Ein Übermaß an schlechten Nachrichten führt dazu, dass der arbeitslose Filmemacher Jimmy Lang (Joe Begos) in eine außer Kontrolle geratene Sauferei gerät und behauptet, von Außerirdischen entführt worden zu sein. Aus Angst vor deren Rückkehr kontaktiert er seinen alten Freund Stiggs (Matt Mercer), der ihm bei der Kriegsvorbereitung helfen soll. Als die Sonne untergeht, werden die beiden in eine halluzinatorische Explosion aus Außerirdischen, Drogen, Alkohol und einem regelrechten Blutbad geworfen.
Joe Begos’ "Jimmy And Stiggs" ist ein Film, der aus der Pandemie heraus entstanden ist und sich stark mit dieser herausfordernden, nachdenklichen und isolierenden Zeit auseinandersetzt. Und es ist DIY-Horror vom Feinsten. Begos Engagement in "Jimmy And Stiggs" ist nicht ovn der Hand zu weisen: er schreibt, führt Regie, fungiert als Produktionsdesigner und spielt sogar die Hauptrolle, was den FIlm für ihn zu einem besonders intimen und persönlichen Projekt zu machen scheint. "Jimmy And Stiggs" ist ein wahnsinniges Alien-Splatterfest, erzählt aber auch eine wunderschöne Geschichte über Freundschaft, gegenseitige Abhängigkeit und Paranoia - der perfekte Film, der aus so einer Situation entstehen konnte. "Jimmy And Stiggs" erzählt eine sehr einfache Geschichte: Der arbeitslose Filmemacher Jimmy (Joe Begos) führt nach einer Entführung mit Hilfe seines Freundes Stiggs (Matt Mercer) Krieg gegen Außerirdische. Die visuelle Gestaltung, die Kameraführung und die Spezialeffekte des Films sind jedoch alles andere als einfach. Es ist ein Meisterwerk nach dem Motto „Weniger ist mehr“, aber in seinem Lo-Fi-Stil auch irgendwie extrem maximalistisch. Es ist die Art von Film, die die meisten Regisseure als ihren kämpferischen ersten Film drehen würden - nicht als ihren sechsten und das verleiht ihm ein ganz besonderes Gefühl.
Das Beeindruckendste an "Jimmy And Stiggs" ist, dass er die Landung meistert und alles souverän am Laufen hält. Der Film, der sich über 24 Stunden erstreckt, ist ein kaleidoskopisches, kokaingetränktes 16-mm-Exploitation-Kammerstück ohne Filter und ohne jeden Respekt. Er fängt elegant das Gefühl ein, auf einem grausamen Saufgelage zu sein. Es ist ein Horrorfilm, der sich manchmal anfühlt, als würde man in einer Lavalampe ertrinken oder sich in einem Spukhaus verlieren, während man auf Halluzinationen steht. Der Film hat zunächst Spaß daran, das Publikum fragen zu lassen, ob Jimmys Aufruhr real ist, ein drogenbedingter Fiebertraum oder etwas dazwischen. Der Film versetzt den Zuschauer in einen ständigen Nebel und genießt dann das damit einhergehende Chaos.
"Jimmy And Stiggs" ist voller großartiger, eindringlicher, subversiver Szenen, die Jimmys Haus mit regenbogenfarbenem Alienblut und Körperteilen übersät zurücklassen. Fans von Spezialeffekten und Gore-Fans werden ausflippen. Es gibt Zerstückelungen in Hülle und Fülle und einen ziemlich brillanten Blutspritzer aus einer Bierflasche, der dem Publikum noch lange nach dem Ende im Gedächtnis bleiben wird. Es gibt mehrere Momente, in denen sich der Film wie Begos’ Antwort auf Peter Jacksons "Braindead" oder Sam Raimis "Tanz der Teufel" anfühlt. Sogar die unerhörten und ausgedehnten Kampfsequenzen erinnern stark an "Sie leben!". Trotzdem ist dies mehr als nur eine oberflächliche Splatter-Show. Der Film besticht durch exzellenten und intuitiven Schnitt und Kameraführung. Dazu gehören besonders inspirierte Ich-Perspektiven, die den Streifen zur besten inoffiziellen "Doom"-Adaption machen, die die Welt je gesehen hat. Der Film enthält zwar kein Found-Footage-Element, wirkt aber wie ein solcher Film, der eine neue Generation auf ähnliche Weise inspirieren, verwirren und erschrecken könnte. Es ist ein seltener Fall eines Films, bei dem sich der erste Akt tatsächlich wie der dritte anfühlt, nur um dann noch weiter zu eskalieren und noch verrückter zu werden. Es ist beeindruckend, wie Begos immer wieder Wege findet, den Einsatz zu erhöhen und größere Adrenalinschübe zu erleben. Bemerkenswerterweise besteht mehr als die Hälfte der Dialoge des Films aus Grunzen, Schreien und "Fucks". Das mag zwar die Geduld mancher Leute strapazieren, aber es funktioniert, fast widerwillig.
Die Welt braucht mehr verspielte, aber dennoch apokalyptische Horrorfilme wie "Jimmy And Stiggs". Es ist ein Film, der ständig Tricks zeigt und dem Publikum ständig Blut ins Gesicht spritzt, aber im Kern hat alles einen ernsthaften, verletzlichen Charakter. Jimmy mag Außerirdische in Stücke reißen und seinen Körper wie eine stumpfe Waffe behandeln, aber er ist einfach jemand, der gesehen, wichtig und ernst genommen werden will. Nicht jeder erlebt, wie Außerirdische in sein Zuhause eindringen, aber diese aufdringlichen Gedanken und der Wunsch, Erwartungen zu übertreffen, sind unendlich menschlich.
7/10
Quellen:
Inhaltsangabe: Filmstarts
Poster/Artwork: Channel 83 Films
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen