Samstag, 10. Mai 2025

Bring Them Down (2024)

https://www.imdb.com/de/title/tt14186876/

Als eine marode Brücke einstürzt, birst auch der Burgfrieden zweier benachbarter irischer Bauernfamilien und jahrzehntelang schwelende Konflikte werden an die Oberfläche katapultiert. Michael (Christopher Abbott) ist seit einem tragischen Autounfall traumatisiert. Seine damalige Freundin Caroline, bis heute von dem Unglück gezeichnet, hat in die verhasste Nachbarsfamilie eingeheiratet. Als Michael mit ihrem Sohn Jack (Barry Keoghan) wie ein Gespenst der Vergangenheit auf dem Hof auftaucht, ahnt sie nichts Gutes. Überwältigt von Zorn und Verzweiflung schlittern Michael und Jack in eine Spirale der Gewalt und einen lebensbedrohlichen Zweikampf...

Ein Hauch von bösem Blut steigt in diesem Rachedrama im ländlichen Westen Irlands auf, das von Regiedebütant Christopher Andrews gedreht wurde. Und das Publikum wird gleichzeitig aufgefordert, mit der inneren Verletzlichkeit der männlichen Charaktere mitzufühlen. Der Film ist stark und leidenschaftlich gespielt, wird aber durch eine bizarre und fast absurde Ausschmückung von brutaler Gewalt unterbrochen. Dies untergräbt etwas die emotionale Realität des Geschehens und wird dem anhaltenden Aufwand, der für einen bestimmten Akt grotesker Metzelei erforderlich ist, nicht ganz gerecht.

Der Titel bezieht sich einerseits auf die Entscheidung, das Vieh von den Weiden auf die Felder zu treiben, impliziert aber auch eine schreckliche, gewollte Katastrophe. Groll und Schuldgefühle sind in dieser Ecke des ländlichen Irlands tief verwurzelt. Die Männer, die dieses Land seit Generationen bewirtschaften, verteidigen ihren Groll ebenso vehement wie ihre Traditionen in dieser packenden Geschichte um Blutrache. Christopher Abbott spielt den Schafzüchter Michael, der sein Temperament und seine Gewaltbereitschaft vielleicht von seinem mürrischen alten Vater Ray (Colm Meaney) geerbt hat; der ältere Mann misshandelte und terrorisierte einst Michaels verstorbene Mutter Peggy (Susan Lynch), eine Situation, die eine schreckliche Katastrophe herbeiführte, die indirekt im Prolog des Films gezeigt wird. Inzwischen ist Michaels Ex-Freundin Caroline (Nora-Jane Noone) mit dem benachbarten Bauern Gary (Paul Ready) verheiratet, und sie haben einen Sohn, Jack (Barry Keoghan). Gary hasst Ray und Michael, zum Teil, weil er vermutet, dass Caroline noch Gefühle für Michael hat, und auch, weil sie sich weigern, ihm ein Stück ihres Landes zu verkaufen, das er für ein Ferienhausprojekt benötigt, für das er vorschnell Kredite aufgenommen hat. Also stiehlt Gary ein paar ihrer Schafböcke, die sich auf sein Land verirrt haben, teils aus Bosheit, teils, um sie für dringend benötigtes Geld zu verkaufen.

Und so beginnt der hässliche, eskalierende Streit, und der Film zeigt eine weitere, größere territoriale Konsequenz: Michael und Ray sprechen tiefstes Irisch, Gary nur Englisch - und Andrews lässt uns die Geschichte aus Garys und Jacks Sicht zurückspulen. Der Film zeigt zwar den giftigen Machogedanken des Geschehens, und gestohlene Schafböcke fungieren durchaus als Metapher für toxische Männlichkeit. Doch handlungstechnisch hat die Entwicklung sogar etwas Absurdes an sich. Dennoch: diese aufwühlende Familiengeschichte aus Blut, Dreck und Erde, eingebettet in die atemberaubend fotografierte Landschaft des County Wicklow an der Ostküste Irlands, lässt den Zuschauer keinen Augenblick lang zur Ruhe kommen. "Bring Them Down" ist ein ordentlicher Debütfilm von Christopher Andrews - eine ergreifende Rachegeschichte, untermalt von einer wilden, perkussiven Filmmusik von Hannah Peel, die klingt, als wäre sie auf Schrott und verlassenen Landmaschinen gespielt worden.

6,5/10

Quellen:
Inhaltsangabe: MUBI/amazon Video
Poster/Artwork
MUBI/Tailored Films/Wild Swim Films

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