Sonntag, 11. Mai 2025

The Rule Of Jenny Pen (2024)

https://www.imdb.com/de/title/tt6874690/

In einem abgeschiedenen Pflegeheim, weit entfernt von der Außenwelt, lebt ein ehemaliger Richter, dessen Körper durch einen Schlaganfall schwer gezeichnet ist. Gefangen in seiner eingeschränkten Beweglichkeit wird er Zeuge einer Reihe unheimlicher Ereignisse: Ein älterer Psychopath nutzt eine scheinbar harmlose Kinderpuppe, um die anderen Bewohner zu manipulieren und in tödliche Situationen zu treiben. Trotz seiner körperlichen Einschränkungen muss der einstige Gesetzeshüter all seine geistige Stärke und seinen Scharfsinn aufbieten, um das perfide Treiben zu durchbrechen und die Gefahr zu stoppen, bevor es zu spät ist.

Normalerweise handeln Horrorfilme, die ältere Schauspieler für den Schockeffekt ausnutzen, von Frauen. "The Rule Of Jenny Pen" ist in jeder Hinsicht anders. Anders, als alles, was man bisher so sehen konnte. In dem Film spielen John Lithgow und Geoffrey Rush zwei regelrecht melodramatischen Rollen, die den grotesken Schrecken des Alterns und das Dasein in einem Seniorenwohnheim hervorheben. Gleichzeitig behandelt "The Rule Of Jenny Pen" einige sehr ernste (manche würden sogar sagen traumatische) Themen, legt den Finger in die offenen Wunden von medizinischem Gaslighting, Misshandlung älterer Menschen und sexuellem Missbrauch. In Kombination mit der überzeugenden Kameraführung und der kunstvollen Regie wirkt der Film sehr typisch Ari Aster, insbesondere als zu Beginn des Films ein alter Mann willkürlich verbrennt.

Regisseur James Ashcroft versucht hier etwas ähnlich Schelmisches wie Aster und wenn "The Rule Of Jenny Pen" den Zuschauer einmal packt, hat er schon gewonnen. Leider wechselt Ashcroft jedoch zu oft plump zwischen schwarzer Komödie und verstörender Gewalt, anstatt die schwierigere Aufgabe zu meistern, beides zu einem widerlichen, aber dennoch unbestreitbar spannenden Erlebnis zu verbinden. Lithgow und Rush sind gleichsam ein ungleiches Paar unangenehmer Persönlichkeiten. Stefan (Geoffrey Rush) ist ein angesehener (und scheinbar freundloser) neuseeländischer Richter, der nach einem Schlaganfall in der Eröffnungsszene an den Rollstuhl gefesselt ist. (Er verkündet vor Gericht das Urteil in einem Fall von Kindesmissbrauch) Stefan ist außerdem ein herablassender Snob, unhöflich zu seinem Zimmergenossen im Pflegeheim (George Henare) und verächtlich gegenüber dem überwiegend weiblichen Pflegepersonal. Dave (John Lithgow) hingegen ist verrückt, psychotisch und viel gefährlicher, als er aussieht.

Der langjährige Bewohner Dave hat Royale Pine Mews zu seinem persönlichen Lehen gemacht, terrorisiert seine Landsleute jede Nacht nach dem Lichtausschalten und manipuliert das Personal, um seinen Willen durchzusetzen. Wer sich weigert, das Knie zu beugen und das Arschloch der titelgebenden Puppe zu lecken - wirklich; so wird es im Film formuliert und die körperliche Handlung verlangt –, könnte "im Schlaf sterben". Die Szenen, in denen Dave seine Mitbewohner foltert, sind erschreckend, wie sadistische Dominanzdarstellungen gegenüber hilflosen Menschen es sein sollten. Merkwürdig wird es, wenn später Aufnahmen derselben Nebenfiguren, von denen viele in unterschiedlichen Stadien der Demenz sind, für Lacher sorgen.

Ist das ein Albtraum oder ein schwarzhumoriger Witz? "The Rule Of Jenny Pen" wirkt die meiste Zeit wie ein Albtraum, während Stefans Dilemma sich verschärft und sein Körper gleichzeitig verfällt. Am Ende des Films kann er kaum noch Essen im Mund behalten, und wieder ist die Kluft zwischen Mitgefühl für diese Figur und dem Schwelgen in seinem Leiden unglaublich groß. So kommt es, dass Lithgow und Rush gegen Ende des Films in eine cartoonhafte körperliche Auseinandersetzung geraten, wobei die Kamera nur wenige Zentimeter von ihren Nasen entfernt ist, um einen maximalen karnevalesken Effekt zu erzielen.

Ein großer Teil der Anziehungskraft liegt in Lithgows Besetzung. Man kann nur fasziniert zuschauen, wenn dieser sanftmütige Mann sich völlig übertrieben böse gibt, und Lithgow kommt dem in bis über den Bauchnabel hochgezogenen Hosen und einer gruseligen Babypuppe an der Hand nach. "The Rule Of Jenny Pen" findet auch oft genug die Balance, sodass der angestrebte Witz letztendlich auch zündet. Er könnte jedoch noch stärker wirken, wenn seine Wirkung nicht durch die überlange Laufzeit und den uneinheitlichen Ton abgeschwächt würde. Für einen Film, der sich selbst zu seinem eigenen Vergnügen unterbietet, ist er jedoch durchaus in Ordnung.

6,5/10

Quellen:
Inhaltsangabe: Filmstarts
Poster/Artwork
Light in the Dark Productions

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