit außer Acht lässt, dass Sony Pictures einen Film über eine Spider-Man-Figur ohne Spider-Man drehte, nur um die Charakterrechte von Marvel fernzuhalten, war der erste "Venom"-Film von 2018 in gewisser Weise ein guter Comic-Film aus der Zeit vor dem MCU der 2000er. Der Nachfolger von 2021, "Venom: Let There Be Carnage", war schon schlechter und eine schon beinahe ärgerliche Studie verschwendeten Ausgangsmaterials und dummer kreativer Entscheidungen. Doch beide Filme überzeugten zumindest mit der unterhaltsamen, kompromisslosen und körperlich völlig aus dem Gleichgewicht geratenen Darstellung von Star Tom Hardy - sowohl als Journalist Eddie Brock als auch als mit ihm verbundener außerirdischer Symbiont. In "Venom: The Last Dance" wirkt Hardy jedoch durchgehend sichtlich müde, was dazu führt, dass die Gags merklich ins Leere laufen, während die seltsam charmante Atmosphäre des ungleichen Paares, die Eddie und Venom zuvor teilten, nun nervig und kindisch wirkt.

Da dies der epische letzte Hurra für diese Version der Figur auf der Leinwand sein soll (bis irgendein Sony-Studiomanager seine Meinung ändert), ist das eher enttäuschend. Hardys Lethargie könnte jedoch darauf zurückzuführen sein, dass er scheinbar mehrere Versionen dieses Films gleichzeitig drehen musste. Drehbuchautorin und Regisseurin Kelly Marcel (die auch "Venom: Let There Be Carnage" schrieb und hier ihr Regiedebüt gibt) versucht scheinbar, die Handlungsstränge von drei Filmen in einen einzigen zu packen, indem sie einige Aspekte mit eklatanter Offensichtlichkeit abrupt herausschneidet. Nebenfiguren, die kaum Dialoge haben, stehen im Finale des Films plötzlich im Mittelpunkt, während Marcel unbeholfen versucht, das Publikum für ihr Schicksal zu interessieren. Andere Charaktere werden stark als wichtiger angedeutet, nur um am Ende nicht mehr als zufälliges Geschwätz zu sein. Und eine mysteriöse, namenlose Figur im Film wird im Abspann sogar unverhohlen als wiederkehrende Figur aus den ersten beiden Filmen enthüllt, deren Schicksal sich irgendwie grundlegend geändert hat - all das wird in diesem Film einfach mit keinem Wort erwähnt. 

Was die verschiedenen Handlungsstränge angeht, landet der erste in der Eröffnungsszene des Films. Man lernt Knull kennen, einen dunklen Gott des Abgrunds, der vor langer Zeit Venoms Symbionten erschaffen hat. Diese sperrten ihn auf einem stürmischen Planeten ein, hinterließen aber den Schlüssel zu seiner sprichwörtlichen Zelle in sich. Dieser Schlüssel wurde von Eddie/Venom im Laufe des vorherigen Films versehentlich aktiviert, und Knull schickt nun seine neuen Schergen, die Xenophagen, los, um ihn ihnen zu entreißen. Man weiß das alles, weil Knull es einem erzählt, indem er direkt zum Publikum spricht - in der ersten von vielen lächerlich ungeschickten Erklärungen im Laufe des Films (seid bereit für Militärangehörige und Wissenschaftler, die jahrelang zusammengearbeitet haben und sich gegenseitig ihre Aufgaben und Hintergründe erklären).

Chiwetel Ejiofors General Strickland, der stürmische Militärverbindungsmann einer geheimen Spezialeinheit, die alle Symbionten der Erde fangen soll, und Juno Temples Dr. Teddy Payne, der moralisch fragwürdige Wissenschaftler, der die außerirdischen Wesen erforscht. Beide wollen Venom aus unterschiedlichen Gründen in ihre Finger bekommen. Eddie und Venom sind derweil auf der Flucht und versuchen, Eddies Namen reinzuwaschen, nachdem die Behörden vermuten, er stecke hinter dem Tod eines von Carnage infizierten Polizeidetektivs im vorherigen Film. Unterwegs begegnen sie auch Rhys Ifans’ Martin Moon, einem Hippie, der mit seiner Familie quer durchs Land zur Area 51 reist, um seinen Lebenstraum zu erfüllen: einem Außerirdischen zu begegnen. Außerdem gibt es ein halbes Dutzend neuer Symbionten, Tanzeinlagen, ein Venom-Pferd, eine überarbeitete Version der Post-Credit-Szene aus "Spider-Man: No Way Home" und mehr. Eine ganze Menge. Nicht gerade hilfreich ist dabei Marcels ständig schwankendes Tempo. Wir hetzen durch bestimmte Schlüsselstellen und bekommen dann eine ausgedehnte Mitsing-Sequenz für die ganze Familie zu David Bowies Meisterwerk "Space Oddity". Zugegeben, es ist der emotional mitreißendste Moment des gesamten Films, als Eddie über die Normalität nachdenkt, die er für sein verrücktes Symbiontenleben aufgegeben hat. Ähnlich verhält es sich mit einem gelungenen Battle Royale im dritten Akt, das Fans der Venom-Comics ein breites Grinsen ins Gesicht zaubern dürfte.

Zugegeben, ein paar weitere unterhaltsame Momente wie diese sind in "Venom: The Last Dance" zwar durchzogen, aber ihre Präsenz unterstreicht nur, wie plump der Rest ist. Man muss nicht auf Kino-Niveau maßlos kleinlich sein, um die klaffenden Handlungslücken und Charakterinkonsistenzen sofort zu spüren. Im Großen und Ganzen ist keiner der Darsteller schlecht, trotz Hardys gelegentlichem Schlafwandeln. Ihnen fehlt einfach das Material, oder sie scheinen im falschen Film verloren zu sein. Und als Marcel und Co. uns einen vermeintlich emotional kathartischen Moment bescheren, der alle bisherigen Abenteuer von Eddie und Venom berührt (ausgerechnet mit dem zuckersüßen Maroon-5-Liedchen "Memories"), wirkt das so unaufrichtig, dass es unfreiwillig komisch ist. Zumindest hatte der Zuschauer erwartet, dass "Venom: The Last Dance" besser wird als "Venom: Let There Be Carnage", da die Messlatte so niedrig lag, dass selbst ein unbewohnter Symbiont sie übersteigen könnte. Und am Ende dieses Teils hat man auch zunächst das Gefühl, dass diese Mindestanforderung erfüllt wurde. Doch nach längerem Nachdenken ist klar, dass dieses große Finale der Franchise ein noch größerer Misserfolg ist. Das spiegelte sich auch an den Kinokassen wider, mit dem mit Abstand schlechtesten Start der gesamten Trilogie. Mit ähnlichen kreativen und kommerziellen Implosionen für "Morbius", "Madame Web" und "Kraven The Hunter" und ohne weitere in Planung befindliche Großbildprojekte markierte dies den Anfang vom Ende für Sonys Spider-Man-loses Spider-Man-Universum.

5,5/10

Quellen
Inhaltsangabe: Sony Pictures
Poster/Artwork: Sony Pictures

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