Kurz vor der Hochzeit entdeckt eine Frau ein schockierendes Geheimnis über ihre zukünftigen Schwiegereltern. Während sie versucht, die Wahrheit ans Licht zu bringen, gerät sie in ein Netz aus Lügen, Misstrauen und gefährlichen Enthüllungen, die alles infrage stellen.
Familien können wunderbar sein, aber auch chaotisch, dysfunktional und skurril. Und weil Familie – insbesondere die Herkunftsfamilie – in vielen Kulturen weltweit so wichtig ist, ist es oft schwierig, über dieses Thema zu sprechen, wenn die eigene Familie nicht gerade perfekt ist. Besonders schwierig ist es, wenn man entweder keine Herkunftsfamilie hat oder sich von ihr entfremdet hat. Regisseur Daniel Orihai präsentiert mit "The Weekend" einen treibenden, mitreißenden Horrorklassiker aus Nigeria, erzählt die Geschichte einer toxischen Familie und zeigt, wie schwer es ist, aus dysfunktionalen Dynamiken auszubrechen - und wie leicht man wieder hineingezogen werden kann.
Nikiya (Uzoamaka Aniunoh) ist alles, wovon ihr sanftmütiger, vegetarischer Verlobter Luc (Bucci Franklin) nur träumen konnte; sie ist selbstbewusst, wunderschön und genauso in ihn verliebt wie er in sie. Doch ohne eigene Familie sehnt sie sich nach einem Platz in einer traditionellen Familie, Großeltern, Cousinen, Neffen - was im direkten Widerspruch zu Lucs jahrelangem Entschluss steht, alle Verbindungen zu seiner Mutter, seinem Vater und seiner Schwester abzubrechen. Als Luc eine Einladung zur Hochzeitstagsfeier seiner Eltern in seinem Heimatdorf erhält, gibt er widerwillig nach. Doch bei seiner Ankunft erinnert er sich schnell daran, warum er ursprünglich auf Distanz bleiben wollte.
Für Genrefans dürfte "The Weekend" schnell sein Geheimnis offenbaren. Das erste Treffen erfüllt Nikiya mit Hoffnung auf eine Versöhnung zwischen Luc und seiner Familie. Doch alles hier gerät recht schnell ins Wanken. Noch vor Ende des Wochenendes kommt die schreckliche Wahrheit über Lucs Familie ans Licht. Obwohl "The Weekend" eine vielversprechende Prämisse hat, ist der Film nicht so gelungen, wie er hätte sein können. Das Tempo ist durchweg langsam. Übertrieben erklärende Dialoge ziehen den Film zusätzlich in die Länge. Die Figuren beschreiben oft die Handlungen der vorangegangenen Szenen und erklären ihre Motive und Gedanken so präzise, dass kein Raum für Nuancen bleibt. Der letzte Akt, obwohl ein Höhepunkt, zieht sich viel zu lange hin.
Und doch: Trotz dieser Mängel liefert "The Weekend" in einigen Bereichen. Mit einer Laufzeit von knapp zwei Stunden ist "The Weekend" auch überraschend gut getaktet und enthüllt jede Wendung mit einem fesselnden Rhythmus, der volle Aufmerksamkeit erfordert. Einige Momente des Films sind düster-komisch und befriedigend. Alle Schauspieler sind sichtlich talentiert und spielen ihre Rollen mit großer Aufrichtigkeit. Das Bühnenbild ist visuell interessant und verbindet traditionelle nigerianische Kunst mit modernen Elementen. Damit ist es schwer, genau zu sagen, was "The Weekend" so erfolgreich macht. Einerseits verdient die Leistung zweier der Schlüsselfiguren des Films – der Schauspielerinnen Uzoamaka Aniunoh, die Nikiya spielt, und Meg Otanwa, Lucs Schwester Kama – sofort Anerkennung. Es ist ein Ensemblefilm voller faszinierender Charaktere und insgesamt starker Leistungen, die selbst bei kurzen Ausflügen ins Seifenopern-Gebiet kaum nachlassen. Doch es sind insbesondere Aniunoh und Otanwa, die den Film auszeichnen und ihn nicht nur zu etwas Besonderem, sondern auch zu etwas grundlegend Authentischem auf eine sehr zugängliche und menschliche Weise machen. "The Weekend" ist damit eine gute Geschichte über Familien, Rituale, Dinge, die man fraglos für selbstverständlich hält und zugleich eine düstere Geschichte über Loyalität und außer Kontrolle geratene Traditionen.
6,5/10
Quellen:
Inhaltsangabe: Filmstarts
Poster/Artwork: Trino Motion Pictures
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