Donnerstag, 15. Juni 2023

The Unholy (2021)

https://www.imdb.com/title/tt9419056/

Alice (Cricket Brown) ist ein junge taubstumme Frau, die nach einer angeblichen Heimsuchung durch die Jungfrau Maria auf unerklärliche Weise hören, sprechen und Kranke heilen kann. Als sich die Nachricht verbreitet und Menschen von nah und fern herbeiströmen, um Zeuge ihrer Wunder zu werden, besucht der in Ungnade gefallene Journalist Gerry Fenn (Jeffrey Dean Morgan), der hofft, seine Karriere wiederzubeleben, die kleine Stadt in New England, um Nachforschungen anzustellen. Als sich rundherum erschreckende Ereignisse ereignen, beginnt er sich zu fragen, ob diese Phänomene das Werk der Jungfrau Maria sind oder etwas viel Unheilvolleres...

"The Unholy" ist ein Horrorfilm, in dem mal wieder ein biblischer Kontaext zum Tragen kommt, der den Film anfänglich nicht exotischer klingen lässt als die letzte "Exorzist"-Kopie oder die vorjährige Ausgabe des "Conjuring"-Franchise. Aber "The Unholy" hat eine religiöse Handlung, die tatsächlich auch mal funktioniert. In der Hauptrolle ist eine unbekannte Schauspielerin namens Cricket Brown, die mit ihrer melodiöse Stimme und ebensolchen Gesichtszügen manchmal an die junge Natalie Portman erinnert, zu sehen, die eine taubstumme junge Frau namens Alice spielt. Sie hat Visionen von dem, was sie für die Jungfrau Maria hält. Durch die Aufnahme von Marias Geist kann Alice plötzlich hören und sprechen und Kranke heilen, was Menschenmassen in ihr ländliches Städtchen Banfield, Massachusetts, anlockt. "The Unholy" basiert auf einem Roman von James Herbert aus dem Jahr 1983 und seine Hauptfigur, abgesehen von Alice, ist ein (erneut in Ungnade gefallener) Journalist, namens Gerry Fenn. Er wird von Jeffrey Dean Morgan mit dessen schäbigen Elan gespielt, der ihn zu einem gewinnenden, abgestumpften Stellvertreter für den Skeptiker im Publikum macht. 

Dies ist der erste Spielfilm unter der Regie von Evan Spiliotopoulos, der als Drehbuchautor an Filmen wie "Hercules"  gearbeitet hat, und während er die konventionellen Themen des Megaplex-Horrors trifft, gelingt es ihm, sie mit einer stromlinienförmigen Kohärenz und Direktheit zu gestalten. Die Tropen mögen standardmäßig erscheinen - die blitzartigen Schnitte des Bösen, das Flüstern auf der Tonspur, das verhüllte Gespenst, das immer wieder auftaucht, um den Zuschauer aufzurütteln, wie der "Slender Man" oder "Candyman" oder ein wiederkehrender Geist aus dem dreitausendsten Teil der "Insidious"-Reihe. Das Problem mit zu vielen Horrorfilmen ist, dass sie all ihre Techniken, das Timing und Grinsen in einer stoischen Gleichgültigkeit und erwartbaren Haltung aufbietet, um im Grunde genommen "Buh!" zu sagen. Bei "The Unholy" kann man ein ein paar Mal zusammenzucken, aber jenseits des Gruselfaktors wird die wiederauferstandene Dämonin des Films zu einer echten Figur, die so hypnotisch besessen ist und sich mit einer bedrohlichen Ruckartigkeit bewegt. Die Bilder des Films entstammen einem christlichen Albtraum: die Stigmata (in diesem Fall religiöse Statuen mit eleganten Blutstränen), die Figur der Maria selbst, die in diesem Mantel eine schwarze Maske trägt, die sie als eine geisterhafte Marionette des Todes kennzeichnet.

William Sadler in der Rolle des heiligen, aber zum Tode verurteilten Pater Hagan zitiert Martin Luther und bringt damit das Thema des Films auf den Punkt: "Wo Gott eine Kirche baut, baut der Teufel eine Kapelle." Und Cary Elwes als Bischof Gyre von der Erzdiözese Boston hat einen Bostoner Akzent, der anfangs etwas wackelig ist, aber Elwes setzt ihn gut ein und macht aus dem Bischof einen religiösen Politiker, der es versteht, das Showbiz eines guten Wunders auszunutzen. Er setzt sich dafür ein, die Kirche von Banfield in einen heiligen Schrein zu verwandeln. "The Unholy" schreibt das Buch des religiösen Horrors nicht neu, aber es ist die Art seltener zeitgenössischer Horrorfilm, der tatsächlich Vertrauen in die Geschichte hat, die er erzählt. 

6/10

Quellen
Inhaltsangabe: Netflix

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